Bochum. Der Thyssenkrupp-Chef hat vor Amtsantritt im großen Stil Aktien gekauft. Bei der Hauptversammlung sagt er, er wolle den Kurs steigern.
Thyssenkrupp-Chef Miguel López hat noch vor seinem Amtsantritt für mehr als 1,5 Millionen Euro Aktien seines neuen Arbeitgebers gekauft. Das geht aus einer Fußnote im Thyssenkrupp-Vergütungsbericht hervor. Aktionäre thematisierten den Aktienkauf von López bei der Thyssenkrupp-Hauptversammlung in Bochum.
Miguel López habe dem Unternehmen mitgeteilt, dass er am 12. Mai 2023 privat 238.000 Thyssenkrupp-Aktien für einen Betrag von insgesamt 1.513.680 Euro erworben habe, heißt es im Vergütungsbericht. Demnach lag der Aktienkurs bei 6,36 Euro. Seit einigen Wochen liegt der Wert eine Thyssenkrupp-Aktie deutlich unter sechs Euro.
Anfang Juni hat López den Vorstandsvorsitz bei Thyssenkrupp von Martina Merz übernommen. Zuvor hatte er verschiedene Funktionen innerhalb des Siemens-Konzerns. Bei Thyssenkrupp erhielt der Manager im vergangenen Mai einen Drei-Jahres-Vertrag bis Ende Mai 2026.
Thyssenkrupp wollte sich zum Volumen des Aktienkaufs zunächst nicht äußern
Unsere Redaktion hatte bereits Ende September von dem Aktienerwerb des neuen Thyssenkrupp-Chefs aus dem Umfeld des Konzerns erfahren. Zu diesem Zeitpunkt wollte das Unternehmen noch keine Angaben zum Volumen der Transaktion von López machen.
„Es ist richtig, dass Herr López in Aktien des Unternehmens investiert hat“, erklärte das Unternehmen Ende September auf Anfrage unserer Redaktion. Es handele sich um „ein klares Statement für sein Zutrauen in die Leistungsfähigkeit des Unternehmens“, betonte Thyssenkrupp in diesem Zusammenhang.
Klare Regeln für Transparenz von Aktiengeschäften der Führungskräfte
Für Wertpapiergeschäfte von Führungskräften, die über Insiderwissen verfügen können, gibt es in Deutschland strenge Regeln. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) stellt eine Datenbank mit allen gemeldeten Eigengeschäften zur Verfügung, um Transparenz an den Kapitalmärkten zu schaffen. In der Liste der meldepflichtigen Wertpapiergeschäfte, in der Branche „Directors‘ Dealings“ genannt, tauchte das Geschäft von López nicht auf, da es vor Beginn seiner Tätigkeit für Thyssenkrupp stattfand.
Am 24. April hatte Thyssenkrupp mitgeteilt, dass Martina Merz das Unternehmen verlassen werde und Miguel López die Führung des Konzerns übernehme.
Bei der Hauptversammlung in Bochum betonte López, wie wichtig es aus seiner Sicht sei, den Wert von Thyssenkrupp an der Börse zu steigern. Es sei für ihn deutlich zu spüren gewesen, dass die Aktionärinnen und Aktionäre von Thyssenkrupp zuletzt über viele Jahre nicht zufrieden gewesen seien mit den Ergebnissen des Unternehmens, „mit der Rendite auf ihr eingesetztes Kapital und mit der Entwicklung des Aktienkurses“. Wer sein Geld in Aktien von Thyssenkrupp angelegt habe und „dann feststellen muss, dass es weniger geworden ist und die Verzinsung nicht stimmt, kann das nicht gut finden“, sagte López. In Zukunft müsse Thyssenkrupp „wieder mehr bieten als eine minimale Rendite und einen unbefriedigenden Aktienkurs“.