Duisburg. Im Ringen mit Thyssenkrupp und Salzgitter um die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) setzt die IG Metall nun auf einen Verkaufsplan.

Im Ringen um die Duisburger Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) machen sich Arbeitnehmervertreter dafür stark, die Chancen für einen Verkauf des Unternehmens mit rund 3100 Beschäftigten auszuloten. „Würden sich unsere bisherigen Eigentümer von uns trennen wollen, fordern wir gemeinsam mit unserer IG Metall einen fairen und transparenten Verkaufsprozess, der unserer Hütte eine Perspektive gibt“, sagte der HKM-Betriebsratsvorsitzende Marco Gasse im Gespräch mit unserer Redaktion.

Bei HKM geht es um eines der größten Hüttenwerke Deutschlands: Zwei Hochöfen, eine Kokerei, ein Gaskraftwerk und jede Menge weitere Großanlagen gehören zum Betrieb im Duisburger Süden. Mit Thyssenkrupp Steel und Salzgitter sind die beiden wichtigsten deutschen Stahlkonzerne die tonangebenden Eigentümer des Traditionsunternehmens. Thyssenkrupp Steel ist mit 50 Prozent an HKM beteiligt, 30 Prozent liegen bei Salzgitter. Hinzu kommt der französische Konzern Vallourec, ein Hersteller von Stahlrohren, der sich aus Deutschland zurückziehen will. Bislang produziert HKM Jahr für Jahr tonnenweise Material, das in Werken an zahlreichen NRW-Standorten weiterverarbeitet wird.

Vom Hafen der HKM bietet sich ein guter Blick auf den früheren Duisburger Stahlstandort Rheinhausen. 30 Jahre liegt die Schließung des Werks aus dem Krupp-Konzern mittlerweile zurück. Wo früher Hochöfen standen, haben längst Logistiker ihre Hallen aufgebaut. Rheinhausen – das ist auch der Inbegriff für einen erbittert geführten Arbeitskampf, der nicht verhindern konnte, dass es letztlich hieß: Ofen aus.

„Es gilt zu verhindern, dass sich die Geschichte von Rheinhausen in Duisburg wiederholt“, sagt Marco Gasse. „Wir kämpfen für den Erhalt und die Sicherung unsere Arbeitsplätze im Unternehmen.“ Schließlich gehe es um Deutschlands zweitgrößten Hüttenbetrieb. „Einen solchen Standort gibt man nicht leichtfertig auf.“

Betriebsrat: „Faires und transparentes Verfahren zu einem Verkauf von HKM“

Ein „zweites Rheinhausen“ lasse sich verhindern, sagt Gasse, „wenn es ein faires und transparentes Verfahren zu einem Verkauf von HKM gibt“. Trotz der schwierigen Lage von Deutschlands Stahlindustrie sieht der Arbeitnehmervertreter in einem Eigentümerwechsel ein realistisches Szenario. „Stahl hat Zukunft – und es gibt uns bekannte Interessenten für die HKM“, erklärt Gasse, ohne Namen zu nennen. „Als Belegschaft erwarten wir, dass uns die NRW-Landesregierung darin unterstützt, eine Perspektive für die Zukunft von HKM zu entwickeln.“ 

Am vergangenen Freitag (21. Juni) beklagte Karsten Kaus, der Geschäftsführer der IG Metall Duisburg-Dinslaken, bei einer Protestaktion von Stahl-Beschäftigten vor der Essener Villa Hügel, dass die Belegschaft von HKM bislang von Thyssenkrupp Steel (TKSE), Salzgitter und Vallourec im Unklaren darüber gelassen werde, welche Perspektive der Betrieb habe. Niemand wisse offiziell, „was man mit ihnen vorhat“, kritisierte Kaus. Dies sei vor wenigen Tagen auch bei Betriebsversammlungen von HKM thematisiert worden. Dort sei besprochen worden, „dass es Bestrebungen geben könnte, die HKM zu schließen“. Es bestünden jedenfalls „wenig Bestrebungen“, die HKM „innerhalb von TKSE weiter mit fortzuführen“.

HKM auch Thema beim Protest vor der Villa Hügel in Essen

„Ihr könnt euch vorstellen: Das war Beerdigungsstimmung auf der Betriebsversammlung“, berichtete Kaus den Teilnehmern der Protestveranstaltung vor der Villa Hügel. Kaus betonte, ein Verkauf der HKM sei nun ein mögliches Szenario. Das Ziel müsse sein, die Hüttenwerke „überlebensfähig aufzustellen“ – im besten Fall mit einem Verbleib bei Thyssenkrupp, gegebenenfalls aber auch mit neuen Eigentümern.

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