Berlin. Donald Trump will die Zölle massiv erhöhen. Ein Top-Experte sagt, welche überraschende Folgen dies für die Preise in Deutschland haben kann.
Mit der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA bahnen sich deutliche Veränderungen in der weltweiten Handelspolitik an. Trump plant, unter anderem Zölle zwischen 10 und 20 Prozent für ausländische Produkte zu erheben. Dies wird wohl viele Länder betreffen – auch die Exportnation Deutschland. Aktuell sind die USA der größte Handelspartner der Deutschen, etwa zehn Prozent aller Ausfuhren gehen in die USA. Welche Folgen die künftige Politik unter Donald Trump für Deutschland hat, erläutert der Top-Ökonom und Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien, dieser Redaktion.
Welche Konsequenzen hätten Zollerhöhungen von 10 bis 20 Prozent für deutsche Unternehmen? Welche Industriezweige wären besonders getroffen?
Sebastian Dullien: Zölle in einer solchen Höhe würden die Gewinnmargen deutscher Unternehmen deutlich belasten. In einigen Fällen dürften deutsche Exporte damit in den USA nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Das dürfte dann auch zu einem Rückgang der Ausfuhren führen. Besonders betroffen wären jene Unternehmen, die heute in Deutschland produzieren, um dann in die USA zu exportieren. Allerdings gibt es bereits viele deutsche Unternehmen, die schon heute in den USA für den US-Markt produzieren, wie etwa BMW oder VW. Für diese Unternehmen wären die direkten Folgen der Zölle weniger dramatisch. Ein weiteres Problem für Deutschland wäre, wenn Trumps Zölle gegenüber anderen Ländern auch dort zu Einkommensverlusten führen würden und auch diese Länder weniger aus Deutschland importieren. Das würde die deutsche Wirtschaft dann noch einmal indirekt treffen.
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Droht eine Abwanderungswelle von Firmen in die USA?
Dullien: Ob solche Zölle alleine eine Abwanderungswelle deutscher Unternehmen in die USA auslösen würden, ist zu bezweifeln. Diese Zölle dürften von den Unternehmen ja nicht unbedingt als dauerhaft wahrgenommen werden und große Unternehmensinvestitionen werden ja nicht nur für eine einzelne Amtszeit eines Präsidenten getätigt.
Sind deutsche Produkte trotz höherer Zölle in den USA dann noch wettbewerbsfähig?
Dullien: Viele deutsche Produkte dürften auch mit zusätzlichem Zoll noch in den USA wettbewerbsfähig sein. Ein solcher Zoll entspricht einer faktischen Abwertung des US-Dollar. Die deutsche Wirtschaft hat auch bei einem zehn Prozent teureren Euro noch solide in die USA exportieren können. Ein Teil der Zölle könnte auch von einer neuen Aufwertung des US-Dollar ausgeglichen werden. Wir haben bereits am Tag der Wahl Trumps eine deutliche Aufwertung des Dollar gesehen. Allerdings dürften die Profite der deutschen Exporteure leiden und der ein oder andere Auftrag dürfte dann an US-Unternehmen statt an deutsche Unternehmen gehen.
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Wo gibt es neue Absatzmärkte? Welche Folgen hätte dies für die deutsche Konjunktur?
Dullien: Die Suche nach neuen Absatzmärkten für die deutsche Wirtschaft dürfte sich schwierig gestalten. China etwa versucht zunehmend unabhängig zu werden von Importen in den deutschen Schlüsselbranchen wie Automobil, Maschinenbau und Chemie. Afrika oder Lateinamerika sind als Märkte nicht groß genug als Alternative. Eine Möglichkeit für Deutschland und Europa gegenzusteuern, wäre es, den EU-Binnenmarkt zu stärken, etwa durch eine schnelle Umsetzung eines kreditfinanzierten öffentlichen Investitionsprogramms. Das hätte das Potenzial, den Zollschock zu einem beträchtlichen Teil abzufedern.
Wie wird sich die Inflation in Deutschland entwickeln – drohen deutlich steigende Preise?
Dullien: In Deutschland würden höhere US-Zölle eher einen preisdämpfenden Effekt haben. Produkte, die – etwa aus China – wegen höherer Zölle nicht mehr in den USA verkauft würden, könnten auf den europäischen Markt strömen. Ähnliches haben wir bei früheren US-Zöllen bereits bemerkt, etwa als die USA Zölle auf Stahl erhöht haben. Das würde die Preise in Europa eher drücken. Kurz: Die US-Zölle sind schlecht für Unternehmen und Jobs in Deutschland, aber nicht für die Verbraucherinnen und Verbraucher beim Einkauf.
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