Hattingen. Zuletzt hatte der EN-Kreis neue Einrichtungen oft abgelehnt. Jetzt steigt der Bedarf rasant. Die Stadt kann Investoren kaum Standorte anbieten.

Die Stadt kann ihren Bürgerinnen und Bürgern nicht genügend Plätze in Pflegeheimen anbieten. „Aktuell sind wir unterversorgt und können das Problem nur lösen, indem wir auf Plätze in Nachbarstädten zurückgreifen“, sagt Stefanie Berkermann, Leiterin des Fachbereich Soziales und Wohnen. 523 Plätze konnten die sechs Pflegeheime im Stadtgebiet zum Stichtag 1. August vorhalten. Das ist zu wenig. Schlimmer noch: Das Problem wird sich rasant verschärfen. Für das Jahr 2025 rechnet der aktuelle Pflegebericht des Ennepe-Ruhr-Kreis für Hattingen mit einem Bedarf von 735 Plätzen. Wenn nichts passiert, würden dann also 195 Betten fehlen.

Absage an den Standort Winz-Baak

Ursache für den Mangel sei in erster Linie der steigende Bedarf, sagt Berkermann. Die Menschen würden immer älter. Und so seien das Emmy-Kruppke-Seniorenzentrum (100 Plätze), das Haus der Diakonie (98), das Altenheim St. Josef (108), das Martin Luther-Haus (63), das Altenzentrum Heidehof (71) und das Seniorenzentrum St. Mauritius (83) komplett ausgelastet. Verschärft hat sich die Lage, seit die Einrichtungen verstärkt Einzelzimmer anbieten müssen. „Das hat einige Betten gekostet“, erklärt Stefanie Berkermann.

Drei Investoren haben angefragt

Ein weiteres strukturelles Problem ist hausgemacht. Über Jahre hinweg hat der Ennepe-Ruhr-Kreis den Neubau von Pflegeheimen in Hattingen untersagt, weil rechnerisch auf den gesamten Kreis bezogen Überkapazitäten vorlagen. Im Jahr 2009 etwa gab es konkrete Pläne eines Investors für ein Altenpflegeheim in Winz-Baak. Die Kreisverwaltung winkte ab. Hattingen sei bestens versorgt, hieß es. Damals gab es 553 Pflegeplätze, 30 mehr als heute.

Baudezernent Jens Hendrix.
Baudezernent Jens Hendrix. © Dietmar Wäsche

Jetzt fällt der Stadt das Problem auf die Füße. Die gute Nachricht dabei: Investoren sind da. „Wir sind mit drei Einrichtungen in konkreten Gesprächen“, bestätigt Baudezernent Jens Hendrix der WAZ. Was fehlt, sind geeignete Standorte. Konkret hat Hendrix den möglichen Bauherren drei Stellen vorgeschlagen: eine Fläche neben der neuen Kita am Rosenberg – die gehört der Stadt, allerdings müssten Kleingärten weichen; einen Standort auf dem ehemaligen O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße – dort ist Platz genug, allerdings hat die Politik andere Nutzungsvorstellungen; ein Areal in Holthausen – das müsste ein Privatbesitzer verkaufen.

Ob es also ein siebtes Altenpflegeheim geben wird, ist unklar. Planung und Bau würden Jahre dauern. „Und dann hätte der Betreiber auch noch mit dem Mangel an geeigneten Arbeitskräften zu kämpfen“, sagt Jens Hendrix.