Horst Heldt hat sich nach dem Dortmund-Drama in der Champions League für den Videobeweis stark gemacht. Wenn in den Regeln klar festgelegt ist, wie oft und was die Trainer anfechten können, sind technische Hilfsmittel im Profifußball sinnvoll. Ein Pro.

So richtig gut verstehen sich Horst Heldt und Felix Magath nach ihrer gemeinsamen Zeit beim FC Schalke 04 nicht mehr. In einer Diskussion sind beide aber einer Meinung: Sie sind für die Einführung des Videobeweises im Profifußball. Heldt forderte am Donnerstag, die technischen Hilfsmittel wenigstens zu testen, Magath schrieb bereits im Februar 2012 einen Brief an den damaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und bot an, sich an der Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten zu beteiligen. Heldt und Magath liegen richtig. Dass die Torlinientechnik kommen muss, ist inzwischen unstrittig. Dass auch weitere Szenen per Videobeweis überprüft werden können, ist bei klar festgelegten Regeln sinnvoll. Im Profifußball geht es um Millionen. Jeder Verein hat Dutzende, teilweise Hunderte Angestellte. An Schiedsrichter-Entscheidungen hängen Arbeitsplätze.

Vorbild American Football

Orientierung bietet die NFL. In der American-Football-Profiliga dürfen die Trainer zweimal pro Spiel eine sogenannte "Challenge" beantragen, indem sie eine rote Flagge aufs Feld werfen. Der Schiedsrichter schaut sich die Szene an - und gibt die Entscheidung über das Stadionmikrofon bekannt. Liegen die Trainer bei beiden "Challenges" richtig, bekommen sie noch eine dritte dazu. Dieses Modell könnte auf den Profifußball übertragen werden - mal abgesehen von der etwas albernen roten Flagge... Das wären maximal sechs Einsprüche pro Spiel - die Spielzeit würde sich dadurch nicht erheblich verlängern.

In den Regeln muss klar festgelegt werden, was die Trainer anfechten können. Natürlich wäre es schwierig, in ein laufendes Spiel einzugreifen. Möglich ist aber zum Beispiel, dass die Trainer alle Aktionen anzweifeln können, die ein Schiedsrichter abgepfiffen hat. Dann ist das Spiel ohnehin unterbrochen. So könnte ein Schiedsrichter falsche Einwurf-, Freistoß- und Elfmeter-Entscheidungen ebenso zurücknehmen wie unberechtigte Gelbe und Rote Karten oder irreguläre Tore. Der Schiedsrichter selbst sollte das Recht bekommen, sich nach Rudelbildungen am Bildschirm zu informieren, bevor er die persönlichen Strafen ausspricht. Und sollte der vierte Offizielle am Fernsehschirm eine Tätlichkeit bemerken - und das lässt sich innerhalb kürzester Zeit feststellen - könnte er den Schiedsrichter über Kopfhörer informieren. Die Spiele würden deutlich fairer.

Auch deshalb lohnt es sich, über Videobeweise nachzudenken. Im American Football und auch im Eishockey stören die Spielunterbrechungen nicht. Sagte auch Horst Heldt, der sich neulich in Köln ein Eishockey-Spiel anschaute. Und die Zuschauer laufen nicht weg - im Gegenteil. Vielleicht kämpfen Heldt und Magath bald Seite an Seite.

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Von Niklas König