Hünxe/Schermbeck/Hamminkeln/Wesel. Pegelstände an Rhein und Lippe gehen erneut hoch. Die Politik greift das Thema aus: Die Grünen in Schermbeck üben Kritik und stellen Forderungen.

Die Hochwasser-Lage an der Lippe in Schermbeck und Hünxe hatte sich zu Jahresbeginn zunächst entspannt, auch am Rhein und der Issel war die Situation ruhiger. Doch nach starken Regenfällen steigen die Pegel nun langsam wieder an.

In Schermbeck wurde Dienstagmittag nur noch 532 Zentimeter Wasserstand der Lippe gemessen, doch am Mittwochmorgen waren es bereits 541 Zentimeter. Auch in Krudenburg lag Dienstagnachmittag der Pegel bei 468 Zentimeter, etwa einen Meter tiefer als noch drei Tage zuvor, doch an Mittwochmittag waren schon wieder 16 Zentimeter hinzugekommen. „In Krudenburg sind noch einige Häuser von Grundwasser betroffen, das von unten hochdrückt und teilweise zu nassen Kellen führt“, erklärte Klaus Stratenwerth, Ordnungsamtsleiter der Gemeinde Hünxe. Ansonsten sei eine deutliche Entspannung eingetreten.

Mit Pumpen versucht auch die Feuerwehr – hier in Hünxe – Wasser aus den Häusern zu entfernen.
Mit Pumpen versucht auch die Feuerwehr – hier in Hünxe – Wasser aus den Häusern zu entfernen. © Feuerwehr Hünxe

Die Hochwasserwarnstufe 2 wurde für Schermbeck zwar aufgehoben, doch die Gemeindeverwaltung warnt weiterhin, sich den Hochwassergebieten zu nähern: Dort droht Lebensgefahr! An der Issel ist in Hamminkeln und flussaufwärts die Hochwasserlage zurzeit entspannt, doch das Grundwasser drückt vermehrt von unten in die Häuser.

Steigendes Grundwasser wird mehr und mehr zum Problem

„Zwar sind für die kommenden Tage ergiebige Niederschläge angekündigt, bisher ist es aber noch nicht dramatisch“, erklärt Pia Scholten, die Geschäftsführerin des Zweckverbandes Hochwasserschutz an der Issel. Anders klingt der Hamminkelner Jürgen Wickenhöfer, der klagt: „Wir stehen unter Wasser!“. In seinem Keller am Minkelschen Feld drücke das Grundwasser hoch und führe zu Wasser im Keller. „Das Problem dabei: Das deckt die Versicherung nicht mit ab“, so der Anwohner, der erklärt, vielen Nachbarn ginge es genauso. Und. „Mir wurde erzählt, dass auch Buschfeld und Neufeld unter Wasser sehen. In diesen Straßen hat fast jedes Haus einen Schlauch aus dem Keller raushängen.“ Die Pumpen laufen also ununterbrochen.

Während die Politik über die Weihnachtstage es etwas ruhiger angehen ließ, wirkt es so, als seien die Schermbecker Grünen bereits im Wahlkampfmodus: Grünen-Fraktionschef Stefan Steinkühler stellt kritische Fragen zum Hochwasser und erhebt sogar die Forderung nach einer Sondersitzung des Rates.

Grünen-Kritik: „Geringschätzung des ehrenamtlichen Engagements“

Die steigenden Pegelstände ließen eine erhebliche Gefährdung von betroffenen Anwohnern und Gebäuden befürchten, so Steinkühler. Er dankte den Rettungskräften und erklärt, die Grünen hielten es für unumgänglich, dass bei Abwesenheit des Bürgermeisters eine Vertretung beauftragt werde, selbst ein Bild von dem Ausmaß der Überschwemmung zu machen. „Eine solche Geringschätzung des ehrenamtlichen Engagements wird auch durch Ehrenamtsmedaillen und Ehrenamtstage nicht wieder gut gemacht“, schimpft Steinkühler.

Land unter am Dammer Weg in Schermbeck: Der Löschzug Schermbeck wurde am Mittwoch um 10.04 Uhr mit dem Einsatzstichwort „Wasserschaden“ dorthin alarmiert. Tags zuvor standen 20 Quadratmeter Wasser auf der Dorstener Straße. Und am Worthuesweg blockierte ein umgestürzter Baum die Fahrbahn.
Land unter am Dammer Weg in Schermbeck: Der Löschzug Schermbeck wurde am Mittwoch um 10.04 Uhr mit dem Einsatzstichwort „Wasserschaden“ dorthin alarmiert. Tags zuvor standen 20 Quadratmeter Wasser auf der Dorstener Straße. Und am Worthuesweg blockierte ein umgestürzter Baum die Fahrbahn. © JL | Feuerwehr Schermbeck

Das Rheinhochwasser in Wesel führte Mitte der Woche zu keinen Straßensperrungen, doch die Absperrvorrichtungen stehen weiterhin bereit - hier ist man auf das nächste Hochwasser vorbereitet. Am Mittwochmittag sank der Pegel des Rheins bei Wesel allerdings noch mal etwas, auf zu diesem Zeitpunkt 6,80 Meter.

Wesel rüstet sich auf nächste Überschwemmungen mit Rheinhochwasser

„Die Pegel werden Ende der Woche wieder steigen“, sagt ASG-Betriebsleiter Michael Blaess. Wesel sei also für die nächste Welle gerüstet, laut Prognose würden die Höchststände aber wohl leicht unter denen der vergangenen Tage bleiben. Trotzdem dürften dann wieder einige Straßen - wie der Eyländer Weg - überflutet werden und müssten gesperrt werden.