Berlin. Inmitten der Volkswagen-Krise gibt es einen Lichtblick: Skoda fährt hohe Gewinne ein und könnte die Marke VW überholen. Was hinter dem Erfolg steckt.
Bei Deutschlands einstigem Vorzeigeunternehmen Volkswagen stehen Werksschließungen und der Abbau Zehntausender Arbeitsplätze bevor. Am Mittwochmorgen mussten die Wolfsburger auch noch einen eingebrochenen Quartalsgewinn verkünden. Aber es ist nicht alles schlecht. Die Marke Skoda ist herausragend profitabel. Wie wichtig die Autos für den Konzern noch werden könnten.
Welche Bedeutung hat Skoda für Volkswagen?
Eine wachsende, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Skoda ist die Marke, die im Volumenbereich bei Volkswagen zeigt, was es braucht, um erfolgreich zu sein. In der Management-Theorie würde man sagen, Skoda ist der Stern, der aufgeht und den man jetzt weiterentwickelt, weil bei Skoda ziemlich viel richtig gemacht wird“, erklärt er. Das zeigen auch die neuesten Zahlen. Während Volkswagen am Mittwoch für den Gesamtkonzern im dritten Quartal einen Gewinneinbruch nach Steuern um 64 Prozent auf 1,58 Milliarden Euro verkünden musste, wird Skoda mehr und mehr zur Cashcow des Unternehmens.
Auch interessant
Innerhalb der ersten neun Monate dieses Jahres konnten die Tschechen ihren Absatz mit Modellen wie dem Octavia oder dem Fabia sogar leicht steigern, die Kernmarke VW stagnierte bei den Verkäufen hingegen. Zwischen Januar und Ende September überflügelte Skoda die Marke VW auch beim Gewinn – und das mit weniger verkauften Autos. Skoda verdiente in dem Zeitraum gut 1,7 Milliarden Euro und damit ein gutes Drittel mehr als noch ein Jahr zuvor. Volkswagen-Pkw lag nur noch bei 1,3 Milliarden Euro Gewinn, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es noch 2,1 Milliarden. Experte Dudenhöffer nennt die Skoda-Marge angesichts dieser Zahlen „herausragend“. Im dritten Quartal lag sie bei 8,2 Prozent, in der Kernmarke VW dagegen nur bei 1,8 Prozent.
Was macht Skoda so erfolgreich?
Der Volkswagen-Konzern setzt bei Skoda, aber auch bei den anderen Marken wie Seat und Cupra auf das Prinzip modularer Baukästen. Grundsätzlich kommt also eine Modellplattform in mehreren Marken und Modellen konzernweit zum Einsatz, auch Bauteile und Softwarearchitektur sind identisch. Unterschiede gibt es lediglich bei Aussehen und Funktionen der Fahrzeuge.
Ferdinand Dudenhöffer bescheinigt Skoda vor allem ein gutes Preis-Leistung-Verhältnis. „Kunden bekommen die VW-Technik und die VW-Qualität zu einem besseren Preis. Skoda hat sich darüber hinaus auch zu einer ausdrucksstarken Marke entwickelt, mit einem Design, das vielen Menschen gefällt“, so der Experte.
Preislich gesehen liegen Skoda-Modelle laut Dudenhöffer etwa zehn Prozent unter denen der VW-Kernmarke. Ein Faktor sind die günstigeren Produktionskosten. Skoda lässt Fahrzeuge innerhalb Europas in Tschechien, der Slowakei und der Ukraine herstellen. Im Vergleich zu Deutschland sind das Länder mit einem deutlich geringeren Lohnniveau, auch Energie ist günstiger zu haben. Autofachmann Dudenhöffer verweist zudem auf geringere Unternehmenssteuern in Tschechien und auch Vorteile bei der Logistik. „Wenn eine Logistikstruktur löchrig ist und Brücken zusammenbrechen, wie in Deutschland, bedeutet das für Unternehmen immer zusätzliche Kosten“, erklärt er.
Werden VW-Modelle deswegen bald bei Skoda gebaut?
