Silverstone. . Mit Umbauten, neuer Boxenanlage und neuen Fahrerlagern putzte sich Silverstone den Staub von der Strecke. Die Heimat der Formel 1 empfängt die Fahrer und Teams jetzt mit Modernität. Der traditionelle Charakter blieb erhalten.
Silverstone ist britische Tradition pur, die aber bislang auch etwas unmodernes vermittelte. Damit ist jetzt Schluss. An diesem Wochenende präsentiert sich Silverstone mit einer neuen Boxenanlage, die den antiquierten Standard der Vergangenheit in den Schatten stellt. „Ich habe die neue Boxenanlage und das neue Fahrerlager bereits besichtigt und gemeinsam mit den Streckenumbauten aus dem letzten Jahr ist Silverstone nun eine Strecke, auf die wir stolz sein können“, sagte Mercedes GP Teamchef Ross Brawn.
In Silverstone fand vor geschlagenen 61 Jahren das erste Formel 1-Rennen statt. Doch seitdem hat sich am Streckenverlauf viel verändert und etwas ist immer gleich geblieben: die Geschwindigkeit. Mitte der 80er Jahre war Silverstone dank seiner flüssigen Kurven die schnellste Strecke im Rennkalender. Bemerkenswert: Die Rekord-Pole-Runde aus der Saison 1985 von Keke Rosberg mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 259 km/h blieb sogar bis 2002 bestehen.
Charakter der Strecke bleibt erhalten
Obwohl die Strecke im vergangenen Jahr verlängert wurde, blieb der ursprüngliche Charakter erhalten. Und mit der neuen ersten Kurve wurde sogar noch eine Vollgaskurve hinzugefügt.
Kein Wunder, dass Silverstone immer wieder als Beispiel für eine Fahrerstrecke genannt wird. Der so genannte Becketts-Komplex besteht aus fünf Kurven, in denen die Fahrer innerhalb kürzester Zeit extrem hohen, entgegengesetzten G-Kräften ausgesetzt werden. „In Silverstone kommt es viel auf High-Speed an, aber es geht auch darum, die Kombination von Kurve 11 bis 14 richtig hinzubekommen. Wenn man die erste nicht richtig erwischt, zieht sich das bis zur letzten durch“, erläutert Michael Schumacher. Teamkollege Nico Rosberg ergänzt: „Es ist eine tolle, sehr fordernde Passage, da das Auto dort so viel Grip besitzt. Man benötigt eine perfekte Fahrzeugbalance für eine gute Runde.“ Die Autos werden durchschnittlich mit einer vertikalen Kraft von 21 Kilonewton belastet (das entspricht 2,1 Tonnen). Die Fahrer berühren das Bremspedal in der „Becketts“ kaum.
77 Punkte Vorsprung
F1-Weltmeister Sebastian Vettel reist mit einem respektablen WM-Punktekonto von 186 Zählern nach Silverstone, dem neunten Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft 2011.
Vettels sechster Triumph
Ihm folgen Jenson Button und Teamkollege Mark Webber mit jeweils 109 Punkten sowie Lewis Hamilton mit 97 Zählern. Auch auf dem 5,891 Kilometer langen Kurs von Silverstone, der zweitlängsten Rennstrecke im F1-Kalender, werden wohl erneut Red Bull, Ferrari und McLaren Mercedes den Ton angeben. Norbert Haug, Mercedes-Benz Motorsportchef, warnt schon einmal vor: „Unser junges Team ist in seinem zweiten Jahr leistungsmäßig noch nicht dort, wo wir hin wollen. Zuletzt blieben wir deutlich hinter den Top-Drei-Teams zurück und das wird sich in Silverstone nicht grundsätzlich ändern.“ Eine ebenso realistische wie ehrliche Aussage, die zeigt, dass das Werksteam aus Deutschland noch viel Arbeit vor sich hat. Dass ein Sieg in diesem Jahr noch möglich ist, darf nach heutigem Ermessen bezweifelt werden.
Neue Reifen , neue Herausforderung
Im vergangenen Jahr konnte man in Silverstone sehen, dass die neue Streckenführung das Überholen erleichtert. Mit dem verstellbaren Heckflügel dürfte das jetzt noch interessanter werden. Und die neuen Reifen werden erneut eine Schlüsselrolle spielen. Hier stehen die weiche und die harte Reifenmischung zur Verfügung.
„Mit den harten Reifen müssen wir aufpassen, weil sie intensives Aufwärmen erfordern. Aufgrund der Streckencharakteristik sollte das in Silverstone besser funktionieren. Allerdings spielen auch die Außentemperaturen eine Rolle“, erklärte James Kex, Technischer Direktor bei Sauber. „Mit der weichen Mischung sind wir zufrieden, sie dürfte die richtige Wahl sein für diese Strecke. In Silverstone werden die Reifen stark gefordert, einerseits durch die Fliehkräfte in den schnellen Kurven, andererseits durch einen rauen, aggressiven Fahrbahnbelag.“
Dieser Asphalt ist echtes Red Bull Land, so siegte 2009 Vettel, 2010 war Webber der Sieger – und wer steht 2011 in England ganz oben auf dem Podest?