Essen. Verband will in den Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie eine Verlängerung der Arbeitszeit durchsetzen. So reagiert die IG Metall.

Während die IG Metall um Arbeitszeitverkürzungen kämpft, fordert der Maschinenbauverband (VDMA) nun das Gegenteil: Er will zurück zur 40-Stunden-Woche. Wenn Fachkräfte fehlten, müssten die verbliebenen unter der Woche länger arbeiten und auch später in Rente gehen, heißt es. Die Reaktion des NRW-Chefs der IG Metall kam prompt: „Wenn die Metall-Arbeitgeber damit in die Verhandlungen gehen, müssen sie mit einem Konter rechnen“, sagte Knut Giesler unserer Redaktion.

Giesler will in den anstehenden Tarifverhandlungen in der nordwestdeutschen Stahlindustrie die Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 35 auf 32 Stunden durchsetzen – und damit rechnerisch eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. In den Verwaltungen der Unternehmen ließe sich auch praktisch die Vier-Tage-Woche einführen, in den Stahlwerken geht es im Konti-Schichtbetrieb darum, weniger Schichten im Jahr zu fahren, vor allem keine Zusatzschichten mehr.

IG Metall plant Vier-Tage-Woche im Stahl

Für die deutlich größere Metall- und Elektroindustrie mit ihren rund 3,8 Millionen Beschäftigten wird erst im kommenden Jahr verhandelt. Die Gewerkschaft hat aber bereits angekündigt, hier keine Vier-Tage-Woche verlangen zu wollen. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann begründete dies damit, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Metall- und Elektroindustrie nicht gefährden zu wollen.

Auch interessant

Der Arbeitgeberverband der großen Metall-Teilbranche der Maschinenbauer will sich damit aber nicht zufrieden geben, sondern in die ganz andere Richtung: „Die 40-Stunden-Woche muss wieder der Normalfall sein“, sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann am Dienstag. „Fehlanreize, die Menschen von der Arbeit fernhalten, müssen abgeschafft werden. Das gilt insbesondere für die Idee einer generellen Arbeitszeitverkürzung mittels einer Vier-Tage-Woche.“

Das wiederum dürfte für die IG Metall nicht verhandelbar sein. Hofmann hatte betont, nicht diesmal, aber längerfristig bleibe die Arbeitszeitverkürzung auch für die Metall- und Elektroindustrie ein Thema. Auch NRW-Gewerkschaftschef Giesler betonte: „Im Moment geht es um den Stahl. Aber die bessere Gestaltung von Arbeitszeit war, ist und bleibt auch in der Metallindustrie eines unserer Ziele.“ Betreiber von Jobportalen wie Indeed sehen immer häufiger Stellenanzeigen auch von Metall-Betrieben, die mit einer Vier-Tage-Woche locken.

Arbeitgeber: Höheres Rentenalter und längere Wochenarbeitszeit

Eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit könne sich Deutschland weder volkswirtschaftlich noch sozialpolitisch leisten – schon gar nicht bei vollem Lohnausgleich, erklärte VDMA-Chef Brodtmann. Er forderte eine „schnelle Kurskorrektur“ angesichts des Fachkräftemangels. Die Weichen müssten auf „mehr Arbeit“ gestellt werden. „Dazu gehören die Ausweitung der Lebensarbeitszeit und eine Anhebung des Renteneintrittsalters ebenso wie die Erhöhung des wöchentlichen Arbeitszeitvolumens.“

podcast-image

Weitere Texte aus dem Ressort Wirtschaft finden Sie hier:

Giesler, der 2024 auch die Verhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie führen wird, sagte dazu: „Ich kann das nicht mehr hören, dass längeres Arbeiten unsere Probleme lösen soll. Wer wie die Arbeitgeber 30 Jahre lang Bestenauslese betrieben hat, sollte jetzt andere Wege finden, um Menschen in Beschäftigung zu bringen.“ Etwa von den nach wie vor 2,8 Millionen Arbeitslosen und den vielen Zuwanderern. „Wenn wir die in Arbeit bringen, haben wir kein Flüchtlingsproblem mehr, sondern Menschen, die unsere Probleme lösen“, sagte Giesler.