Das ist denkbar – und passiert innerhalb des Konzerns auch schon. Im Skoda-Werk im slowakischen Bratislava, das offiziell als Volkswagen-Werk firmiert, werden bereits Modelle von vier Marken produziert. Unter anderem laufen da die Fahrzeuge VW Touareg und Passat, Audi Q7, Audi Q8, Porsche Cayenne und Skoda Superb vom Band. Geht es um die Produktion eines neuen Modells, stehen die Volkswagen-Werke im Wettbewerb. „Grundsätzlich wird da produziert, wo es am günstigsten ist. Da haben tschechische oder slowakische Werke perspektivisch sicher sehr gute Karten“, erklärt der Autoexperte Frank Schwope von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) Hannover gegenüber unserer Redaktion.
Wie steht es um die Elektromobilität bei Skoda?
Grundsätzlich greift Skoda dabei auf dieselben Modellplattformen zurück, die auch bei VWs ID-Modellen eingesetzt werden. „Man bewirbt die Skoda-Modelle aber preissensibler, sodass die Skoda-Elektroautos fast gleich teuer sind wie die Verbrenner der Marke“, sagt Dudenhöffer. Die Grundprobleme des Konzerns bei der Elektromobilität bleiben aber auch in der Skoda-Hülle: Technisch gesehen fährt man im Wettbewerb mit chinesischen Anbietern vor allem auf der Softwareseite hinterher.
Auch interessant
Wie stellen sich die Verkäufe von Skoda dar?
Skoda hat einen deutlichen Absatzsprung gemacht. In den Zulassungsstatistiken rückt die Marke weiter vor. Zwischen Januar und Ende Juni war Skoda die viertmeistverkaufte Marke innerhalb Europas. In Deutschland wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt in der ersten Jahreshälfte 104.248 Skoda-Fahrzeuge neu zugelassen – 24,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Welche Zukunft hat die Marke?
Beobachter gehen davon aus, dass die Tschechen innerhalb des Volkswagen-Konzerns immer wichtiger werden. Ein Viertel mehr verkaufte Autos innerhalb von fünf Jahren kann sich zum Beispiel Experte Dudenhöffer vorstellen. „Skoda wird das neue VW“, prophezeit er. Während die Kernmarke eher stagniere, sehe er für Skoda „einen klaren Wachstumskurs“. Denkbar sei, noch ein wenig „hochwertiger“ zu werden. Elektroautos werden künftig eine wichtige Rolle bei Skoda spielen, ebenso SUVs, so Dudenhöffer.
Frank Schwope rechnet damit, dass Skoda auch in Wachstumsmärkten wie Indien vorangehen wird. „Dort hat Skoda für Volkswagen die Führerschaft für den Konzern übernommen. Deswegen ist da noch einiges zu erwarten.“
Auch interessant
Und die anderen Volkswagen-Marken?
Auch Audi hat Probleme. Für eine Luxus-Marke war die Gewinn-Marge bei den Ingolstädtern zuletzt hauchdünn, lag im dritten Quartal nur bei 0,7 Prozent. Das ist fast nichts im Vergleich zu Porsche: Mit 911er & Co. blieben zuletzt pro verkauftem Auto durchschnittlich gut zehn Prozent Ertrag hängen. Sorgen bereitet auch Seat. Gut läuft es hingegen bei der als sportlich und jung geltenden Marke Cupra.
- Altersvorsorge: Ruhestand mit 30, 40 oder 50? So viel Geld brauchen Sie dafür
- Arbeit & Ausbildung: 5000 Euro für Azubis – Deutschlands bestbezahlte Berufe
- Arbeitsplatz: Abfindung im Job kassieren? Diese Tipps sind bares Geld wert
- Ruhestand: Drei Banker verraten, was sie für ihre Altersvorsorge tun
- Wohnen und Mieten: Reich werden mit Airbnb – Zwei Brüder verraten, wie es geht
- Geldanlage: Goldpreis auf Rekordhoch: Lohnt sich der Einstieg noch?