Jena. Die seit dem Wochenende im Zusammenhang mit dem Polizistenmord in Heilbronn im Jahre 2007 und einer Explosion in Zwickau gesuchte Frau hat sich gestellt. Sie sei am Dienstag mit ihrem Rechtsanwalt bei der Polizei in Jena erschienen, sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit einen Bericht des Radiosenders Antenne Thüringen.

Nach mehr als viereinhalb Jahren ist der Mord an einer Polizistin aus Heilbronn nach Auffassung der Staatsanwaltschaft aufgeklärt. Stuttgarts Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger sagte am Dienstag im SWR, er gehe davon aus, dass die Tat von der Gruppe um die mutmaßlichen Bankräuber Uwe M. und Uwe B. sowie der 36-jährigen Beate Z. begangen wurde. M. und B. nahmen sich nach Polizei-Angaben in der vergangenen Woche das Leben, Z. stellte sich am Dienstag der Polizei.

Pflieger begründete seine Einschätzung vor allem damit, dass bei den vergangene Woche nach einem Bankraub tot aufgefundenen Männern die Dienstwaffen der Heilbronner Polizistin und von deren damals schwer verletztem Kollegen gefunden worden waren. "Solche Waffen gibt man nicht weiter", sagte Pflieger. Die zwei Männer und die Frau hatten in den 90er-Jahren ein Trio in der rechtsextremen Szene gebildet, nach dem Fund gebrauchsfertiger Rohrbomben tauchten sie damals unter.

Beate Z. hat sich gestellt. Sie sei am Dienstag mit ihrem Rechtsanwalt bei der Polizei in Jena erschienen, sagte ein Polizeisprecher. Nach der Frau war mit einem internationalen Haftbefehl gesucht worden. Die 36-Jährige nutzte in der Vergangenheit diverse Decknamen und wird verdächtigt, die Explosion eines Wohnhauses am vergangenen Freitag in Zwickau verursacht zu haben. Ihr wird schwere Brandstiftung vorgeworfen.

Die Hausexplosion steht im direkten Zusammenhang mit dem Fund von zwei Leichen in einem Wohnmobil in Eisenach. Die beiden toten Männer wohnten nach Einschätzung der Ermittler ebenfalls in dem explodierten Haus in Zwickau. Nach einem Sparkassenüberfall am Freitag im thüringischen Eisenach hatten sich die 34 und 38 Jahre alten Männer in einem Wohnmobil versteckt. Als sie von Polizisten entdeckt wurden, setzten sie nach Polizei-Angaben das Wohnmobil in Brand und erschossen sich dann. Von den Toten führte die Spur zu deren Wohnhaus in Zwickau und zu ihrer Mitbewohnerin.

Dienstwaffe der toten Polizistin in brennendem Wohnmobil gefunden

In dem Fahrzeug der Bankräuber hatten die Fahnder mehrere Schusswaffen gefunden, darunter die Pistolen von zwei Polizisten, die 2007 in Heilbronn in Baden-Württemberg von Unbekannten auf einem Parkplatz niedergeschossen und ihrer Ausrüstung beraubt worden waren. Eine 22-jährige Beamtin starb damals, ihr 24-jähriger Kollege überlebte schwer verletzt, konnte sich später aber an nichts erinnern.

Die Linke-Fraktionen in Sachsen und Thüringen hatten erklärt, die Männer seien Neonazis gewesen, die jahrelang unbemerkt in Zwickau lebten. Sie seien 1998 untergetaucht, nachdem in Jena eine Bombenwerkstatt ausgehoben worden sei. Seitdem sollen die zwei Männer und eine Frau im sächsischen Zwickau gelebt haben.

Neonazistischer Hintergrund

2003 sei das Verfahren gegen sie wegen Verjährung eingestellt worden. Dies hätte Fraktionschef Bodo Ramelow seinerzeit scharf kritisiert. "Diese Einschätzung hat sich jetzt bewahrheitet, nachdem bekannt ist, dass die drei Personen mit neonazistischem Hintergrund eine Polizistin in Heilbronn 2007 ermordet haben und für mehrere Banküberfälle verantwortlich sind", sagte Renner.

Nähere Angaben zur Herkunft ihrer Informationen wollte sie nicht machen. Das Thüringer Innenministerium wollte diese Angaben unter Verweis auf laufende Ermittlungen nicht kommentieren.

Laut Landeskriminalamt Baden-Württemberg werden die sichergestellten Dienstpistolen nun kriminaltechnisch untersucht. Wie die Männer in den Besitz der Waffen kamen, sei jetzt Gegenstand der Ermittlungen, sagte ein LKA-Sprecher. Ermittelt werde zudem, ob ein Zusammenhang mit dem Polizistinnenmord besteht, bei dem die Waffen geraubt wurden. Die Männer könnten die Pistolen auch gekauft haben oder anderweitig in ihren Besitz gelangt seien, sagte der Sprecher.

Die im April 2007 erschossene Beamtin stammte aus Thüringen. Es gibt laut LKA bislang keine Hinweise, dass hier ein Tatzusammenhang besteht.

Kripo prüft Verbindung zwischen Augsburger Polizistenmord

Der spektakuläre Kriminalfall in Eisenach könnte den Ermittlern auch bei der Aufklärung eines weiteren Polizistenmordes helfen. Bei der Fahndung nach den Mördern eines Augsburger Polizisten prüfen die Beamten eine Verbindung. Unter anderem würden DNA-Spuren abgeglichen, sagte ein Sprecher der Polizei am Dienstag in Augsburg. Bislang deute aber nichts auf einen Zusammenhang hin. Es handele sich nur um eine reine Routineüberprüfung. Der 41-jährige Augsburger Polizist war vor anderthalb Wochen bei einer Verfolgungsjagd erschossen worden. Die Täter waren nach der Tat geflüchtet. (dapd/afp)