Bochum. . Die „Offene Stadtversammlung“ fordert den Erhalt von Musikschule und Gesundheitsamt. Die Politik plane an den Wünschen der Bochumer vorbei.

Der Abriss der Gerichtsgebäude an der Viktoriastraße ist beschlossene Sache. Bis zum Herbst 2021 soll dort das Geschäftsquartier Viktoria-Karree entstehen. Die Innenstadt steht vor großen Veränderungen. Die Politik hat bereits einiges auf den Weg gebracht.

Nun macht sich eine „offene Stadtversammlung“ im Netzwerk „Stadt für Alle“ daran, die Politiker davon zu überzeugen, dass es noch andere Möglichkeiten für die Entwicklung der Innenstadt gibt. „Mit den aktuellen Plänen zum Umbau der Innenstadt planen Politik und Verwaltung an der Wünschen der Bochumer vorbei“, sagt Rebecca Sirsch von der offenen Stadtversammlung.

Privatisierung der Innenstadt-Grundstücke verhindern

Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von stadtpolitisch interessierten Gruppen, Organisationen und Einzelpersonen. Seit April treffen sich die Aktiven regelmäßig, bieten spezielle Rundgänge durch die Innenstadt an. Jetzt starten sie eine Unterschriftenkampagne und wollen die Bürger mobilisieren.

„Wir wollen die Musikschule und das Gesundheitsamt als Gebäude erhalten und die Privatisierung der Innenstadt-Grundstücke verhindern“, sagt Rebecca Sirsch. „Außerdem fordern wir zusätzliche kulturelle und soziale Nutzungsmöglichkeiten für den Appolonia-Pfaus-Park sowie gemeinnützigen statt profitorientierten Wohnungsbau.“

„So viele schöne Gebäude haben wir nicht in Bochum“

Versammlung ist bei Straßenfesten präsent

Die Unterschriftenaktion läuft bis zum 15. November. Die Aktiven der Offenen Stadtversammlung wollen mit Aktions- und Infoständen auf Straßen- und Stadtteilfesten präsent sein. Den Auftakt macht das Kortländerfest am Samstag (25.).

Die Listen werden aber auch im Mieterverein ausliegen. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Liste aus dem Internet auszudrucken: www.stadt-fuer-alle-bochum.net.

Die offene Stadtversammlung trifft sich jeden 2. und 4. Dienstag im Monat in den Räumen des Bochumer Mietervereins, Brückstraße 58. Das nächste Treffen findet am Dienstag, 28. August um 19 Uhr statt.

Das Motto der Unterschriftenaktion lautet „Bochum: Deins, meins, unsers? Innenstadt gemeinsam gestalten!“ Sirsch: „Wir reagieren damit auf den Plan der Stadt, das Bildungs- und Verwaltungszentrum und vielleicht sogar die Musikschule und das Gesundheitsamt abzureißen.“ Diese seien aber erhaltenswert.

„So viele schöne Gebäude haben wir nicht in der Stadt.“ Am wichtigsten aber sei, so Sirsch, dass die bisherigen Beschlüsse im Rat „ohne jeglichen Partizipationsprozess“ gefallen seien. „Wir haben festgestellt, dass die Bochumer sehr wohl daran interessiert sind, was mit der Innenstadt passiert.“ Deswegen die offene Stadtversammlung. Deswegen nun die Unterschriftenaktion.

Mehr öffentliche Plätze in der Innenstadt

Sie soll bis zum 15. November laufen und im besten Fall die Politik dazu bewegen, über andere Lösungen für den Innenstadtaus- und Umbau nachzudenken. Beispielsweise die Gebäude von Gesundheitsamt und Musikschule in eine neues Nutzungskonzept zu integrieren.

„Die Bausubstanz ist in gutem Zustand, ein Abriss wäre ökologisch und wirtschaftlich unsinnig“, sagt Sirsch. „Die Gebäude können für eine gemischte Nutzung umgebaut werden, mit großen und kleinen Wohnungen, gemeinschaftlichen Treffpunkten und Räumen für Kultur.“

Zudem soll es mehr öffentliche Plätze in der Innenstadt geben. Die angedachte Verkleinerung des Appolonia-Pfaus-Parks sei da kontraproduktiv. Sirsch: „Eine grüne Lunge direkt in der City ist für die Menschen dieser Stadt wichtig.“