Hamminkeln. SPD-Kreisfraktion sieht weiterhin dringenden Handlungbedarf beim Hochwasserschutz an der Issel. Das passiert jetzt beim Kreisprojekt Marienthal.
Wer schon länger an der Issel lebt, kennt die jahrzehntealten Diskussionen um den Hochwasserschutz an dem Gewässer. Schon in den 1990er Jahren entstand das Isselauen-Konzept, das immer wieder bei Bedarf aus der Schublade geholt wurde. Mehr allerdings passierte mit dem Maßnahmenbündel, das vor allem auf ökologischen Gewässerschutz setzte, nicht.
Erst mit den massiven Überschwemmungen nach Starkregen im Juni 2016 kam langsam Bewegung in den Hochwasserschutz. Eine von vielen Maßnahmen ist in Marienthal geplant. Hier hat der Kreis Wesel freiwillig den Hut aufgenommen und berichtet jetzt von den Fortschritten, nachdem die Kreis-SPD nach einem aktuellen Sachstand gefragt hatte.
Kreis-SPD sieht dringenden Handlungsbedarf an der Issel
Denn die Sozialdemokraten um den Vorsitzenden Peter Paic sehen nach der erneuten Hochwasserlage im Januar dringenden Handlungsbedarf. „Es ist Zeit, dass sich was tut“, findet Paic, selbst Marienthaler. Im Klosterdorf hat der Kreis freiwllig und in Absprache mit dem Issel- und Hochwasserzweckverband einiges geplant. Diese Planungsunterlagen liegen zurzeit bei der Bezirksregierung Düsseldorf als zuständiger Genehmigungsbehörde.
Der Plan: Der natürliche Flussverlauf der Issel im Bereich Marienthal wird wieder hergestellt. Er ist zurzeit nur ein Graben namens „Verlorenes Wasser“ und verläuft südlich um Marienthal herum, bevor er westlich wieder in die Issel mündet. Die Baumaßnahmen sehen vor, dem Graben mehr Platz zu geben und ihn wieder zu einem Gewässer auszubauen.
Polderflächen für den gezielten Abfluss bei Hochwasser
Die Umgestaltung dient aber nicht allein der Verbesserung des Gewässerzustands, sondern soll im Hochwasserfall Isselwasser gezielt auf möglichen Polderflächen zurückhalten, um so die Hochwasserwelle zu senken, die die Menschen, die unterhalb vom Marienthal am Fluss leben, zu schützen. Die Issel selbst, die quer durch Marienthal fließt, will der Kreis nicht anfassen. Pläne wie eine Fischtreppe an der Pastor-Wimkelmann-Straße sind komplett vom Tisch.
Die gerade Issel
Als Gewässer zweiter Ordnung ist die Issel nahezu in ihrem gesamten Verlauf stark begradigt und zudem von Verwallungen begleitet, welche einen schadlosen Hochwasserabfluss ermöglichen soll und bis zu einem gewissen Grad auch ermöglicht. Gleichzeitig verhindern die Verwallungen einen Rückhalt von Hochwasser in der Fläche so dass eine gezielte Retention oder Umleitung der Abflussmengen im Bedarfsfall nur schwer möglich ist. Aus diesem Grund wurde von den Anrainerkommunen der Issel ein Hochwasserschutzkonzept aufgestellt, welches eine Kombination von technischem und ökologischen Gewässerausbau der Issel und eine daraus resultierende Verbesserung des Hochwasserschutzes vorsieht.
Die aktuellen Kostenschätzungen des Kreises belaufen sich auf etwa 2,5 Millionen Euro. Sollte die Planung von der Bezirksregierung Düsseldorf genehmigt werden, will der Kreis Fördermittel für die Umsetzung und die bereits erfolgten Planungen beantragen. Die tatsächliche Höhe, schreibt die Kreisverwaltung, „liegt zwischen 60 und 80 Prozent und hängt von der Wertigkeit der Maßnahme in Bezug auf Hochwasserschutzeffizienz und dem ökologischen Mehrwert des Gewässerausbaus ab.“ Den Rest will der Kreis aus eigenen Mitteln beisteuern.
„Wir sind sehr erleichtert, wenn dieses Teilstück bald zur Umsetzung gelangt. Noch wichtiger ist uns allerdings, dass das komplette Hochwasserschutzkonzept Issel zügig umgesetzt wird, um den sich hier in der Region zeigenden konkreten Auswirkungen des Klimawandels wirkungsvoll begegnen zu können, was bedeutet, dass wir auf der gesamten Strecke der Issel Hochwasserereignisse vermeiden können“, so Peter Paic.
Biodiversität wird unterstützt
Das komplette Konzept an der Issel kombiniere ökologischen Gewässerbau mit dem dringend notwendigen Hochwasserschutz: Es werden nicht nur Menschen, Tiere und Infrastruktur vor dem Hochwasser und seinen Folgen geschützt, durch das Konzept und den wieder natürlicheren Flussverlauf wird auch die Wasserqualität des Flusses erhalten und die Biodiversität auf den angrenzenden Flächen verbessert. Und somit ein Stück Natur für kommende Generationen wieder hergestellt.