Essen. Mirjam Kuchinke ist Schauspielschülerin. Sie studiert im ersten Semester an der Folkwang-Schule. Die 23-Jährige erzählt, wie ihr Traum in Erfüllung ging und wie die Spannung von ihr abfiel, als sie nach der Aufnahmeprüfung hren Namen hörte und damit zum Kreis der „Aufgenommenen“ gehörte.

Das Glück kam für Mirjam Kuchinke, als sie fast schon glaubte, dass es mit ihr und der Theaterkarriere ziemlich eng werden könnte. Aber dann sprach sie vor in Essen, Folkwang, Universität der Künste. Und es kam der magische Moment, in dem ihr Name aufgerufen wurde. Inzwischen studiert die 23-Jährige Schauspiel im ersten Semester. Lars von der Gönna sprach mit einer Frau, für die ein Traum wahr geworden ist, über den Druck, das Glück und den langen Weg zu einem Lebensziel.

Wie war es, als das Glück kam?

Mirjam Kuchinke: Wie das war? Wir waren 25 in der Endrunde des Vorsprechens – und das hieß immer noch nicht, dass man es geschafft hatte. Wir 25 sind dann in einen Raum geführt worden. Jeder von uns war auf einer Liste. Da steht man dann mit all den anderen, die Schauspielschüler werden wollen, und hört, wie die Namen vorgelesen werden. Und dann heißt es „ist aufgenommen“ oder eben: „ist nicht aufgenommen“. Das ist ja an sich schon ein wahnsinniger Moment. Selbst wenn es eine gute Nachricht gibt, darf niemand ausflippen oder jubeln, damit auch die anderen noch die Chance haben, ihren Namen zu hören...

Und dann sagte jemand „Mirjam Kuchinke...“

Ein Mädchen vor mir war schon genommen worden. Ich stand als Dritte auf der Liste. Dann kam mein Name und ich hörte „ist aufgenommen.“ In dem Moment ist man wie ausgeschaltet. Ich kann das bloß einen „Punkt Null“ nennen, man weiß gar nicht, wohin mit sich. Vor Glück, natürlich, aber es entlädt sich ja auch der ganze Druck.

War das Leere statt Euphorie?

Ich bin wirklich einen kurzen Moment in mir zusammengefallen. Es ist ein Riesenspannungslevel, in dem man sich befindet. Eine Woche lang hat man in fünf Runden vorgesprochen. Man war auf Dauer-Adrenalin – und dann kommt dieser eine Augenblick, von dem alles abhängt. Und in dem Moment fällt eben auch alles ab, mich hat das völlig ausgeknockt. Aber dann schießt auch wieder alles zurück, das Glück und das Bewusstsein: Die haben mich ausgewählt, ich werde jetzt mit weiteren neun Leuten Schauspiel studieren.

In Ihrem Fall ist das Glück, aufgenommen zu werden, nicht nur die Krönung von fünf oder sechs Tagen. Sie haben Jahre gekämpft für diesen Schritt.

Vier! Vier Jahre habe ich ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz durchreist, immer wieder vorgesprochen, nicht aufgegeben. Dieser Sommer war meine Deadline. Wenn es bis dahin nicht geklappt hätte, dann hätte ich aufgehört.

Inzwischen studieren Sie Schauspiel. Was ist aktuell das Schönste?

Ich glaube, das Schönste ist, dass man sich dauernd ins Bewusstsein rufen kann, dass man unglaublich dankbar ist. Dankbar, diesen Unterricht erleben zu können. Es ist ja etwas sehr Elitäres, etwas sehr Privilegiertes, dadurch dass wir nur zehn Studenten sind. Man beschäftigt sich wirklich sehr persönlich mit uns als Menschen. Natürlich macht man im Schauspielstudium Grenzerfahrungen. Die sind auf den ersten Blick nicht alle angenehm, aber man weiß auch, dass sie wesentlich fürs Weiterkommen sind.

Wir widmen diese Sonderausgabe unserer Zeitung guten Nachrichten. Stimmt es denn, dass die Guten im Theater die langweiligen sind?

Nein! Finde ich nicht. Wenn es einem gelingt, das, was einen selber an den Motiven und Zügen der Figuren interessiert, lebendig zu machen, sind die Guten ganz bestimmt keine langweiligen Typen.