Essen. Ein Ticket, viel Spaß: Es gibt Straßenbahnlinien in der Region, die so gut sind wie eine Stadtrundfahrt - ein günstiger Urlaub vor der Haustüre.

Eine Idee, die zugleich so schön und so einfach ist, dass man sie so gut wie nie in die Realität umsetzt: Einfach mal in die Straßenbahn einsteigen, sich durch die Gegend fahren lassen – und so vielleicht die eigene Heimat noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen… Das lohnt sich natürlich nicht bei jeder Linie, aber wir haben ein paar Strecken herausgesucht, bei denen man garantiert einiges zu sehen bekommt – und teils einzigartige Erlebnisse haben wird.

Die längste Straßenbahnstrecke im Ruhrgebiet: Linie 302

Die Straßenbahn-Linie für Schalke-Fans: Man kann am Ernst-Kuzorra-Platz aussteigen, die Glückauf-Kampfbahn besuchen, aber auch Zeche Holland besichtigen oder den Wissenschaftspark Gelsenkirchen.
Die Straßenbahn-Linie für Schalke-Fans: Man kann am Ernst-Kuzorra-Platz aussteigen, die Glückauf-Kampfbahn besuchen, aber auch Zeche Holland besichtigen oder den Wissenschaftspark Gelsenkirchen. © Funke FotoS ervices | Kai Kitschenberg

53 Mal stoppt die Linie 302 auf dem Weg von Gelsenkirchen-Buer bis Bochum-Langendreer. Mit 28,3 Kilometern ist sie die längste Straßenbahnstrecke im Ruhrgebiet. Eine Stunde und 23 Minuten fährt sie, wenn sie gut durchrollt. Dabei ist hier der Weg das Ziel. Der Gast fährt vorbei an ehemaligen Zechen- und Stahlstandorten, wie der Zeche Holland und der Jahrhunderthalle. Wer am Ernst-Kuzorra-Platz aussteigt, kann die Glückauf-Kampfbahn besuchen, die ehemalige Schalke-Heimspielstätte. Es geht aber nicht nur vorbei an historischen Bauwerken, sondern auch an modernen Wissenschaftsbauten, darunter ist der Wissenschaftspark in Gelsenkirchen.

Der erste Streckenteil der Linie 302 wurde übrigens ab 1895 zwischen Schalke und Gelsenkirchen Hauptbahnhof gebaut und fuhr von Anfang an elektrisch, während in Dortmund die Bahnen noch von Pferden gezogen wurden.

Fahrplan unter bogestra.de

Mit der Kulturlinie 107 zum Weltkulturerbe

Auf nach Zollverein! Wer zum Weltkulturerbe möchte, steigt in Essen in die Straßenbahnlinie 107 ein. Dabei sollte man die Fahrt nicht als ein notwendiges Übel betrachten, wenn man das Gelände der Zeche und Kokerei samt Ruhrmuseum und Red Dot Design Museum erkunden möchte. Denn die Bahn hält an Stationen, die unweit von weiteren reizvollen Orten für Kulturliebhaber liegen, darunter etwa die Philharmonie. Sobald eine Baustelle in Gelsenkirchen behoben ist, kann man in ein paar Wochen dann auch wieder mit der 107 das Musiktheater im Revier anfahren.

Fahrgäste stellen sich einfach ihre eigene Tour zusammen. Wer sich zum Beispiel für Kirchen interessiert, besucht den Dom plus Domschatz in Essen, die Nikolauskirche – eine neuromanische Kirche mit Jugendstilausstattung von 1906-07 – oder zum Beispiel die Heilig Geist Kirche: eine ehemalige Ölfabrik in Katernberg, die sich 1933 in eine Kirche umwandelte.

