Wien/Essen. Der gerichtliche Sanierungsverwalter lässt Teile der Signa-Holding schließen, Beschäftigten wird gekündigt. Welchen Luxus er Benko verbietet.
Dem österreichischen Immobilienmogul René Benko geht im Zuge der Signa-Insolvenz zumindest etwas Luxus abhanden: Der vom Gericht bestellte Sanierungsverwalter Christof Stapf fängt mit dem Sparen ganz oben an. Als erste Amtshandlung strich er Benko Flüge mit seinem Privatjet und einem Helikopter auf Kosten seines Signa-Firmenimperiums. Zudem löst er alle Bereiche in der Holding auf, die für Geschäftsanbahnungen den Benko passend erscheinenden Rahmen organisiert haben, darunter auch Jagd-Ausflüge.
Der Wiener Insolvenzexperte Stapf erklärte, er habe sich „mit der Unternehmensführung darauf verständigt, dass alle für die Geschäftsgebarung der Holding nicht zwingend erforderlichen Vermögenswerte unverzüglich der Verwertung zugeführt und alle nicht erforderlichen Teilbetriebe mit sofortiger Wirkung eingestellt werden“, erklärte er am Dienstag in einer Mitteilung. Und wurde konkreter: „Die Schließung aller nicht erforderlichen Teilbetriebe umfasst insbesondere Jagd-, Flug-, Sicherheits- und Eventmanagementpersonal für Repräsentations- und Geschäftsanbahnungsaufgaben.“
Damit gab Stapf zugleich die Richtung für das Insolvenzverfahren vor: Er stellt die Interessen der Gläubiger vornan. Der betreffende Teilbetrieb der Holding habe „beträchtliche, laufende Kosten verursacht“, eine Fortführung hätte „zu einer Erhöhung des Ausfalls geführt, den die lnsolvenzgläubiger erleiden“. Benkos Stil, in luxuriösem Ambiente Immobilien oder Handelsunternehmen zu kaufen und zu verkaufen, passt demnach nicht mehr zum Ernst der Lage, in der sich sein Firmengeflecht aktuell befindet.
Den meisten Beschäftigten in der Signa Holding wird gekündigt
Das hat sofortige Konsequenzen für die Beschäftigten der Dachgesellschaft von mehr als 1000 Firmen im Benko-Reich: Der „Großteil der bisher 43 Beschäftigten der Signa Holding“ verliert seinen Job. Das Handelsgericht habe die von ihm beantragte „Schließung der Teilbereiche am Montag umgehend bewilligt“, teilte Stapf mit.
Die Einsparungen einiger Millionen Euro werden das in Schieflage geratene Immobilien- und Handelsimperium nicht retten, dafür entscheidend wäre eine kurzfristige Finanzspritze im hohen sechsstelligen Bereich bis Jahresende. Mehrere Tochtergesellschaften haben bereits Insolvenz angemeldet, darunter die deutsche Immobilientochter Signa Real Estate Management Germany und die Schweizer Handelstochter Signa Retail Selection AG, unter der auch die deutsche Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof firmiert. Sie beantragte in Zürich „Nachlassstundung“, eine Art Schutzschirmverfahren, und kündigte an, ihre Beteiligungen, also auch den Essener Warenhauskonzern Galeria, zeitnah verkaufen zu wollen. Die deutsche Tochter Sport Scheck meldete schon vorher Zahlungsunfähigkeit an.
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Dass der Sanierungsverwalter der österreichischen Muttergesellschaft nun als erstes dem Luxusleben des Managements enge Grenzen setzt, hat auch Symbolcharakter, es zeigt, woher der Wind weht. Benkos eigentlicher Plan, den deutschen Sanierungsexperten Arndt Geiwitz in seinem Sinne aufräumen zu lassen, ist damit hinfällig. Unterstützt werden sollte Geiwitz von Ralf Schmitz, der zuletzt den Essener Stromkonzern Steag saniert und dessen Verkauf gewinnträchtig eingefädelt hat. Schmitz trat sein Amt nach Informationen unserer Redaktion aber gar nicht erst an, ebenso wenig Geiwitz, wie der Business Insider und der Spiegel berichteten.
Signa-Gläubiger haben Anrecht auf 30 Prozent ihrer Forderungen
Der vom Gericht bestellte Insolvenzexperte Stapf schaut nun dem verbliebenen Management offenkundig genau auf die Finger, an ihm vorbei geht so gut wie nichts mehr. Denn nach österreichischem Insolvenzrecht müssen bei einer Insolvenz in Eigenregie die Gläubiger mindestens 30 Prozent ihrer Forderungen zurückerhalten. Schätzt der Sanierungsverwalter das als nicht realistisch ein, kann das Gericht die Eigenverwaltung auch wieder entziehen – ohne liegt die Quote bei 20 Prozent. Zum Vergleich: Bei der jüngsten Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof in Deutschland erhielten die Gläubiger keine vier Prozent ihrer Gelder zurück.
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Die österreichische Kronen Zeitung und das Handelsblatt berichten übereinstimmend von Reisekosten der Signa Holding im Jahr 2022 in Höhe von 4,9 Millionen Euro, allein 2,2 Millionen für Flüge mit dem Privatjet und 463.000 Euro für Helikopterflüge. Für mondäne Jagdveranstaltungen als Begleitprogramm für Geschäftsanbahnungen zahlte die Holding 409.000 Euro, für Bewachung der Schwergewichte aus Wirtschaft und Politik 722.000 Euro. Laut Kronen Zeitung wurden im Liquiditätsplan für das Insolvenzgericht die monatlichen Reisespesen nun auf maximal 23.000 Euro gekürzt.