Berlin. Autodiebe haben einen Transporter mit zwölf Leichen gestohlen. Die Leichen sollten ursprünglich zur Einäscherung ins sächsische Meißen gebracht werden. Zusammen mit zwei anderen Fahrzeugen war der Wagen verschwunden. Bisher hat die Polizei noch keine Spur.

Zu Wochenbeginn wurde in Hoppegarten bei Berlin ein Transporter mit zwölf Leichen gestohlen. Bisher bleibt er verschwunden. Es gebe noch keine Erkenntnisse, sagte am Donnerstag der Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder), Ulrich Scherding. Er fügte an: "Wir hoffen, dass es bald gelingt, den Wagen und die Toten zu finden." Die Soko "Grenze" hofft jetzt auf Hinweise aus der Bevölkerung.

In der Nacht zum Montag waren in einem Gewerbegebiet insgesamt drei Fahrzeuge gestohlen worden, darunter zwei Mercedes-Transporter sowie ein Pritschenwagen einer Dachdeckerfirma. Beide Transporter waren äußerlich unauffällige Kastenwagen ohne Aufschriften, in einem befanden sich die zwölf Särge, wie das Landespolizeipräsidium mitteilte. Die Diebe hatten wahrscheinlich aus Versehen das Fahrzeug des Bestattungsfahrdienstes erwischt. Es sei nicht ersichtlich gewesen, dass darin Särge mit Leichen transportiert wurden.

Der Pritschenwagen der Dachdeckerfirma wurde inzwischen durch die polnische Polizei in Poznan (Posen) sichergestellt. Daher bestehe der Verdacht, dass auch die anderen Kleintransporter nach Polen gebracht wurden und möglicherweise bereits weiter nach Osteuropa unterwegs sind, hieß es. Die Soko "Grenze" steht über das deutsch-polnische Polizeizentrum in Swiecko in Kontakt mit den polnischen Kollegen. Laut Polizei wird jedoch in alle Richtungen ermittelt.

Polizei fahndet nach weißem Kastenwagen und den Särgen

Die Soko "Grenze" fahndet nach einem weißen Kastenwagen des Bestattungsunternehmens mit dem Berliner Kennzeichen B-S 3172, nach einem grünen Kastenwagen mit dem Kennzeichen B-AS 4946 sowie nach den transportierten Särgen.

Sowohl die beiden Fahrzeuge als auch die Leichen seien im internationalen Computersystem ausgeschrieben, sagte Scherding. Bei Kontrollen in Polen oder anderen Ländern wüssten die Beamten darum gleich Bescheid, dass danach gefahndet wird.

Die Leichen sollten ursprünglich zur Einäscherung ins sächsische Meißen gebracht werden. "Täglich liefern Unternehmen Verstorbene an, auch aus Berlin", sagte der dortige Krematoriums-Chef Jörg Schaldach der "Dresdner Morgenpost". Dort ist eine Feuerbestattung dem Blatt zufolge mit rund 190 Euro deutlich billiger als anderswo.

Für die Hinterbliebenen der zwölf Toten, die durch die Polizei schnell informiert worden waren, wiegt der Diebstahl besonders schwer. Für sie ist ungewiss, wann sie die Verstorbenen beisetzen können. Nach Angaben von Ermittlern werden von ihnen zudem Kleidungsstücke oder andere persönliche Sachen der Toten erbeten. Das sei notwendig, um die Leichen nach ihrem Fund über einen DNA-Abgleich zweifelsfrei identifizieren zu können.

Zeugenhinweise werden über das Bürgertelefon der Brandenburger Polizei unter der Nummer 0700-3333-0331 sowie in jeder Polizeidienststelle entgegengenommen. (dapd)