So umfassend wie noch nie hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) jetzt die Sicherheit von Fußgängern in Deutschland untersucht. Während Kommunen sich um Belange von Autofahrern und Radlern kümmern, bleibt die Sicherheit von Fußgängern häufig auf der Strecke, heißt es beim VCD. Einige Städte gehen indes mit gutem Beispiel voran: Vor allem in NRW verunglücken immer weniger Passanten.

Nur schnell rein zum Bäcker, das Auto im Halteverbot geparkt. Mit den Brötchen wieder los. Da ist nichts dabei? Das sieht Anja Hänel, Expertin für Verkehrssicherheit beim VCD, dem ökologischen Verkehrsclub Deutschland, anders. „Falschparken ist kein Kavaliersdelikt“, sagt sie, „Fußgänger werden extrem gefährdet.“ Sie werden zum Beispiel zu spät gesehen, wollen sie die Straße überqueren. Die Folge: Ein Crash.

Hänel und ihre Kollegen haben im „VCD-Städtecheck 2014“die Sicherheit von Fußgängern in allen deutschen Großstädten mit über 100.000 Einwohnern analysiert, und zwar anhand von Daten der Jahre zwischen 2009 und 2013. So umfassend ist das bisher noch nicht untersucht worden.Ratsherren und -frauen in den Städten sorgten sich um Parkplätze für Autos und um die steigende Zahl der Radfahrer. Aber die „Fußgänger haben sie oft nicht auf dem Schirm“, sagt Hänel. Dabei bestehe „Handlungsbedarf“.

Jeder vierte Weg zu Fuß

Immerhin wird gut jeder vierte Weg in Deutschland zu Fuß zurückgelegt. Zumeist ist das auch relativ sicher: Innerorts sind zwölf Prozent aller im Straßenverkehr Verletzten Fußgänger. Anders gesagt: Im Jahr verunglücken 3,9 Fußgänger je 1000 Einwohner und Pendler. Das Problem: Wenn Fußgänger in einen Unfall verwickelt werden, verunglücken sie schwer oder tödlich. So sind mehr als ein Drittel all jener, die innerhalb von Ortschaften bei Verkehrsunfällen getötet werden, Fußgänger. 2013 waren es sogar 40 Prozent.

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Muss die Republik also eine Helmpflicht nicht nur für Radfahrer, sondern auch für Fußgänger diskutieren? „Nein, die würde am Unfallgeschehen nichts ändern“, meint Hänel. Es gehe eben nicht nur um den Kopf, wenn eine Person überfahren werde.

Dass jemand betrunken über die Straße torkelt oder unaufmerksam ist, weil er geht und zugleich mit dem Handy spielt, sei eher selten. 80 Prozent der Unfälle hingen damit zusammen, dass Auto- und Lasterfahrer wegen falscher Abbiegemöver oder überhöhter Geschwindigkeit Fußgänger übersehen, die eine Straße queren wollen. Dabei reichten schon ein paar nicht besonders teure Umbauten, um gegenzusteuern, meint Sicherheitsexpertin Hänel.

Tempo 30 und Krefelder Kissen gegen Unfälle

Tatsächlich haben das einige Städte schon gezeigt, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Bestes Beispiel: Krefeld. Dort nimmt im Schnitt die Zahl der verunglückten Fußgänger jedes Jahr um 5,8 Prozent ab. Die Stadt hat zum Beispiel die Geschwindigkeit gedrosselt. In Wohngebieten gilt Tempo 30. Und Minikreisverkehre und Schwellen auf den Fahrbahnen, sogenannte Krefelder Kissen, bremsen die Autos.

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Oder Frankfurt am Main, wo die Unfälle mit Fußgängern ebenfalls zurückgehen – jedes Jahr um 5,3 Prozent. Die Stadt hat vor Zebrastreifen den Stangen, an denen die blau-weißen Schilder „Fußgängerüberweg“ befestigt sind, eine blau-silberne Hülle verpasst. Sie werden so auffälliger. An Kreuzungen hat sie Fahrradständer aufgebaut, sodass Autos dort nicht mehr parken und die Sicht versperren können. Und: Für Fußgänger hat sie die Rotphase an Ampeln verkürzt, damit keiner vor Ungeduld über die Straße läuft, bevor es Grün wird.

Hier gibt es den Städtecheck des VCD.