Essen. . Der Politische Aschermittwoch ist der Tag, an dem die Politiker ohne Reue aufeinander herumhacken können. Hier werden die politischen Gegner scharf angegriffen, die Positionen gefestigt und die eigene Partei gefeiert. In diesem Jahr sind die Töne aber eher zahm als bissig.
Die großen Parteien treffen sich zum Politischen Aschermittwoch. 2012 gibt es genug Ereignisse, die sich für Verbalattacken gegen die politischen Gegner eignen: Wulffs Rücktritt, Gaucks Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten, die Euro-Krise, zehn Jahre Hartz IV. Genug Munition, um scharf zu schießen. Doch die meisten Reden blieben überraschend zaghaft. Vor allem CSU-Chef Horst Seehofer nahm sich zurück. Da er das Amt des Bundespräsidenten übergangsweise übernimmt, gab er sich zwar selbstbewusst, aber zurückhaltender als sonst. (mawi mit dapd)
Scharfe Attacken gegen die Gegner beim politischen Aschermittwoch
"Die Verursacher müssen endlich für die Krise zahlen" sagt SPD-Chef Sigmar Gabriel beim politischen Aschermittwoch im niederbayrischen Vilshofen. Damit greift er auch Kanzlerin Merkel an, der es "nur um das Vertrauen der Märkte" ginge.
CSU-Chef Seehofer nennt seine Partei beim politischen Aschermittwoch die "Schutzmacht der kleinen Leute" - und hält sich mit Verbalattacken gegen die politischen Gegner weitgehend zurück. Als Übergangs-Bundespräsident könne er dies nicht und bat um Verständnis. Bei der Rente mit 67 und dem Länderfinanzausgleich sieht er aber deutlichen Handlungsbedarf.
Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast stärkt Bundespräsidents-Kandidat Joachim Gauck den Rücken. Er vertrete den grünen Freiheitsbegriff, sagte sie beim politischen Aschermittwoch in Biberach. Außerdem freue sie sich, dass das "unwürdige Drama und Schauspiel um Christian Wulff" endlich ein Ende gefunden habe. Den FDP-Chef Philipp Rösler bezeichnete sie als "Sprechautomaten".
Auch der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoibert meldet sich beim politischen Aschermittwoch zu Wort. Er hält Gauck für den richtigen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Er fügte hinzu: "Man kann auch mit dem zweiten Aufschlag ein Ass verwandeln."
FDP-Parteichef Philipp Rösler lobt zwar nicht den Kandidaten Gauck - doch er spricht sich nach den Rangeleien um die Bundespräsidentschaftskandidatur für Einigkeit in der Koalition aus. Diie Regierung sei nicht gewählt worden, um sich "in der Öffentlichkeit schön zu streiten", sondern um die Probleme des Landes zu lösen. Allerdings lasse sich die FDP "nicht einschüchtern", betonte er beim politischen Aschermittwoch in Dingolfing.
Die Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) äußerte sich beim politischen Aschermittwoch zur Rente mit 67 und sprach dabei CSU-Chef Seehofer an: "Lieber Horst, Du bist mit 62 Jahren ein sturmfestes und gestandenes Mannsbild, wer soll eigentlich Bayern nach 2013 die nächsten fünf Jahre regieren, wenn Du die Rente mit 67 infrage stellst", sagte von der Leyen.
Grünen-Chefin Claudia Roth kritisierte die Bundesregierung beim politischen Aschermittwoch in Niederbayern scharf: "Die schwarzen Werte sind noch nie so verkommen gewesen", sagte sie in Landshut.
Linkspartei-Chef Klaus Ernst hat die Kür Joachim Gaucks zum Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten scharf kritisiert. "Wir waren bei dem Verfahren nicht beteiligt", beklagte Ernst bei der Aschermittwochskundgebung seiner Partei in Jacking bei Passau und fügte hinzu: "Es hätte bessere Kandidaten gegeben, die vielleicht alle verbunden hätten." Er persönlich hätte beispielsweise mit dem ehemaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer "leben können".
Die bayerische FDP-Landeschefin, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, mahnte, es sei "weder Zeit für Drohgebärden noch für Triumphgeheul". Man habe eine "nicht ganz einfache Situation insgesamt gut gemeinsam gemeistert".