Wegen einer Baustelle fährt die Linie zurzeit nicht durchgängig. Laut einer Bogestra-Sprecherin soll das in ein paar Wochen wieder der Fall sein. Die genannten Kirchen lassen sich aber derzeit anfahren. www.kulturlinie107.de

Naturlinie 105 in Essen

Von der Straßenbahn aus ins Grüne blicken: Mit der 105 kein Problem, etwa am Walburgistal oder am Schellenberger Wald order an den Heisinger Ruhrauen.
Von der Straßenbahn aus ins Grüne blicken: Mit der 105 kein Problem, etwa am Walburgistal oder am Schellenberger Wald order an den Heisinger Ruhrauen. © Essen | Kerstin Kokoska

Und noch eine Straßenbahn in Essen hält an Sehenswürdigkeiten, in diesem Fall an grünen: die Naturlinie 105. Auf dem Weg von Frintrop über den Hauptbahnhof nach Rellinghausen darf man natürlich keine Naturwunder erwarten, aber doch Haltestellen, die einen Blick ins Grüne ermöglichen. Nicht nur in Schrebergärten, sondern etwa ins Walburgistal oder in den Schellenberger Wald. Auch die Heisinger Ruhrauen sind nach einem kurzen Fußweg zu erreichen. Wie bei der Kulturlinie 107 kann man auch hier seine ganz persönliche Entdeckungstour zusammenstellen und zum Beispiel Parks oder Siedlungen ansteuern, die besonders grün sind.

Weitere Infos: www.naturlinie105.de

Wuppertaler Schwebebahn

Immer schön über die Wupper: Die Wuppertaler Schwebebahn hat einige schöne Stopps nicht nur für Bahn-Fans.
Immer schön über die Wupper: Die Wuppertaler Schwebebahn hat einige schöne Stopps nicht nur für Bahn-Fans. © picture alliance / Maximilian Koch | Maximilian Koch

Sie ist ja quasi so weltberühmt, dass sie zu Recht als Wahrzeichen der Stadt gilt. Und eine Fahrt mit ihr lohnt sich, obwohl sie nur eine halbe Stunde dauert und nur 20 Haltestellen hat. Aber man muss die 13,3 Kilometer ja nicht an einem Stück fahren, auch wenn ganze zehn Kilometer über die Wupper gehen. Entlang der Strecke von Oberbarmen nach Barmen, über Elberfeld-West bis hin nach Vohwinkel findet man gleich mehrere hinreißende alte Bahnhöfe im Jugendstil, die allein für sich Sehenswürdigkeiten sind. Wer möchte, kann einen Halt am Wuppertaler Zoo machen. Oder einen Abstecher ins Briller Viertel, das als das größte denkmalgeschützte Viertel von Deutschland gilt. Und für Bahn-Fans sind natürlich auch die Waggons und die Technik der 1901 in Betrieb genommenen und heute auf dem neuesten Stand befindlichen Schwebebahn ein Hingucker.

Infos: www.schwebebahn.de Fahrkarten: 24-Stunden-Ticket 8,30 €, pro zus. mitgenom. Person 4,20 €

Kulturlinie 308/318 in Bochum

Die 308/318 ist nicht nur während der Kulturlinie-Veranstaltungen einmal im Jahr eine Fahrt wert.
Die 308/318 ist nicht nur während der Kulturlinie-Veranstaltungen einmal im Jahr eine Fahrt wert. © FUNKE Foto Services | Marie-Christin Jacobs

Na gut, hier ist etwas Timing und gute Planung gefragt, denn 308/318 in Bochum fuhr bisher nur an zwei Wochenenden unter dem Titel „Kulturlinie“ – und sie wird es im Sommer 2024 wohl wieder tun. Die Erlebnisfahrt führte einmal quer durch die ganze Bandbreite der Bochumer Kulturszene, vom Kunstkiez Bärendorf über das Museum unter Tage mit der Situation Kunst (für Max Imdahl) direkt am Haus Weitmar mit seinem pittoresken Skulpturenpark bis hin zum Schauspielhaus, das ja nicht nur für Theaterfans, sondern auch für Architekturliebhaber ein Hingucker ist. Wer aber nicht bis zum Sommer warten will, kann natürlich jederzeit in die 308/318 einsteigen, denn die Kulturorte liegen ja das ganze Jahr über entlang dieser Linie (siehe Website unten). Da muss man sich nicht gedulden, bis während der Fahrten wieder Musik, Zauberei, Lesungen und Theater geboten werden.

Wann die Kulturlinie 308/318 wieder zum Einsteigen einlädt, erfährt man im Netz unter kulturlinie.ruhr

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