Stuttgart. Die Geschichte um die verpatzte Suche nach dem "Phantom" wird immer grotesker: Die Polizei jagte wegen verunreinigter Wattestäbchen offenbar monatelang einer falschen Genspur hinterher. Nun erklärt ein möglicher Hersteller, dass seine Wattestäbchen für DNA-Proben gar nicht geeignet sind.

Ein Hersteller von Wattestäbchen hat die Verantwortung für eine etwaige Panne bei der Spurensicherung zum Heilbronner Polizistenmord zurückgewiesen. Die von der Greiner Bio-One GmbH vertriebenen Abstrichbestecke seien nicht für die Verwendung von molekulardiagnostischen Analysen vorgesehen, teilte das Unternehmen in Frickenhausen bei Nürtingen mit.

Eine Sprecherin sagte auf Anfrage, die Firma arbeite mit dem baden-württembergischen Landeskriminalamt zusammen. Genauere Angaben machte sie aber zunächst nicht. Damit steht nicht fest, ob die Abstrichbestecke überhaupt bei den Tatorten des Phantoms eingesetzt wurden.

Sterilisation beseitigt DNA-Verunreinigungen nicht

Die Wattestäbchen werden den Angaben zufolge über einen deutschen Importeur bezogen. Die Stäbchen seien aus Holz gefertigt, die Watte bestehe aus Baumwolle. Wattestäbchen, Kunststoffröhrchen und Verschluss werden zu einem kompletten Abstrichbesteck montiert, teilte die Firma mit. Die abschließende Sterilisation mit ionisierenden Strahlen führe zu einem sterilen keimfreien Produkt für den spezifischen Einsatzbereich.

«Mögliche vorhandene DNA-Verunreinigungen menschlichen oder tierischen Ursprungs können durch eine Sterilisation nicht beseitigt werden.» Daher sei eine Verwendung des Abstrichbestecks für molekulardiagnostische Analysen nicht vorgesehen. Dies gehe aus den ausführlichen Produktbeschreibungen hervor.

Mögliche Schadenersatzklagen

Der Sprecher des baden-württembergischen Landeskriminalamts, Horst Haug, sagte am Freitag in Stuttgart, die Behörde habe sich an den europäischen Standards für die Spurensicherung orientiert. «Die halten wir ein.»

Der baden-württembergische Innenminister Heribert Rech (CDU) hatte am Donnerstag Schadensersatzansprüche nicht ausgeschlossen, falls verunreinigte Wattestäbchen Grund für eine Fahndungspanne auf der Suche nach der mutmaßlichen Serienverbrecherin seien. Die Polizei lässt nun bundesweit alle Wattestäbchen-Vorräte überprüfen. Wann es Sicherheit über die Herkunft der DNA-Spur des «Phantoms» gibt, ist laut Landeskriminalamt noch nicht absehbar. (ap)

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