Wolfsburg. Am Mittwoch wurden die Tarifverhandlungen zwischen IG Metall und VW fortgesetzt. Am 21. November soll erneut verhandelt werden.

Nun ist die Katze aus dem Sack. Erstmals hat VW konkretisiert, was das Unternehmen in der laufenden Tarifrunde fordert, um die Marke VW zu sanieren. VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel sagte: „Volkswagen kann in dieser Tarifrunde keine Entgelterhöhungen vereinbaren. Im Gegenteil: Wir können nur nachhaltig erfolgreich bleiben und Arbeitsplätze sichern, wenn jetzt alle einen Beitrag für Volkswagen leisten.“ Konkret: Die Einkommen sollen um 10 Prozent sinken.

Das ist aber nur ein Baustein. Meiswinkel: „Zudem müssen wir das Bonussystem des Tarif Plus neu ausrichten. Ebenso müssen Sonderleistungen wie die Jubiläumsgratifikationen oder die tarifliche monatliche Zulage entfallen. Und: Wir müssen auch einen einheitlichen Haustarifvertrag mit einheitlichen Arbeitsbedingungen aushandeln.“ Thorsten Gröger, Verhandlungsführer der IG Metall, nannte einen weiteren Punkt: Das Unternehmen wolle die Zahl der Ausbildungsplätze von 1400 auf 600 reduzieren.

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VW formuliert finanzielle Ziele für die Tarifrunde

Meiswinkel betonte, dass VW nur bereit sei, über Beschäftigungssicherung und die Perspektive der von Schließungen bedrohten Werke zu diskutieren, wenn diese finanziellen Ziele erreicht würden. Nach Informationen unserer Zeitung geht es um die Fabriken Dresden, Osnabrück und Emden.

Gröger und VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo begrüßten, dass VW Verhandlungsbereitschaft zeige. Das sei die Mindestvoraussetzung, um weiter miteinander sprechen zu können, unterstrich Gröger. Cavallo sagte, die Gefahr von Werksschließungen und Massenentlassungen sei damit aber keineswegs gebannt. „Wir können uns nicht zurücklehnen, unsere Positionen liegen noch meilenweit auseinander.“ Am 21. November sollen die Tarifverhandlungen fortgesetzt werden.

Über die Zukunft von VW wurde im VfL-Stadion verhandelt

Verhandelt wurde im Fußballstadion des VfL Wolfsburg. Als sich am Mittwochmorgen dort die Vertreter von Volkswagen, der IG Metall und des VW-Betriebsrats zur Fortsetzung der VW-Tarifrunde trafen, da lag der Heimsieg des VfL an gleicher Stelle im DFB-Pokal gegen die Dortmunder Borussen erst wenige Stunden zurück.

Doch die Stimmung im Stadion war alles andere als feierlich und gelöst. Zu verfahren ist derzeit das Verhältnis zwischen den Tarifparteien, und dann veröffentlichte VW am Mittwochmorgen auch noch seine wenig erfreulichen Geschäftszahlen für die ersten neun Monate.

Seit Wochen und Monaten verweist der Vorstand des Autobauers auf die sich verschlechternde Lage insbesondere der Konzern-Kernmarke VW. Am Mittwoch lieferte er den Beleg. Der operative Gewinn des Konzerns brach in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 20 Prozent auf 12,9 Milliarden ein, das Nachsteuerergebnis sogar um nahezu ein Drittel auf 8,9 Milliarden Euro.

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Marge der Marke VW halbiert sich

Noch finsterer wird das Ergebnis mit Blick aufs dritte Quartal. Das operative Ergebnis brach um knapp 42 Prozent ein, der Nachsteuergewinn um fast zwei Drittel.

Als Gründe nannte VW die lahmende Ertragslage der Volumenmarken, allen voran der Marke VW, sowie des Premiumsegments, das von Audi angeführt wird. Die Marge der Marke VW sank nach Angaben von VW-Finanzvorstand Arno Antlitz von 4 Prozent auf 2 Prozent und ist damit meilenweit von den bis 2026 vorgegeben 6,5 Prozent entfernt.

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VW-Verhandlungsführer verweist auf schwierige Lage

Ein weiterer Aspekt sind sogenannte Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 2,2 Milliarden Euro. Dahinter verbergen sich ein Abfindungsprogramm bei der Marke VW sowie die Schließung des Audi-Werks in Brüssel. Zudem läuft das Chinageschäft deutlich schlechter, was sich ebenfalls deutlich im Ergebnis niederschlägt.

Vor diesem Hintergrund hatte VW-Verhandlungsführer Meiswinkel bereits kurz vor Verhandlungsbeginn auf die schwierige Lage des Unternehmens, aber auch der gesamten Branche, verwiesen. Die Rendite der Marke sei zu gering, um die die erforderlichen Investitionen finanzieren zu können, wiederholte er ein bekanntes Argument. Es müsse darum gehen, die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern.

7 Prozent mehr Entgelt fordert die IG Metall in dieser Tarifrunde. Auf die Frage, ob die Gewerkschaft an dieser Forderung festhalte, antwortete IG-Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger, es sei zu früh, darüber zusprechen. Erstmal gelte es aus Arbeitnehmersicht, hart zu bleiben.

Das kündigte auch VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo an. Die Belegschaft sei durch die Drohungen des Unternehmens verunsichert und daher bereit, auf die Straße zu gehen. „Wir brauchen einen Masterplan“, wiederholte sie eine Forderung der Arbeitnehmervertreter. Es reiche nicht, die Sanierung des Autobauers nur von der Frage der Arbeitskosten abhängig zu machen.

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