GP Südkorea – Sebastian Vettel, Formel-1-Weltmeister 2011, wird auch bei den letzten Rennen auf Sieg fahren.
Das Feiern hat erst einmal ein Ende. „Die zurückliegenden Tage waren großartig, aber jetzt konzentriere ich mich voll und ganz auf das Rennen in Korea“, versicherte Sebastian Vettel nach seiner Ankunft an der Rennstrecke am Donnerstag. Denn der Korean International Circuit in Yeongam hat so seine Tücken. „Der Kurs ist sehr herausfordernd und ziemlich eng, speziell am Eingang zur Boxengasse gibt es nicht viel Platz. Du fährst nahezu blind an der Mauer entlang und musst schnell reagieren können, falls dein Vordermann in die Boxengasse abbiegt.“ Aufgrund der Tatsache, dass seit dem ersten Grand Prix von Südkorea vor zwölf Monaten keinerlei Rennen auf dem 5,621 Kilometer langen Kurs stattfanden, rechnen die Fahrer mit wenig Grip am Beginn des Renn-Wochenendes.
Als interessante Stelle der Strecke macht Vettel Kurve elf aus, die über zwei Scheitelpunkte verfügt. Generell erinnert ihn Yeongam an drei andere Strecken aus dem Grand-Prix-Kalender. „Der erste Teil erinnert mich an die Türkei. Im zweiten Teil gibt es lange Geraden wie in Monza und der dritte Teil besteht aus engen Kurven wie auf einem Stadtkurs. Mir kommt es so vor, als wurden für den Bau Kurven aus Monte Carlo und Istanbul herangezogen“, glaubt Red Bull-Pilot Vettel. Im Vorjahr bedurfte es zu Beginn etwas Anpassungsarbeit, weil das Grip-Niveau auf dem ganz frischen Asphalt extrem niedrig war. Als dann Gummi auf der Strecke lag, zeigte es sich, dass der Kurs technisch anspruchsvoll ist. Einerseits gibt es zwei lange Geraden, aber dann gegen Ende der Runde einen ziemlich kurvenreichen Abschnitt und vor der letzten Geraden einige Hochgeschwindigkeitskurven. Eine entscheidende Bedeutung auf ein gutes Ergebnis beim Rennen kommt den Pirelli-Reifen zu: „Wir müssen abwarten, wie die Reifen am Renntag funktionieren werden. Der Verschleiß wird einen großen Einfluss auf das Endergebnis haben“, vermutet Vettel-Teamkollege Mark Webber.
Im vergangenen Jahr war es sehr nass, deshalb gibt es keine Erfahrungswerte mit einer ganzen Renndistanz im Trockenen. Zudem wissen die Teams nicht genau, was von den Reifen zu erwarten ist, die in der superweichen und weichen Mischung zur Verfügung stehen werden. „Wir können auch nur ahnen, wie gering das Grip-Niveau zu Beginn sein wird, und wir müssen uns laufend auf Veränderungen der Strecke einstellen“, sagte James Key, Technik-Chef bei Sauber. Fakt ist, dass der Korea International Circuit F1-Bolide und Fahrer vor eine beachtliche Herausforderung stellt. Bei trockener Strecke beträgt die Durchschnittsgeschwindigkeit rund 205 km/h und ist damit eine der niedrigsten auf einer permanenten Rennstrecke. Die Wetterverhältnisse beim ersten Formel-1-Rennen in Yeongam waren sehr wechselhaft mit starkem Regen im Rennen und es gab gleich vier Einsätze des Safety Cars. Die Wahrscheinlichkeit von Safety Car-Phasen ist beim Korea Grand Prix angesichts der begrenzten Auslaufzonen auch in diesem Jahr wieder sehr hoch.
Offen ist die Antwort nach dem Vize-Weltmeister 2011. Derzeit hat Jenson Button (McLaren Mercedes) 210 WM-Punkte, gefolgt von Fernando Alonso (Ferrari) mit 202 Punkten und Mark Webber (194). „Wir scheinen jetzt auf Augenhöhe zu sein, was gut ist“, sagt Button. „Dass unser Auto auf Strecken wie Spa oder Suzuka gut mithalten kann, ist der Schlüssel. Das sind Strecken, wo man eigentlich das Red-Bull-Logo auf den Asphalt malen konnte, weil das eindeutig deren Terrain war. Aber wir haben unser Auto dermaßen verbessert, sodass wir sogar dort mithalten können. Also auf Strecken, auf welchen wir Red Bull sonst hoffnungslos unterlegen waren.“ Der F1-Champion von 2009 will angreifen: „Man könnte meinen, dass McLaren in den vergangenen zwei Jahrzehnten wenige Titel geholt hat, aber sie waren immer im Kampf um die Krone dabei“, unterstreicht der 31-Jährige Brite. „Dass ich in den vergangenen zwei Jahren fünf Rennen gewinnen konnte, ist nicht allzu viel. Aber es ist trotzdem gut.“ Nach Südkore stehen ja noch drei Rennen (Indien, Abu Dhabi und Brasilien) auf dem Programm, dann kann Button seine Sieg-Konto noch weiter aufbessern – einfach wird es jedenfalls nicht. „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen, denn die Konkurrenz in der Formel 1 ist ungeheuer groß. Wir müssen hart arbeiten, um unsere jetzige Position zu behalten. Unsere Zuverlässigkeit war bisher wirklich klasse. Daran möchten wir anknüpfen,“ sagt Sebastian Vettel.