Essen. Auch in den vergangenen Jahren fuhr Essens Warenhauskonzern Verluste ein, zeigt eine jetzt veröffentlichte Bilanz. Das sind die Zahlen.

Der Essener Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hat auch im vorvergangenen Geschäftsjahr heftige Verluste eingefahren: Die erst jetzt im Bundesanzeiger veröffentlichte Bilanz für das Geschäftsjahr 2021/22 weist einen Nettoverlust von 342 Millionen Euro aus. Das war zwar deutlich weniger als der Fehlbetrag von 622 Millionen Euro aus dem Vorjahr, doch in den beiden von der Corona-Pandemie und Zwangsschließungen geprägten Geschäftsjahren verlor der letzte große Kaufhauskonzern Deutschlands fast eine Milliarde Euro.

Aktuell beschäftigt die Insolvenz der österreichischen Muttergesellschaft Signa das Management in Essen deutlich mehr als die Zahlen aus 2021/22. Sie wurden Ende Dezember im Bundesanzeiger eingestellt. Demnach stieg der Umsatz zwar von 2,1 auf 2,86 Milliarden Euro, doch der Anstieg geht im Wesentlichen darauf zurück, dass die Karstadt- und Kaufhof-Filialen 2020 allein durch die Zwangsschließungen und andere Corona-Maßnahmen dramatische Einnahmeverluste erlitten hatten. Auch im Geschäftsjahr 2021/22 hatte Galeria noch mit den Folgen zu kämpfen, weshalb im Handelsgeschäft auch operativ, also vor Abzug der Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) ein Minus von 207 Millionen Euro stand.

Auch 2022/23 sollen hohe Verluste angefallen sein

Für das im vergangenen September zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2022/23 hat Galeria noch keine Bilanz veröffentlicht. Dass der Konzern aber erneut rote Zahlen geschrieben hat, räumte der neue Chef Olivier van den Bossche im Gespräch mit unserer Redaktion bereits im Sommer ein. Laut der Lebensmittelzeitung soll 2022/23 ein Nettoverlust von 495 Millionen Euro entstanden sein. Darin sei der Sanierungsgewinn aus dem jüngsten Insolvenzverfahren allerdings nicht enthalten.

Da Galeria sich im zweiten Insolvenzverfahren, das im Sommer 2023 beendet werden konnte, erneut erheblicher Verbindlichkeiten von rund 900 Millionen Euro entledigen konnte, blieb im abgelaufenen Geschäftsjahr demnach unterm Strich sogar noch Geld übrig. Bereits im Insolvenzverfahren 2020 hatte sich Galeria entschulden können und damals sogar gut zwei Milliarden Euro gut gemacht. Das war allerdings noch zu wenig, wie die erneute Insolvenz 2023 gezeigt hat.

Galeria-Chef van den Bossche war zuletzt optimistisch, was die Entwicklung der Kaufhäuser angeht, zumal die Herbstmonate sehr gut liefen, die Warenhäuser gut besucht waren und dem Vernehmen nach sehr gute Umsätze erzielten. Er erklärte, bereits im laufenden Geschäftsjahr operativ wieder schwarze Zahlen erreichen zu können, im dritten Sanierungsjahr wollte er auch unterm Strich in die Gewinnzone zurückkehren.

Signa-Insolvenz stellt Galeria-Zukunft erneut infrage

Das steht nun freilich alles wieder infrage, nachdem der Mutterkonzern Signa pleite ist und aus dem Insolvenzverfahren in Österreich wenig Optimistisches vom dortigen Insolvenzverwalter zu hören ist. Die Schweizer Signa-Tochter Signa Retail Selection, unter der auch Galeria Karstadt Kaufhof firmiert, hat ihrerseits in der Schweiz Insolvenz angemeldet und erklärt, seine Beteiligungen, zu denen auch Galeria Karstadt Kaufhof gehört, in den kommenden Monaten verkaufen zu wollen.

Wie es mit dem Essener Konzern weitergeht, ist deshalb derzeit völlig offen. Während Berichte über die Aufgabe der Essener Unternehmenszentrale und Gerüchte über angebliches Interesse der Düsseldorfer Modekette P&C kursieren, wird im Umfeld des Warenhauskonzerns bereits von der Möglichkeit einer weiteren Insolvenz gesprochen, wenn sich Signa nicht erholt und die Schweizer Signa-Handelstochter keinen Käufer für das deutsche Warenhausgeschäft findet.