Essen. . Auf deutschen Autobahnen rollen immer mehr schwere Lastzüge aus Osteuropa. Jetzt warnen Experten: Ein Großteil dieser Trucks sind ohne Rußpartikelfilter unterwegs. So werden ungehemmt Schadstoffe in die Luft geblasen.

Auf deutschen Autobahnen rollen immer mehr schwere Lastzüge aus Osteuropa. Jeder vierte mautpflichtige Lkw kommt aus Ungarn, Bulgarien, Rumänien, den baltischen Staaten – und vor allem aus Polen. 140 000 sind alleine dort gemeldet.

Jetzt warnen Experten: Ein Großteil dieser Trucks sind ohne Rußpartikelfilter unterwegs. Diese Filter sorgen dafür, dass bis zu 80 Prozent weniger Schadstoffe ausgestoßen werden. Polnische Behörden gehen davon aus, dass bei bis zu 50 Prozent der Fahrzeuge die Filter fehlen. So belasten sie die Luft mit krebserregenden Stäuben und Abgasen. Nicht einmal die Einrichtung von Umweltzonen hilft dagegen: In Deutschland dürfen sie ungehindert fahren, denn die Autobahnen sind von den Umweltzonen-Regelungen ausgenommen.

Aus Daten des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) ergibt sich, dass der Anteil der Fahrleistungen ungefiltert fahrender Lastzüge aus den osteuropäischen Ländern an den Fahrleistungen aller Lkw ohne Filter auf deutschen Straßen seit 2010 über 50 Prozent liegt. Und die neuesten Zahlen zeigen: Ausländische ungefilterte Lkw legten im April 2011 auf deutschen Straßen rund 248 Millionen Kilometer zurück. Inländische Fahrzeuge der gleichen Schadstoffklasse kamen nur auf 212 Millionen Kilometer.

Konkurrenz für deutsche Speditionen

Der Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe, Jürgen Resch, sagt, diese „Billigfahrzeug“-Flotten aus Osteuropa belasteten nicht nur die Umwelt. Sie bedrohten auch die Konkurrenzfähigkeit deutscher Speditionen, die ihrerseits immer mehr sauberere Lkw einsetzten.

„Wir haben diese Entwicklung befürchtet“, sagt Resch. Die Bundesregierung trage daran eine erhebliche Mitschuld: Denn ausgerechnet auf Druck deutscher Spediteure stoppte sie im November 2010 die geplante Mauterhöhung für Lkw der Schadstoffklasse III, die für diese Fahrzeuge eine um 4,2 Cent pro Kilometer höhere Maut bedeutet hätte als für saubere Laster mit Rußpartikelfilter.

Während deutsche Speditionen direkte Staatszuschüsse für die Ausstattung mit Filtern bekamen und dies auch kräftig nutzten, ist das Einsparen einer höheren Maut für Ausländer der einzige wirtschaftliche Anreiz, sauber zu fahren. Die Folge: Kurz nach dem Aussetzen der Erhöhung durch das Bundesverkehrsministerium haben Spediteure in Polen, Tschechien, Ungarn und im Baltikum die Nachrüstung ihrer Fahrzeuge mit Filtern sofort eingestellt, bestätigen deutsche Filterhersteller. So sagt Michael Raschke vom Unternehmen Twintec in Königswinter: „Wir haben seither einen deutlichen Einbruch“.