Hamburg. Auf Mehmet Scholl und Oliver Kahn folgt Jens Lehmann. Der frühere Nationaltorwart reiht sich in die Schar der Fußball-Experten bei Länderspielen ein. Lehmann wird für den Privatsender RTL die EM- und WM-Qualifikationsspiele des Weltmeister-Teams analysieren.
Auf einen Spickzettel wie beim Elfmeterschießen im WM-Viertelfinale 2006 gegen Argentinien wird Jens Lehmann zukünftig verzichten. "Das brauche ich nicht", sagte der 61-malige Nationalspieler am Donnerstag in Hamburg. "Eine zu große Vorbereitung schadet der Spontaneität." Der frühere Weltklasse-Torwart nimmt seinen neuen Job als RTL-Experte dennoch sehr ernst. "Ich liebe die Nationalmannschaft, ich muss mich aber auch anstrengen", sagte Lehmann bei der Sender-Präsentation. Im Trio mit Moderator Florian König und Kommentator Marco Hagemann wird der WM-Dritte von 2006 in den nächsten vier Jahren die Qualifikationsspiele von Fußball-Weltmeister Deutschland zur EM 2016 in Frankreich und zur WM 2018 in Russland analysieren.
"In der Sache kann man eine eigene Meinung haben, für Polemik sehe ich dabei aber keinen Anlass", erläuterte Lehmann sein Verständnis vom Expertentum. Er konkurriert zukünftig mit Mehmet Scholl (ARD) und Oliver Kahn (ZDF) auf dieser Position, bringt aber als ehemaliger Sky-Mitarbeiter eine ganze Menge TV-Erfahrung mit. "Das hilft mir sicherlich", sagte Lehmann.
Vierter Stern ist "bestmögliche Vorlage"
Los geht am 7. September mit dem ersten EM-Qualifikations-Spiel gegen Schottland in Dortmund. Der vierte Stern für das DFB-Team kommt den RTL-Verantwortlichen mehr als gelegen. "Der WM-Titel und die Euphorie im ganzen Land sind die bestmögliche Vorlage für unser gemeinsames Fußball-Abenteuer ab September", sagte Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann.
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In einem spektakulären Coup hatte RTL im Vorjahr das Rechtepaket für insgesamt 20 Qualifikationsspiele von der UEFA erworben. ARD und ZDF konnten bei der geschätzten Summe von rund 100 Millionen Euro nicht mithalten. Der Verlust der Rechte ist aber zu verschmerzen. Die öffentlich-rechtlichen Anbieter sind dafür bei den Endrunden 2016 und 2018 die ersten Live-Sender. Ob RTL einsteigt und wie schon bei den WM-Turnieren 2006 und 2010 einige Partien zeigt, ist noch offen.
Vierstündige Fußball-Sendungen geplant
Die Erwartungen an die Quoten sind hoch. "Auf Zahlen will ich mich aber nicht festlegen. Wir sind sehr gespannt", sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe. Bei Quali-Spielen am Wochenende sind vierstündige Fußball-Sendungen von 20 Uhr an bis Mitternacht geplant. 30 Kameras sollen zum Einsatz kommen. Der Sender kann vor und nach dem Spiel auch Werbung zeigen. "Das Spiel selbst bleibt aber komplett werbefrei", versicherte Loppe auf Nachfrage.
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Die Schottland-Partie, die an einem Sonntagabend zur Prime Time 20.45 Uhr angepfiffen wird, beendet ein Super-Sportwochenende mit den drei Top-Sportarten des größten Privatsenders. Am Vorabend steigt Box-Weltmeister und Quotengarant Wladimir Klitschko gegen den Bulgaren Kubrat Pulev in den Ring. Zudem zeigt RTL am 7. September nachmittags das Formel-1-Rennen aus Monza.
Schweinsteiger, Kroos und Co. könnten mittelfristig die schwächelnden Zuschauerzahlen der Formel 1 kompensieren. RTL verfolgt den Rückgang nicht ohne Sorgen, sieht aber keine Alarmstimmung. "Das ist ein temporärer Schwächeanfall", sagte Loppe vor dem 400. Rennen, das am kommenden Sonntag in Hockenheim stattfindet. (dpa)