Halle. . An ersten Tankstellen wird nach Angaben des Tankstellenverbandes das herkömmliche Superbenzin knapp. Wegen der Verunsicherung rund um das neue E10-Benzin tanken erheblich mehr Autofahrer als erwartet das teurere Superbenzin oder gar Superplus.

Der neue Biokraftstoff E10 sorgt für eine anh­altende Verunsicherung von Millionen Verbrauchern an der Zapfsäule. „Sieben von zehn Kunden tanken falsch“, berichtet der Mineralölwirtschaftsverband (MWV) nach dessen schrittweiser Markteinführung in den letzten Wochen. „Falsch“ heißt: Ob­gleich 90 Prozent aller Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen nach Angaben der Autohersteller für die neue Benzinsorte Super E10 mit zehn Prozent Ethanol-Beimischung ge­eignet sind, meiden 70 Prozent der Autofahrer beharrlich den neuen Kraftstoff. Und dies, ob­wohl die alten E5-Super-Kraftstoffe mit 98 Oktan (Super Plus) seit der Einführung von E10 fünf bis acht Cent je Liter teurer geworden sind.

Der wichtigste Grund für die Zurückhaltung bei E10 ist die Angst vor einem Motorschaden. Der Öko-Kraftstoff kann bei rund drei Millionen Fahrzeugen ernste Schäden verursachen. Überdies steigt der Spritverbrauch wegen des ge­ringeren Brennwerts von Ethanol um 1,5 bis zwei Prozent. Viele Autofahrer zahlen deshalb lieber ein paar Euro mehr für eine Tankfüllung als beim günstigeren E10.

Die Tankstellenbetreiber versetzt die Kaufzurückhaltung inzwischen in ernste Sorgen. „Erste Pächter berichten, dass Super 98 knapp wird“, sagte Jochen Wilhelm, Ge­schäftsführer des Deutschen Tankstellenverbandes, der NRZ. Der MWV warnt ebenfalls, dass die Tankstellen beim alten Super E5 bald „leer laufen“ könnten. „Wir appellieren deshalb an die Verbraucher: Verschenken Sie kein Geld – und informieren sich bei Ihrem Fahrzeughersteller“.

Konzernen drohen Strafen

Der Appell der Mineralölbranche ist indes nicht so uneigennützig, wie er daherkommen will. Erstens haben Tankstellen und Raffinerien ihre Kapazitäten bei Produktion und Lagerung in den vergangenen Wochen auf E10 umgestellt; und zweitens drohen den Mineralölkonzernen saftige Strafen, wenn sie bis Ende des Jahres nicht einen bestimmten Biosprit-Anteil verkauft haben, den der Ge­setzgeber ihnen vorschreibt. Autofahrerlobby, Mineralölwirtschaft und Bundesregierung schieben sich deshalb gegenseitig die Schuld für die Verunsicherung der Autofahrer in die Schuhe.

So fordert der ADAC mehr „Informations- und Aufklärungsarbeit“ von der Regierung, den Mineralölkonzernen und den Tankstellen. Der MWV keilt zurück, erst der ADAC habe die Verbraucher so richtig verunsichert. Auskunft darüber, welche Autos E10 vertragen, gibt es im Internet unter www.vda.de oder www.adac.de. Wem das als Referenz nicht reicht, sollte sich direkt beim Autohersteller oder Händler informieren.

Wessen Auto kein E10 verträgt, hat auf jeden Fall das Nachsehen: Denn die Mineralölkonzerne nehmen die begrenzten Kapazitäten der Raffinerien und Tankstellen gerne zum Anlass, das alte, billigere Super E5 endgültig vom Markt zu nehmen.