Detroit/Rüsselsheim. Autobauer Opel verkauft so viele Autos wie seit Jahren nicht. Die Verluste sind dennoch gewaltig. Das liegt vor allem am Einbruch des Russland-Geschäfts und der teuren Schließung des Bochumer Werks.
Wieder einmal muss Opel-Chef Karl-Thomas Neumann tief-rote Zahlen verkünden. Fast 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Mrd Euro) setzte die US-Mutter General Motors (GM) im vergangenen Jahr in Europa operativ in den Sand. Das ist deutlich mehr als im Vorjahr, als ein Verlust von 869 Millionen Dollar in den Büchern stand. "Das Gesamtergebnis ist leider immer noch deutlich negativ", räumt Neumann ein. Kleinlaut wird der Manager deshalb aber keineswegs. Denn eigentlich läuft es für die Rüsselsheimer ganz gut, auch wenn die nackten Zahlen eine andere Geschichte erzählen.
"Gemeinsam haben wir das operative Resultat von Opel/Vauxhall verbessert, die Verkaufszahlen gesteigert und Marktanteile hinzugewonnen, obwohl das Marktumfeld noch schwieriger geworden ist", sagt Neumann.
Ziel: 2016 wieder profitabel werden
Tatsächlich verkaufte Opel im vergangenen Jahr 1,17 Millionen Autos und damit so viele Autos wie seit 2011 nicht mehr. "Der Zuwachs von 3,4 Prozent ist fast doppelt so hoch wie der des Gesamtmarktes. Unser Marktanteil stieg auf 5,75 Prozent", verkündet Neumann in einer Botschaft an die Mitarbeiter. Auch beim Umsatz legten die Rüsselsheimer zu.
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Auch 2015 startete vielsprechend: Auf ihrem wichtigen Heimatmarkt verkauften die Rüsselsheimer 9,2 Prozent mehr Autos als im Vorjahr - der deutsche Gesamtmarkt wuchs nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes nur um gut 2,6 Prozent. Deshalb rückt der Opel-Boss auch nicht von dem Ziel ab, 2016 wieder profitabel zu werden.
20 Prozent weniger Autos nach Russland verkauft
Helfen dürfte, dass Opel die teure Schließung der Autofertigung in Bochum inzwischen verdaut hat. Der Schritt im Kampf gegen Überkapazitäten kostete rund 900 Millionen Dollar, davon allein 700 Millionen im vergangenen Jahr. Diese Sonderkosten fallen 2015 weg.
Im vergangenen Jahr hat außerdem das Russland-Geschäft ein tiefes Loch in die Bilanz gerissen. Allein die Wechselkursschwankungen schlugen mit rund 200 Millionen Dollar zu Buche. "Zudem haben wir 2014 rund 20 Prozent weniger Autos in Russland verkauft als noch im Jahr zuvor", betont Neumann.
Allerdings ist offen, wann die Russland-Krise überwunden werden kann. Deshalb hat Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer ernsthafte Zweifel, ob Opel 2016 tatsächlich wieder Gewinne einfahren kann. "Opel geht in die richtige Richtung. Aber wenn das Russland-Geschäft nicht anspringt, kriegt Neumann die schwarze Null nicht hin." Zumal die Bäume auch in Westeuropa nicht in den Himmel wüchsen.
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Corsa und Mokka laufen gut
Bisher lässt sich Neumann von diesen Problemen nicht aus der Fassung bringen: "Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben es wieder geschafft, unsere internen Ziele deutlich zu übertreffen - nun im achten Quartal in Folge." Die neuen Modelle liefen gut, das gelte für den Corsa genauso wie für den Mokka, den Adam oder den Insignia. Zudem wird im März der Kleinwagen Karl in Genf vorgestellt, der 9500 Euro kosten und neue Kunden an die Marke binden soll. Analyst Tim Urquhart von IHS Automotive ist jedenfalls überzeugt, dass der Karl den Opel-Absatz zusätzlich befeuern wird.
Das dürfte auch die GM-Führung um Front-Frau Mary Barra erstmal beruhigen. Am Rande der Automesse in Detroit hatte Barry Opel gar als Vorbild für alle anderen Konzernmarken bezeichnet: "Die Marke Opel ist wieder auferstanden und hat ein großartige Zukunft. Sie zeigt, wohin sich der Konzern bewegt."
GM: Skandal um defekte Zündschlösser
Denn GM hatte ein schwieriges Jahr. Der Konzern stand vor allem wegen eines Skandals um defekte Zündschlösser in den Schlagzeilen. Das Unternehmen musste Millionen von Fahrzeugen zurückrufen und räumt mittlerweile mindestens 51 Todesopfer durch Unfälle ein. Trotzdem zeigt die Bilanz, dass es insgesamt ein gutes Jahr war. Unter dem Strich verdiente GM immer noch 2,8 Milliarden Dollar (2,4 Mrd. Euro).
Und die Kunden lassen sich von den Rückrufen nicht abschrecken: Weltweit verkaufte GM 2014 mehr Fahrzeuge als jemals zuvor. Mit 9,9 Millionen Autos und Trucks lag der US-Branchenprimus nur knapp hinter den Weltmarktführern Toyota und Volkswagen. GM-Chefin Mary Barra betont: "Wir sind alle Herausforderungen entschlossen angegangen." (dpa)