Comayagua. Die Zahl der Toten bei dem verheerenden Feuer in einem Gefängnis auf Honduras hat sich auf über 350 erhöht. Der Präsident des Landes, Porfirio Lobo, hat eine transparente Untersuchung angekündigt, nachdem Angehörige von Opfern den Wärtern vorgeworfen hatten, die Tore nicht geöffnet zu haben.

Nach dem verheerenden Brand in einem Gefängnis in Honduras ist die Zahl der Toten auf über 350 gestiegen. Selbst diese Zahl sei noch eine "Annäherung", und er könne nicht ausschließen, dass sie steige, sagte Sicherheitsminister Pompeyo Bonilla am Mittwoch (Ortszeit) in dem Gefängnis von Comayagua. Mehrere Verantwortliche des Justizvollzugs wurden entlassen, um eine korrekte Untersuchung der Ursachen zu ermöglichen.

"Die Wachen haben die Tür nicht geöffnet", sagte der 69-jährige Leonidas Medina, der in einem Krankenhaus von Comayagua seinen umgekommenen Sohn beweinte. "Sie wären nicht gestorben, wenn nur die Türen geöffnet worden wären." Die meisten Todesfälle waren nach Auskunft des Leiters des Justizvollzugs, Danilo Orellana, auf Ersticken zurückzuführen. In der ersten Aufregung glaubte ein Teil der Wachen offenbar zunächst an eine Gefangenenmeuterei.

Während des Feuers waren 900 Insassen in dem Gefängnis

In dem Gefängnis hielten sich bei Beginn des Brandes am Dienstag um 22.50 Uhr Ortszeit (Mittwoch 05.50 Uhr MEZ) rund 900 Insassen auf. Präsident Porfirio Lobo sagte eine "transparente" Untersuchung der Vorgänge zu. Er sprach von einer "inakzeptablen Tragödie". Als wahrscheinlichste Brandursachen galten eine Brandstiftung durch einen Insassen oder ein Kurzschluss.

Lobo suspendierte für die Dauer der Untersuchungen sowohl Orellana als auch seinen Stellvertreter Abraham Figueroa sowie andere Verantwortliche des Justizvollzugs. Die 24 Haftanstalten des zentralamerikanischen Staates sind für 8000 Insassen ausgelegt, beherbergen aber insgesamt rund 13.000.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) erklärte, er habe "mit großer Bestürzung" von der Brandkatastrophe erfahren. "Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer", fügte Westerwelle hinzu. Die Ursache des "furchtbaren Unglücks" müsse "schnell und lückenlos aufgeklärt werden".

Angeblich hat ein Gefangener Brandstiftung angekündigt

Beim Sturm der Angehörigen auf das Gefängnis gab es Zusammenstöße mit der Polizei, einige Menschen warfen Steine auf die Beamten. Obwohl die Sicherheitskräfte Schüsse in die Luft abgaben, stürmten etwa 300 Männer, Frauen und Kinder die Haftanstalt. Sie warfen den Gefängnisbehörden Missmanagement vor und beklagten, dass die Feuerwehr viel zu spät eingegriffen habe.

Die Gouverneurin der Provinz Comayagua und frühere Sozialarbeiterin in dem Gefängnis, Paola Castro, sagte, kurz nach Ausbruch des Brandes habe ihr ein Gefangener telefonisch berichtet, ein anderer Häftling habe gesagt "Ich werde einen Brand legen, und wir werden alle sterben".

Das Gefängnis in der 58.000-Einwohner-Stadt Comayagua liegt 90 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tegucigalpa und etwa fünf Kilometer von der US-Luftwaffenbasis Palmerola entfernt. (AFP)