Berlin. Der VW Käfer lief und lief und lief. Das konnte man vom Nachfolger Beetle zumindest in Deutschland nicht behaupten. Er wurde nicht wirklich gewollt. Das soll beim Enkel des Käfers anders werden. Vielleicht hilft der Motor der Golf GTI dabei.

Retro ist nichts Neues - im wahrsten Sinn des Wortes. Denn die Neuauflage des Mini von BMW, die als erste auf alte Tugenden aus Blech und Stahl gesetzt hat, kommt in zwei Jahren schon in ihrer dritten Generation auf den Markt. So weit hat es der Käfer-Nachfolger Beetle zwar noch nicht gebracht, aber immerhin bis zur zweiten Auflage, die ab Oktober in Deutschland bei den VW-Händlern stehen wird.

Und das Schöne daran - dieses Mal steckt in dem Beetle tatsächlich ein wenig Käfer und das nicht nur optisch, sondern auch namentlich. Denn auf Wunsch des Kunden und gegen entsprechendes Kleingeld als Aufpreis kommt der kompakte Krabbler mit dem entsprechenden Schriftzug am Heck und vor allem in der gewünschten Landessprache daher.

Da kann es schnell mal am schicken Hintern heißen: Käfer, Beetle, Vocho, Coccinelle, Fusca oder Maggiolino. Doch dieser Hinweis wäre gar nicht nötig. Seine Herkunft sieht man dem "Beetle", wohlgemerkt dieses Mal ohne den Namenszusatz "New", auf den ersten Blick an.

Silhouette beim Ur-Käfer abgeguckt

Vor allem bei der Silhouette haben die Designer ganz offensichtlich und absichtlich beim Käfer abgeguckt und eine deutlich flachere Seitenlinie mit weniger Rundungen geschaffen als bei der ersten Neuauflage im Jahr 1998. In Kombination mit den kräftig ausgestellten Radhäusern, die aktuell mit bis zu 19 Zoll großen Rädern bestückt werden können (bald sollen sogar 20-Zoll-Räder möglich sein), soll der Neue im Vergleich zum New Beetle deutlich "maskuliner" erscheinen - so wie es sich in den vergangenen Jahren alle typischen Frauenautos wie Mercedes SLK, Renault Twingo oder Ford Ka vorgenommen haben. Die Emanzipation des Frauenautos quasi.

Der neue VW Beetle

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    Doch ein paar Muskeln aus Stahl und 19-Zoll-Räder machen aus dem Beetle noch lange kein Auto, für das "Mann" den Golf GTI stehen lassen würde. Genauso wenig wie Kult alleine noch kein gutes Auto macht, wie VW-Chefentwickler Ulrich Hackenberg bei der Premiere der neuen Generation treffend erklärt. Und wer weiß das besser als VW. Schließlich ist der New Beetle zumindest in Deutschland vergleichsweise erfolglos.

    Wo der Neue hinwill, ist noch offen. Klar ist jedoch, dass er die ganze Welt erobern will, allen voran China. Mittelfristig soll das Reich der Mitte zum zweitgrößten Beetle-Markt hinter den USA werden, das hat zumindest VW-Chef Martin Winterkorn erklärtermaßen im Visier. Eine derartige Welt-Karriere hätte sich der Ur-Käfer bei seinem Debüt im Jahr 1938 nie erträumen lassen. Genauso wenig, wie einmal von einem 200-PS-Motor auf Touren gebracht zu werden. Doch genau das ist nun der Fall.

    Zwei-Liter-Turbo unter der Haube

    Der aus dem Golf GTI bekannte 2,0-Liter-Turbomotor, der unter der Haube des "Beetle Sport" steckt, beschleunigt das Kult-Blechle in 7,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Schluss ist erst bei 223 km/h. Da reißt selbst die rollende Rennlegende und Hollywood-Schauspieler "Herbie" die Chrom-Lider vor Staunen auf. Der Käfer im Rennkleid musste bei seiner Filmrolle mit 25 kW/34 PS die Konkurrenz ausstechen.

    Mit dem GTI-Motor wäre das sicherlich noch leichter gelungen. Denn der leistungswillige Vierzylinder macht dem Beetle richtig Beine. Vor allem, wenn der Fahrer den Wählhebel des Sechsgang-DSG-Getriebes auf "S" stellt und seinen rechten Fuß kräftig streckt. Dann legt das Krabbeltier los und rennt dank der guten Automatik ruckelfrei Richtung Horizont. Fürs Abheben reicht die Kraft allerdings selbst mit dem zum Topmotor gehörenden Heckspoiler am Ende nicht.

    Im "D"-Modus gibt sich der Beetle sogar ein wenig flügellahm und krabbelt tendenziell eher im Drehzahl-Keller, als auf hohen Touren zu schweben - was von tief-brummeligen Motorgeräuschen begleitet wird. Das kann der Fahrer jedoch mit einem Tritt ändern. Denn auf einen Kick-Down-Befehl reagiert der Beetle auch im D-Modus mit sofortiger Beschleunigung. Das muss dann mit einem ordentlichen Motordurst bezahlt werden, der bei flotter Fahrt schnell mal zweistellig ausfällt. Für Abhilfe sollen Start-Stopp-Systeme sorgen, die allerdings erst ab kommendem Jahr angeboten werden. (mid)