Essen. . Die Autofahrer schimpfen über den hohen Spritpreis und die Tankstellen. Dabei können die gar nichts dafür – sagen die Betreiber.

Typisch für Tankstellen, die den Sprit für ein paar Cent weniger anbieten, sind lange Autoschlangen bis auf die Straße. „Geht der Benzinpreis runter, kommen sofort mehr Kunden“, sagt Yasmin Demir von einer Essener Shell-Tankstelle. Im Schnitt än­dert sich dort der Spritpreis zwei bis drei Mal täglich, manchmal sogar sechs Mal. „Viele Kunden denken, wir würden uns hier die Preise ausdenken und sind dann recht aggressiv“, sagt die Stationsleiterin. „Wer gerade kassiert, kriegt dann den ganzen Ärger ab. Dabei können wir doch gar nichts dafür.“

Steht eine Preisänderung an, ploppt bei ihr auf dem Monitor nur eine kleine Meldung auf. Zapfsäule und An­zeigetafel springen dann automatisch um. Ändern können die Tankstellenbetreiber der großen Ketten nichts. „Wir können unserer Zentrale in Bochum mitteilen, wenn die Tankstelle gegenüber billiger ist. Manchmal ändert sich dann noch etwas“, sagt Hans-Jürgen Born von der Aral-Tankstelle in Altenessen.

"Fahrrad fahren - mach ich auch"

Etwas mehr Spielraum haben die freien Tankstellen. „Wir beobachten die Preisentwicklung in Essen und reagieren dann“, sagt Bernd Tobergte von der Mr. Wash-Tankstelle in Altenessen. „Aber wirklich viel Spielraum haben wir nicht. Wir können uns nur an den anderen und an den Börsenpreisen orientieren.“

„Das ist alles nur Blabla!“, empört sich Manfred Milz-Caspar von der ältesten Tankstelle Deutschlands in Essen-Holsterhausen. „Die Preisschwankungen entstehen nicht durch die Börse, sondern werden von denen gemacht, die Geld verdienen wollen.“ Der 61-Jährige ist so etwas wie ein Dinosaurier unter den Tankwarten. Er hat keine Digitalanzeige und betankt noch selbst. „Ich bin zwar teurer, dafür biete ich Service an.“

Die meisten Autofahrer wollen jedoch jeden Cent sparen. „Ich muss täglich mit dem Auto zur Arbeit. Was soll ich sonst machen, als an eine günstige Tankstelle zu fahren?“, ärgert sich Andy Rostik (31) aus Essen. „Fahrrad fahren“, sagt Milz-Caspar. „Mach ich auch!“