Düsseldorf. Hannelore Kraft geht vor der Landtagswahl in NRW bei den sozialen Medien in die Offensive. Die SPD-Spitzenkandidatin schreibt fleißig bei Facebook und betreibt seit kurzem auch ein Twitter-Profil. Konkurrent Norbert Röttgen hält sich im Web 2.0 dagegen zurück. Lediglich eine Fanseite bei Facebook gibt es von dem CDU-Politiker.

Gerade ist am Donnerstag Nachmittag klar, dass 11.000 Schlecker-Mitarbeiter am 1. April auf der Straße stehen - da äußert sich Hannelore Kraft (SPD) auf Facebook: "Bin immer noch wütend, weil die Schleckerlösung an der FDP gescheitert ist." Und auch am Morgen danach ist die Wut noch nicht verraucht: "Habe schlecht und wenig geschlafen. Gedanken sind bei den Schlecker-Mitarbeiterinnen, die heute ihre Kündigung bekommen, weil eine Partei ihr politisches Süppchen zu ihren Lasten gekocht hat...", schreibt Kraft auf ihrem Facebook-Profil.

Vor der Landtagswahl geht die SPD-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl in NRW im Web 2.0 in die Offensive. Regelmäßig berichten Kraft oder ihr Team auf Facebook aus ihrem politischen Alltag, schreiben von der Konferenz der Regierungschefs - oder berichten eben von den Gesprächen zur versuchten Rettung der Schlecker-Mitarbeiter. Und es funktioniert. Auf Krafts Posts kommen regelrechte politische Diskussionen in Gang. 316 Personen gefiel ihr Schlecker-Beitrag am Mittag des 30. März - 85 Kommentare waren eingegangen.

Banalitäten auf Twitter

Und seit dem 20. März 2012 ist Hannelore Kraft auch bei Twitter vertreten. Ihr erster Eintrag dort lautet: "Tag beginnt um 5:30 mit 1,5 h Sport Ausdauer- und Aufbautraining. Anschließend Frühstück mit meiner Mutter. Dann Abfahrt nach Düsseldorf." Seitdem berichtet die SPD-Spitzenkandidatin selbst oder ihr Team fast täglich aus ihrem Alltag - und scheut nicht vor Banalitäten zurück: "Habe Hunger. Kurzes Mittagessen. Danach Pressestatement und Kabinett. - HK", twittert "HK" am 20. März selbst. Oder am 21. März: "Nach kurzem Stopp beim Frisör auf dem Weg nach Essen zur Veranstaltung der RAG Immobilien."

Auch wenn Kraft am Mittag des 30. März bereits knapp 3000 Follower verbuchen konnte - viel Resonanz erntet die SPD-Politikerin damit bisher nicht. Nutzer Matthias spottet allerdings über die Banalitäten: "Hannelore Kraft hat sich an der Stirn gekratzt!"

Röttgen hält sich zurück

In diese Gefahr kann Konkurrent Norbert Röttgen (CDU) nicht geraten: Er ist bei Twitter gar nicht vertreten. Bei Facebook hat der Bundesumweltminister und NRW-Spitzenkandidat der CDU zwar kein Profil, dafür aber eine Fanseite. Sie gefällt am 30. März 3320 Nutzern. Die Seite ist vor allem mit Wahlplakaten und öffentlichen Äußerungen Röttgens bestückt. Der Bundesumweltminister äußert sich dort allerdings nicht selbst, alle Beiträge werden von Mitarbeitern eingestellt.

Kritik muss Röttgen zudem von einigen Nutzern bei Facebook einstecken. Die Nutzer-Initiativen "Umweltminister Norbert Röttgen RAUS" und "Ich bin Norbert Röttgen und ich möchte eigentlich nur wieder nach Berlin" haben bereits einige Unterstützer gefunden.

Konkurrenz Norbert Röttgen setzt lieber auf altbewährte Mittel: Am 30. April tritt er im TV-Duell gegen Kraft an. (mit dapd)