Düsseldorf. Die Sonntagszeitung konnte sich im Werk in der Nähe des Rhein-Ruhr-Flughafens umsehen, wo pro Jahr 6500 Tonnen der Würzpaste produziert werden.

Wer scharfen Senf mag, verbindet Düsseldorf nicht nur mit Landtag, Altbier und der längsten Theke der Welt, sondern vor allem mit der Marke Löwensenf, der berühmten Gewürzpaste. Wir konnten uns im Werk in der Nähe des Rhein-Ruhr-Flughafens umsehen, wo pro Jahr 6500 Tonnen Senf produziert werden.

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„So, Herrschaften, bitte Uhren, Schmuck, Schlüssel und alles, was sonst herausfallen kann, auf den Tisch legen. Schutzkleidung liegt bereit“ – mit strenger Miene und rheinischem Dialekt wacht Otto Genth, erfahrener Senfmüller und seit 40 Jahren im Unternehmen, darüber, dass die Vorschriften für den Rundgang eingehalten werden. Hygiene und Sicherheit sind hier oberstes Gebot.

Süßer Senf passt zur Weißwurst

Schon geht es vorbei an riesigen Silos mit den gelben, braunen und schwarzen Senfsaaten, die Löwensenf vornehmlich aus Kanada, aber auch aus Tschechien und Ungarn bezieht. „Sie wachsen auf riesigen Feldern, sehen aus wie Raps“, klärt uns Otto Genth auf. Nach dem Schroten wandern die Senfkörner zum Quellen in wuchtige Becken mit Wasser, Essig und Salz, den Grundzutaten für Senf. Die sogenannte Maische entsteht, der nun die gewünschten Aromen beigefügt werden.

Bekanntlich gibt es Löwensenf in zahlreichen Geschmacksrichtungen wie Kirsch, Knoblauch, Feige, Rotwein-Pflaume, Balsamico und viele mehr. Sogar Coconut-Curry gehört dazu. Für den süßen Senf, der so gut zur Weißwurst passt, wird die Maische erhitzt, damit der Zucker karamellisiert. So entsteht die typische, dunklere Farbe.

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Von Metz nach Düsseldorf

Letzter Schritt bei der Herstellung: Der Mahlvorgang, bei dem die Maische zur Paste wird. Wobei für den scharfen Dijonsenf ein besonderes Verfahren gilt (siehe Kasten). Noch etwas Kurkuma, damit der ursprünglich bräunlich-graue Senf seine typische Gelbfärbung erhält. Dann ist erst einmal Pause. „Der Senf muss nun ruhen, damit er sich findet“, erklärt uns der Fachmann. Im Sekundentakt folgt dann die vollautomatische Abfüllung der Gläser und Tuben, bei der jedes Behältnis auf Dichtheit und korrekten Sitz von Deckel und Verschluss überprüft wird. Ist dies nicht der Fall, wird sofort aussortiert. Etikettierung, Vorbereitung für den Versand – alles läuft wie am Schnürchen. Jetzt hat Otto Genth noch Zeit für einen kurzen Blick auf die Düsseldorfer Senftradition, die schon fast seit drei Jahrhunderten besteht. Bereits 1726 wurde dort ABB Bergrath gegründet, wahrscheinlich die älteste Senfmarke Deutschlands. 1965 wurde sie von Löwensenf übernommen, dessen Gründerpaar Otto und Frieda Frenzel nach dem Ersten Weltkrieg mit ihrem Senfunternehmen vom lothringischen Metz nach Düsseldorf gezogen war.

Werksleiter Patrick Kühn überprüft am den Produktionsprozess von Löwensenf extra scharf im Werk in Düsseldorf und hält das klassische frisch abgefüllte Glas in der Hand. Es werden verschiedene Senfsorten hergestellt.
Werksleiter Patrick Kühn überprüft am den Produktionsprozess von Löwensenf extra scharf im Werk in Düsseldorf und hält das klassische frisch abgefüllte Glas in der Hand. Es werden verschiedene Senfsorten hergestellt. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Im Gepäck befand sich damals die Rezeptur für den ersten deutschen Senf nach dem Dijon-Verfahren. So entstand 1920 der „Löwensenf Extra“, dessen Name und Logo sich auf das Düsseldorfer Stadtwappen – Bergischer Löwe mit Anker – bezieht. Neun kleinere Senffabriken wurden im Laufe der Jahrzehnte übernommen. „Was Dijon in puncto Senf für Frankreich war, gilt heute für Düsseldorf in Deutschland“, so Otto Genth.

Seit 2001 gehört Löwensenf zum Münchner Unternehmen Develey Senf und Feinkost, einem großen Familienunternehmen im Lebensmittelsegment. „Warum ist Löwensenf so bekannt?“ wollen wir von Develey-Marketingchef Volker Leonhardi wissen: „Am Anfang war es sicherlich die besondere Schärfe des Senfs, die man damals hierzulande so nicht kannte. Und die Qualität natürlich“. Daneben trügen der einheitliche Auftritt und die ikonische, unverwechselbare Form der Gläser („Tönnchen“), die nur behutsam verändert wurde, zum Erfolg bei.

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Ebenso der Pioniergeist und die konsequente Weiterentwicklung des Sortiments. So sei Löwensenf inzwischen auch bei mittelscharfem Senf im Bio-Segment stärkster Anbieter. Und: „Wir stehen in jedem Regal. Schon die Großeltern und Eltern kannten uns. Dadurch haben wir viele treue Kunden, die es schätzen, dass wir unique geblieben sind“, so der Manager.

Unique, also unverwechselbar, ist sicher auch der Senfladen von Löwensenf in der Düsseldorfer Altstadt. Wer es mag, kann sich seinen Senf dort abzapfen lassen.

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