Paris. Ségolène Royal hat es nicht leicht im Wahlkampf. Valérie Trierweiler, Lebensgefährtin ihres Ex François Hollande, hat Stellung gegen die französische Politikerin bezogen. Damit hat sich Trierweiler auch gegen ihren Lebensgefährten gestellt. Der französische Präsident wirbt auf Royals offiziellen Wahlwerbezettel offen für die Mutter seiner vier Kinder.

Das im Wahlkampf mühsam aufrechterhaltene Bild der Harmonie im komplizierten Privatleben des französischen Präsidenten François Hollande ist zerbrochen. Völlig unerwartet mischte sich Hollandes Lebensgefährtin Valérie Trierweiler am Dienstag in den Parlamentswahlkampf ein - und bezog Stellung gegen die frühere Lebenspartnerin des Staatschefs, Ségolène Royal. Sie stellte sich damit gegen Hollande, der auf dem offiziellen Wahlwerbezettel Royals offen für die Mutter seiner vier Kinder wirbt.

Die 47-jährige Journalistin unterstützte Royals Gegenkandidaten im Kampf um den Parlamentssitz der westfranzösischen Hafenstadt La Rochelle, Olivier Falorni. "Nur Mut Olivier Falorni" schrieb Trierweiler, der ein zerrüttetes Verhältnis zu Royal nachgesagt wird, im Kurznachrichtendienst Twitter. Damit dürfte sie sich den Unmut des Präsidenten und der Spitze der Sozialisten zuziehen, die Falorni zum Verzicht auf seine Kandidatur aufgerufen haben. Als er dies nicht tat, wurde er aus Hollandes Partei ausgeschlossen.

Überleben in der Politik

Für Royal, die sozialistische Präsidentschaftskandidatin des Jahres 2007, geht es in La Rochelle ums politische Überleben. Sollte die 58-Jährige das Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Falorni verlieren, könnte sie auch nicht wie gewünscht Parlamentspräsidentin werden und würde auf nationaler Ebene keine wichtige Rolle mehr spielen.

Das kann nicht im Sinne von Hollande sein, der seinen Wahlsieg auch Royal verdankt. Die Auftritte seiner früheren Lebensgefährtin, die deutlich mehr Wärme ausstrahlt als der wenig charismatische Präsident, seien für Hollandes im Präsidentschaftsrennen "entscheidend" gewesen, heißt es in der Parteispitze. Am Wahlabend bedankte sich Hollande mit einer viel beachteten Umarmung auf offener Bühne bei seiner Ex-Partnerin.

Niederlagen und Enttäuschungen

Gerne hätte die Politikerin mit dem strahlenden Lächeln selbst ihren Sieg über Nicolas Sarkozy gefeiert, doch der konservative Kandidat gewann 2007 souverän. Im Herbst 2008 folgte eine weitere bittere Niederlage: Royal unterlag der Bürgermeisterin von Lille, Martine Aubry, im Kampf um den Parteivorsitz ganz knapp.

2010 stürzte sich die Ex-Ministerin erneut in den Wahlkampf, um bei den Vorwahlen der Sozialisten als Kandidatin aufgestellt zu werden. Doch die Parteigenossen entschieden sich mit großer Mehrheit für Hollande. Seine frühere Lebensgefährtin kam in der ersten Runde nur auf sieben Prozent und sprach hinterher unter Tränen von einer "großen Enttäuschung".

Es war der bisherige Tiefpunkt einer politischen Karriere, die Royal bereits mit Ende 20 im Dienste des sozialistischen Präsidenten François Mitterrand begonnen hatte. Es folgte 1992 das erste Ministeramt als Ressortchefin im Umweltministerium. Ende der 90er Jahre übernahm Royal im Kabinett des sozialistischen Premierministers Lionel Jospin den Bereich Schulbildung, 2000 wechselte sie an die Spitze des Familienministeriums.

Familienidyll schon länger gestört

Da konnte die vierfache Mutter auf umfangreiche eigene Erfahrung bauen. Bei der Geburt der jüngsten Tochter Flora war Royal Umweltministerin und machte nach der Geburt lediglich ein paar Tage Pause. Umstritten war damals die Inszenierung als "Super-Mama", die ihr Baby bereits einen Tag nach der Geburt im Krankenhaus vorzeigte. "Ich tue es für die Sache der Frauen", sagte "Ségo" damals.

Das Familienidyll mit Hollande war allerdings 2005 zu Ende, als der damalige Parteichef der Sozialisten eine Beziehung mit Trierweiler begann. Direkt nach ihrer Niederlage als Präsidentschaftskandidatin 2007 trennte sich Royal dann von dem Sozialisten. "Es ist äußerst schmerzlich, betrogen zu werden", sagte sie Anfang 2008 in einem Fernsehinterview. Zu der neuen Frau an Hollandes Seite will sich die Sozialistin, die die Trennung nach eigenen Angaben inzwischen verarbeitet hat, bis heute nicht äußern: "Das ist eine rote Linie." Trierweiler zeigte da am Dienstag weniger Zurückhaltung. (AFP)