Dortmund. Die Autofahrer kommen auf NRW-Straßen langsamer voran als im Bundesdurchschnitt. Das ist ein Ergebnis einer Studie des Instituts für Verkehrswissenschaft der Uni Münster (IVM). Dem Land droht der Verkehrskollaps.
Autofahrer in Nordrhein-Westfalen kommen weitaus langsamer voran als im Bundesdurchschnitt. Das ist ein Ergebnis einer Studie des Instituts für Verkehrswissenschaft der Uni Münster (IVM), die gestern in Dortmund vorgestellt wurde. Demnach ist der Autofahrer in NRW mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 31,6 Stundenkilometern unterwegs. Im Bundesschnitt legt er in einer Stunde 51,3 Kilometer zurück. „Bei uns braucht man am längsten, um woanders hinzukommen”, so IVM-Direktor Karl-Hans Hartwig.
Das Ergebnis ist Teil einer Studie, die NRW einen „Verkehrskollaps” voraussagt. Die Studie wurde im Auftrag des Verkehrsverbandes Westfalen erstellt, in dem die Industrie- und Handelskammern der Region sowie Städte, Kreise und Infrastrukturunternehmen vertreten sind. Sie trägt unter anderem Daten über Stauhäufigkeit, Straßenzustand und den Landesanteil an den Investitionen ins Bundesfern- straßennetz zusammen. Ergebnis: NRW habe überall schlechte Werte vorzuweisen. So gebe es im Land 104 Autobahnabschnitte, auf denen sich der Verkehr im Durchschnitt eine Stunde am Tag staut. Und die vom Bund bereitgestellten Mittel für NRW seien „gemessen am Bedarf weit unterdurchschnittlich”, so Hartwig.
Quittung für kurzfristige Politik
Als „Quittung für eine kurzfristige Politik der Vergangenheit” bezeichnete der Ehrenvorsitzende des Verkehrsverbands Westfalen, Rudolf Brickenstein, die Probleme. Der Verband plädiere dafür, die Finanzierung der Bundesfern- straßen auf andere Beine zu stellen. So müsse ein „Mobilitätspakt” zwischen Bund und Ländern geschlossen werden. Er soll sicherstellen, dass zusätzliche Einnahmen aus der Lkw-Maut direkt in den Fernstraßenausbau fließen. Langfristig sollten die Mittel von einem eigenständigen Fernstraßen-Fonds verwaltet werden - „unabhängig vom Länder- und Parteienproporz”, so Verkehrswissenschaftler Hartwig: „Dann würden viel mehr Mittel in die Ballungszentren fließen und nicht mehr so viele nach Ostdeutschland.”
Das Bundesverkehrsministerium trat dem Vorwurf, NRW werde beim Straßenausbau benachteiligt, entgegen. Seit 1999 sei der Anteil des Landes an Investitionsmitteln im Bundesfernstraßenhaushalt um rund 70 Prozent gestiegen – von 493 auf 852 Millionen Euro.