Essen. . In Hamburg, Berlin und München kommen viele O2 Kunden mit ihrem Smartphone nicht mehr ins Netz. Da sie von dem Unternehmen als „Einzelfälle“ bezeichnet wurden, verfassten sie online eine Protestliste, „Wir sind ein Einzelfall“. Nun gibt O2 zu: Die Basisstationen sind teilweise überlastet.
Etwa 6400 Kunden haben die Liste „Wir sind ein Einzelfall“ unterzeichnet und sich damit bei dem Mobilfunkanbieter O2 beschwert. All diese Kunden hatten ein Problem mit dem mobilen Internet, SMS und Telefongesprächen in Großstädten.
Von O2 bekamen sie die lapidare Nachricht, es handele sich um einen Einzelfall. Der Berliner Softwareentwicklerr Matthias Bauer ärgerte sich darüber und rief am 12. November einen Blog unter dem Motto „Wir sind ein Einzelfall“ ins Leben.
Bei 50 „Einzelfällen“ wird Bauer stutzig
Darin heißt es: „Ich selbst habe seit geraumer Zeit (etwa 6–8 Monate) massiv Ärger mit den Datenverbindungen, vor allem in Großstädten (Hamburg, Berlin, München) und bei Events. O2 selbst wiegelt allerdings immer ab, es seien nur “zeitweise Störungen”, “Einzelfälle”, “örtlich begrenzt”. Ich selbst kenne allerdings etwa 50 solcher Einzelfälle aus Hamburg, Berlin, Frankfurt, München und dem Ruhrpott.“
Über die Homepage fanden sich schnell Gleichgesinnte, denen es in den letzten Monaten ähnlich ergangen war. Die Macht des Netzes brachte O2 zum Einlenken. Die Störungen seien doch keine Einzelfälle. O2-Sprecher Albert Fetsch räumte ein: „Wir sind in letzter Zeit so schnell gewachsen, dass unsere Basisstationen einfach nicht mehr hinterkommen.“
Kapazitätsengpässe wie zu Silvester
Dieses Problem gebe es besonders in Ballungsgebieten, also Großstädten, wo besonders viele Smartphones permanent online sind - und ständig Anfragen an die Basisstationen senden. Aus diesem Grund gebe es die Störungen vor allem in Hamburg, Berlin und München. Doch auf Facebook berichten O2-Kunden auch von Ausfällen in Münster, Düsseldorf und Bielefeld.
Die Kapazitätsengpässe folgen einem ähnlichen Muster wie die Ausfälle bei Festivals oder zu Silvester. Wenn zu viele Nutzer das Gleiche wollen, kollabiert das Netz irgendwann. "O2 ist wohl einfach vom eigenen Erfolg überrollt worden" meint Blogger Bauer, der auch als Mobilfunkberater arbeitet. "Ich habe mich vor allem über die Kommunikation des Unternehmens geärgert".
Wichtig ist Bauer, dass Firmen transparent sind
Dass es Probleme beim Netzaufbau gebe, findet Bauer dagegen verständlich. Auch Unternehmen könnten schließlich mal Fehler machen. Bei Vodafone und D1 gebe es ähnliche Probleme - wenn auch nicht in derartigem Ausmaß. "Entscheidend ist, dass die Firmen transparent damit umgehen." so Bauer weiter.
Wenn sich Kunden organisieren, müssen Unternehmen darauf reagieren. Auch O2 ist schnell mit Bauer in Kontakt getreten. "Wer versucht, Fehler zu vertuschen, wird auf Dauer abgestraft" ist sich der Blogger sicher.
O2 investiert Millionen in Netzausbau
„90 Prozent der Handys, die wir verkaufen, sind Smartphones“ berichtet Fetsch. Und die Nachfrage sei riesig. Das Unternehmen werde daher jetzt einen „dreistelligen Millionenbetrag“ in die Hand nehmen müssen, um die Netzqualität sicherzustellen. Die ersten Hot-Spots würden bereits mit neuer Software ausgestattet.
Bis alles wieder reibungslos funktioniert, dürfte es jedoch bis in den Dezember hinein dauern. Wer massive Probleme hat, soll sich an die O2-Hotline wenden. Eines wird er dort vermutlich nicht mehr hören: „Das ist ein Einzelfall“.