Essen. Was hat das Ruhrgebiet für Familien zu bieten? Wir stellen fünf ungewöhnliche Museen vor, die auf das Weihnachtsfest einstimmen.
Im Advent und in der Weihnachtszeit ziehen Kirchen die Menschen stärker in ihren Bann als in jeder anderen Jahreszeit. Dabei gibt es unabhängig von den Gottesdiensten viele Ausstellungen, die nicht nur wegen der kunstfertigen Pracht der Ausstellungsstücke und wegen der bewegten Geschichte mehr als nur einen Blick wert sind – wer sich schon einmal den Essener Domschatz angeschaut hat, wird aus dem Staunen nicht so schnell wieder herausgekommen sein. Wir stellen hier unsere liebsten christlichen Museen vor.
Tierisch gut: Ausstellung im Domschatz Essen
In diesen Tagen gibt es noch einen gewaltigen zusätzlichen Grund, den Essener Domschatz zu besuchen: „Tierisch gut“ heißt die Familien-Ausstellung, zu der Kinder freien Eintritt haben. Denn auch jenseits von Ochs und Esel, von Friedenstaube und verführerischer Schlange wimmelt es in der Bibel und damit auch in der Kirchenkunst nur so von tierischen Begleitern. Dass sich auf liturgischen Kämmen sogar Drachen finden, ist zwar rein zoologisch nicht korrekt, aber immerhin hübsch anzusehen.
Darüber hinaus ist die Dauerausstellung natürlich eine Wucht, nicht nur weil man dort Madonna (die Goldene) jeden Tag live sehen kann – sie ist ja eines der bedeutendsten Kunstwerke des frühen Abendlandes. Auch weil es prachtvolle Vortrage-Kreuze wie das Otto-Mathilden-Kreuz in der Ausstellung gibt und als Reliquien die Überreste der Heiligen Cosmas und Damian. Auch Kronen und Schwerter zeugen von der zugleich geistlichen wie weltlichen Macht der Kirche in Essen.
Tierisch gut. Bis 30.12. Di bis So, 11-17 Uhr, Eintritt für Kinder frei, Erwachsene 5 Euro. Domschatz am Burgplatz ist geschlossen: Heiligabend bis 2. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr. 0201/2204206, domschatz-essen.de
Frauen in der Kirche: Ikonenmuseum Recklinghausen
Die Darstellungen von Heiligen und Bibelszenen in der christlichen Kunst sind ja schier unerschöpflich in der Vielfalt ihrer Darstellungen. Zu den prächtigsten und zugleich wertvollsten zählen die Ikonen, denen die Stadt Recklinghausen ein eigenes Museum gewidmet hat, nachdem im Jahr 1955 eine Ikonenausstellung die damals bei uns noch unbekannten Kultbilder aus der Ostkirche vorstellte.
Neben der Dauerausstellung, zu deren Fundus über 200 russische Ikonen gehören, lädt derzeit eine Sonderschau mit dem Titel „Ikona“ zu den „Heiligen Frauen in der orthodoxen Kunst“ (bis 17. März 2024) – ein längst überfälliger Beitrag in Zeiten, in denen die Gleichberechtigung in vielen Bereichen Einzug gehalten hat. Gut 70 Ikonen aus drei Partnermuseen und von privaten Leihgebern zeigen Märtyrerinnen, Eremitinnen, Nonnen und machtbewusste Herrscherinnen, die heiliggesprochen wurden.
Wegen der Sonderschau ist derzeit ein Raum der Dauerausstellung belegt, daher erhalten alle Besucher ermäßigten Eintritt: Di - So und an Feiertagen 11-18 Uhr, Heiligabend und Silvester 11-14 Uhr. Adresse: Kirchplatz 2a, Recklinghausen. Info unter: 02361–501941, ikonen-museum.com
Da schlägt das Sammlerherz höher: Krippenmuseum in Bochum
Maria, Josef und das Jesuskind in der Lore liegend. Moment: In der Lore? So viel Gestaltungsspielraum erlaubt sich Manfred Lipienski bei einer Krippe, über der „Glück auf“ zu lesen ist. Auch Ochs und Esel sucht man hier vergebens. Dafür steht dort die „Bergmannskuh“ – eine Ziege.
Lipienski baut jedoch nicht nur Krippen, er sammelt auch ungewöhnliche Darstellungen von Jesus’ Geburt und zeigt rund 250 davon in seinem kleinen privaten Museum in Bochum-Dahlhausen in der Adventszeit. Die erste Krippe der Sammlung war ein Mitbringsel eines Freundes aus Ecuador: Auf den ersten Blick ist sie ein farbenfroher Vogel. Öffnet man jedoch die kleinen Türchen am Bauch des Kolibris, ist dort die Heilige Familie zu sehen.
Bis zum 22. Dezember im Rahmen von Gruppen-Führungen. Einzelpersonen können sich ebenfalls anmelden unter 0234/49 22 80 (Preis auf Anfrage), bochumer-krippenverein.de
Eine Geschichte der Nächstenliebe: Pflegemuseum Kaiserswerth
Die Pflege von Kranken ist eindeutig ein Akt der Nächstenliebe. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum das Pflegemuseum Kaiserswerth einen christlichen Bezug hat: In alten Krankenzimmern erzählt es neben der Geschichte der Pflege auch die der Diakonissen.
Der evangelische Pastor Theodor Fliedner gründete in dem heutigen Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth Anfang des 19. Jahrhunderts diese Gemeinschaft der Diakonissen, die ein Vorbild für viele andere so genannte Mutterhäuser wurde. Von den Schwestern wurde Gehorsam erwartet, dafür waren sie verheirateten Frauen gleichgestellt. Sie wurden in der Pflege ausgebildet und selbst gepflegt, wenn sie alt und gebrechlich waren. Die weiße Rüschenhaube gehört bis heute zur Tracht der Diakonisse, die ihren Dienst am Menschen als Auftrag Jesu Christi versteht.
Zeppenheimer Weg 20, Düsseldorf, Di, Mi: 9.30 - 16.30 Uhr. Info unter: 0211/56673780, fliedner-kulturstiftung.de
Die Kirche wird zum Museum: Niederrheinische Sakralkunst
Passender könnte es gar nicht sein: Das Museum für Niederrheinische Sakralkunst befindet sich in einer Kirche, in der größten gewölbten Saalkirche am Niederrhein, die der „Franziskanerorden der Strengen Observanz“ um 1631 errichtet hat. In der Paterskirche kann man sakrale Gold- und Silberschmiedearbeiten bestaunen, darunter sind Kelche und Altarleuchter. Besonders sehenswert sind die Marienkette aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts und die Chormantelschließe aus der Frührenaissance.
Burgstraße 19 in Kempen, 11 - 17 Uhr, Donnerstag bis 18 Uhr, Mo. geschlossen, ebenso von Heiligabend bis einschließlich Neujahr. Erw. 2 Euro, Schüler/Studierende: 1 Euro, 02152/917-4114, kempen.de
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