Galeria muss sich in der Insolvenz vom Immobilienmogul Benko lösen, der die Warenhäuser ausgesaugt hat. Nur dann gibt es Hoffnung.

Die letzte Pleite ist gerade mal ein halbes Jahr her. Zweimal hat sich der letzte deutsche Warenhauskonzern auf diesem Wege seiner Schulden entledigt, wie kann es also sein, dass Galeria ein paar Monate später schon wieder zum Insolvenzgericht rennt? Tatsächlich sind die Gründe diesmal vielfältiger, zugleich macht die verfahrene Lage deutlicher denn je, was in den vergangenen Jahren falsch gelaufen ist.

Auslöser für das neue Insolvenzverfahren, das gilt es zu betonen, ist die Pleite der Muttergesellschaft Signa. Das Reich des Immobilienmoguls René Benko zerfällt, nicht ohne weitreichende Folgen für die meisten Töchter, von denen Galeria nur eine unter mehr als 1000 Firmen ist. Konkret überweist Signa die im jüngsten Insolvenzplan versprochenen 200 Millionen Euro nicht nach Essen. Gleichwohl wollen die Österreicher nach wie vor die hohen Mieten kassieren.

Dass davon Wohl und Wehe der letzten großen Kaufhauskette Deutschlands abhängt, zeigt allerdings gleichzeitig, auf welch tönernen Füßen sie steht. Trotz einiger Fortschritte unter dem neuen Chef Olivier van den Bossche im täglichen Geschäft ist Galeria weit davon entfernt, unterm Strich schwarze Zahlen zu schreiben. Das ist zwar nichts Neues in der Essener Zentrale, aber jetzt, da es keinerlei Rückendeckung mehr vom Eigentümer oder wie bis zur letzten Insolvenz vom Staat gibt, ist es fatal.

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Denn Galeria hat zwar nach zwei Insolvenzen in kurzer Zeit kaum Schulden, aber auch kaum eigenes Vermögen. In einer solchen Lage muss ein Unternehmen ständig genug Geld einnehmen, um seine Rechnungen bezahlen zu können. Und wenn der Geldfluss zu schwach ist, droht die schnelle Überschuldung. Genau das droht Galeria nun. Und hier sehen sich nun alle bestätigt, die das Kaufhaus an sich schon lange als nicht mehr zeitgemäß abgeschrieben haben. Zu große Flächen für eine zu kleine Kundschaft in einem ohnehin schrumpfenden stationären Einzelhandel - das rentiert sich seit vielen Jahren nicht mehr. Bringt Galeria nicht mehr Leute auf die Flächen oder verkleinert sie, sind die Kaufhäuser nicht zu retten.

Vor allem dann nicht, wenn bei schrumpfendem Geschäft die Mieten oben bleiben oder sogar noch steigen. Karstadt ist 2014 in ein vorhersehbares Dilemma gelaufen, als mit Benko ein Immobilienmogul den Kaufhauskonzern für einen Euro übernahm. Zwar gehören ihm inzwischen nur noch knapp 20 Häuser, darunter aber solche in besten Lagen, etwa in Köln und Frankfurt, deren gute Erlöse er mit überzogenen Mieten abgegriffen hat.

In einem Firmenkonglomerat wie Signa, das von Immobilienwerten und Mieten lebt, die es auch den eigenen Handelstöchtern berechnet, sind Interessenskonflikte Programm. Und in der Wiener Luxuszentrale, deren Interieur gerade versteigert wird, wurden sie an Benkos „Präsidententisch“ meist zulasten der Handelstöchter entschieden.

Bei Galeria prägte das die letzten beiden Insolvenzen. Benko ließ den Sanierer seines Vertrauens, Arndt Geiwitz, dafür sorgen, dass die Mieten für seine Häuser trotz der prekären Lage hoch blieben. Anderen Vermietern wurden dagegen unter Schließungsandrohungen Mietsenkungen abgerungen. Gleichzeitig brachte er die Galeria-Gläubiger, allen voran den deutschen Staat, um fast ihr gesamtes Geld. Benko war somit der große Gewinner der Galeria-Pleite. Einer, der das deutsche Insolvenzrecht schamlos ausgenutzt und dem Staat eine peinliche Lektion erteilt hat.

Das immerhin wird sich in der dritten Insolvenz nicht wiederholen. Diesmal geht es für Galeria darum, sich auf diesem Wege von Benko zu lösen. Dazu gehört wahrscheinlich als erstes, die Essener Zentrale zu verlassen, für die Signa Miete in Millionenhöhe kassiert. Das wäre ein harter Schlag für die Stadt, scheint aber unausweichlich. Galeria muss in dieser Insolvenz möglichst viele alte Zöpfe abschneiden und sich so hübsch machen für neue Eigentümer. Gelingt das, muss auch die dritte Pleite binnen vier Jahren nicht das Ende von Karstadt und Kaufhof sein. Den 12.500 Beschäftigten wäre es zu wünschen. Doch wenn nicht alles täuscht, ist diese Chance auch die letzte.