Hattingen. Ursula Keuth lauscht Straßenmusikern oder dem „singenden Weihnachtsbaum“. Um 11 Uhr öffnet sie als Frau Holle an Heiligabend das letzte Fenster.
Auch Frau Holles Herz schlägt in Ursula Keuths Brust: Denn im Advent schlüpft sie genau in diese Rolle. Und trägt sie Frau Holles Gewand, dann wird sie auch nur mit Frau Holle angeredet. „Komme ich aus dem Alten Rathaus und trage meinen normalen Mantel, dann bin ich eben Ursula Keuth.“
Die Trennung sei gut so. Und Frau Holle gehört längst zum Advent der Hattingerin. Die Rolle bereitet ihr einfach große Freude – und sie möchte sie ausfüllen, so lange es geht. Die kleinen Ruhemomente sind es, die für sie den Advent ausmachen. „Man muss gar nicht viel haben, sondern sich winzige Sachen herauspicken und die dann bewusst erleben und genießen“, sagt die engagierte Geschichten-Liebhaberin. Neulich sei sie in der Innenstadt gewesen und vor drei Sängern stehen geblieben, ganz in Ruhe. „Das war toll. Oder ich genieße die Musik vom ,singenden Weihnachtsbaum’“, erzählt sie.
Nervös ist sie vor Auftritten als Frau Holle nicht mehr
Nervös ist sie vor den Auftritten als Frau Holle nicht mehr. Sie freut sich, wenn Kinder sie schon vor 17 Uhr rufen. „Die Atmosphäre auf dem Platz vom Fenster aus zu erleben, ist einfach herrlich.“ Frau Holle geht Dinge mit Ruhe an – und genießt besondere Ereignisse wie den Nikolaustag und den Lucia-Tag. Auf solche Besonderheiten weist sie hin – und lässt auch Aktuelles nicht unbeachtet. „Wie den Friedensnobelpreisträger. So etwas sollte nicht unter den Tisch fallen.“
Vor der Adventszeit schon bereitet sie sich vor. „Wir haben ja vier verschiedene Kalenderbilder. Ich nehme mir das Begleitbuch zu dem jeweiligen einige Wochen vorher.“ Weitere Texte, Gedanken und Gedichte sucht sie aus ihrer heimischen, reichhaltigen Bibliothek jeweils am Vorabend heraus.
„Aus dem Haus gehe ich immer gegen 16 Uhr, nehme mir Zeit für die Vorbereitung – und lege mir danach wieder die Sachen für den Tag danach zurecht.“ Ein besonderes Adventserlebnis sei für sie stets, „wenn der ganze Untermarkt bei den Weihnachtsliedern mitsingt“.