Essen/Innsbruck. Gericht bestätigt: Benko hat als Unternehmer Insolvenz angemeldet. Ob er auch privat pleite ist, wo seine Milliarden sind, bleibt offen.

Darüber, dass der österreichische Immobilienmogul René Benko selbst halbwegs unbeschadet aus der Pleite seines Firmenimperiums Signa hervorgehen könnte, während etliche Firmen pleitegehen und Menschen ihre Arbeit verlieren, wurde in Österreich und Deutschland viel spekuliert. Doch jetzt hat Benko selbst einen Insolvenzantrag als Alleinunternehmer beim Landgericht Innsbruck gestellt. Das bestätigte Gerichtssprecherin Birgit Fink unserer Redaktion, sie ist dort selbst Richterin. Zuerst hatte die Wiener „Kronen Zeitung“ unter Berufung auf „Gerichtskreise“ darüber berichtet.

In den vergangenen Wochen verdichteten sich die Hinweise darauf, dass Benko selbst nicht mehr zahlungsfähig sein könnte. Im Januar hatte der österreichische Staat einen Insolvenzantrag gegen ihn gestellt. Anders als in Deutschland kann im Alpenland auch die staatliche Finanzprokuratur proaktiv Insolvenzanträge gegen Dritte stellen. Zum Beispiel, wenn Steuerforderungen nicht bezahlt werden. Bei Benko ging es sowohl um Steuerschulden als auch darum, dass er im Insolvenzverfahren seiner Dachgesellschaft Signa Holding die von ihm für das Sanierungsverfahren zugesagten drei Millionen Euro nicht gezahlt hat.

Keine Privatinsolvenz - das wirft Fragen auf

Das Innsbrucker Gericht hatte eine Vermögensoffenlegung mit entsprechenden Unterlagen bis zum 5. März von Benko verlangt, aber nicht erhalten. Nun meldete Benko selbst Insolvenz als Unternehmer an. Richterin Fink betonte, es handle sich entgegen anderslautender Berichte dabei nicht um eine Privatinsolvenz. Ob der Privatmann René Benko zahlungsunfähig sei, stehe auf einem anderen Blatt, auch wenn er mit seinem privaten Vermögen für sein Ein-Mann-Unternehmen hafte.

Da Benkos Privatvermögen noch vor wenigen Jahren vom darauf spezialisierten Forbes-Magazin auf fünf Milliarden Euro taxiert wurde, stellt sich natürlich die Frage, wo das Geld hin ist. Bereits im vergangenen Jahr verschwand der gestürzte Immobilienmogul von der Forbes-Liste der Milliardäre. Laut der Kronen Zeitung ist inzwischen auch der Benko Familienstiftung das Geld ausgegangen, ähnlich sei die Lage der anderen Privatstiftungen, in denen er sein Vermögen geparkt hatte. Der nach seinem steilen Aufstieg vom Schulabbrecher zum Selfmade-Milliardär in Österreich lange

als „Wunderwuzzi“ gefeierte Geschäftsmann mit Hang zum Luxus

Ein Toilettenset mit Klopapierrollenhalter aus Bronze
Ein Toilettenset mit Klopapierrollenhalter aus Bronze © Aurena.at | Aurena.at
Steht zur Versteigerung: Ein gelederter „Präsidententisch“ mit einem Durchmesser von mehr als acht Metern und Platz für rund 20 Personen. Das aktuelle Höchstgebot lag am Freitagabend bei 4000 Euro.
Steht zur Versteigerung: Ein gelederter „Präsidententisch“ mit einem Durchmesser von mehr als acht Metern und Platz für rund 20 Personen. Das aktuelle Höchstgebot lag am Freitagabend bei 4000 Euro. © Aurena.at | Aurena.at
Ein Raumtrenner und Showcase mit Steinplatte „Frappuccino“, 3200 Euro werden aktuell geboten.
Ein Raumtrenner und Showcase mit Steinplatte „Frappuccino“, 3200 Euro werden aktuell geboten. © Aurena.at | Aurena.at
Die Chaiselongue „Baxter Chesterfield“ liegt bei 3200 Euro.
Die Chaiselongue „Baxter Chesterfield“ liegt bei 3200 Euro. © Aurena.at | Aurena.at
Selbst original „Signa“-Kleiderbügel werden versteigert, aktuell wären sie für 200 Euro zu haben.
Selbst original „Signa“-Kleiderbügel werden versteigert, aktuell wären sie für 200 Euro zu haben. © Aurena.at | Aurena.at
Die von Signa-Gründer René Benko genutzte Villa in Innsbruck, das ehemalige Schlosshotel Igls, droht vom Finanzamt verpfändet zu werden.
Die von Signa-Gründer René Benko genutzte Villa in Innsbruck, das ehemalige Schlosshotel Igls, droht vom Finanzamt verpfändet zu werden. © imago/Eibner Europa | IMAGO stock
1/6

ist tief gestürzt.

Auch interessant

Die mit der Zinswende der Europäischen Zentralbank ausgelöste europaweite Immobilienkrise hatte Benkos Signa-Imperium besonders getroffen. Seine Immobilien verloren rasant an Wert. Die auch bei Karstadt und Kaufhof angewendete Signa-Praxis, ihren Wert mit hoch angesetzten Mieten künstlich zu erhöhen, ging ebenfalls nicht mehr auf. Im November meldete die Signa Holding in Wien Insolvenz an. Es folgten etliche der insgesamt mehr als 1000 Tochterfirmen seines Firmengeflechts.

Der in Wien tätige, vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter Christof Stapf ließ kein gutes Haar am Zustand der Holding, entließ einen Großteil des Managements und versteigerte alles, was aus der Zentrale zu verwerten war. Stapf zeichnete ein Bild von minderqualifizierten Managern, einem kaum zu durchschauenden Beteiligungsnetz und dem Kontrollverlust der luxuriös eingerichteten und überdimensionierten Zentrale über wichtige Unternehmensteile. Um das Sanierungsverfahren überhaupt finanzieren zu können, hat er sogar Benkos 2019 erworbenen persönlichen Leuchtturm, das New Yorker Chrysler Building, zum Verkauf gestellt.

Signa und Benko schulden Karstadt weiterhin 200 Millionen Euro

Auch die deutsche Warenhaustochter Galeria Karstadt Kaufhof meldete an ihrem Sitz in Essen im Januar erneut Insolvenz an. Dies allerdings mit dem Anliegen, sich auf diese Weise von Signa und Benko zu lösen. Die schulden Galeria nämlich nach wie vor 200 Millionen Euro, die Signa im vergangenen Insolvenzverfahren 2023 zur Sanierung der Warenhauskette zugesagt hatte. Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus und Galeria-Chef Olivier Van den Bossche wollen mit einem neuen Investor aus der Krise finden.

Auch interessant

Während sich die Signa-Pleite am Ende sogar positiv auf Galeria Karstadt Kaufhof auswirken könnte, kostet sie der RAG-Stiftung bares Geld. Ihre Beteiligungen an Signa-Unternehmungen musste sie komplett abschreiben. Stiftungschef Bernd Tönjes gab den Schaden gegenüber der FAZ mit 180 bis 350 Millionen Euro an. Die Stiftung muss die laufenden Ewigkeitskosten für die Folgen des Steinkohlenbergbaus erwirtschaften, rund 350 Millionen Euro im Jahr. Das Vertrauen der Stiftung in Benko und seine Signa hat demnach die Ausgaben von bis zu einem Jahr gekostet.