Hamminkeln. Viele Hamminkelner wundern sich, dass es nicht sichtbar vorangeht beim Isselzweckverband. Doch dem sind ein wenig die Hände gebunden.
Es war eine „antizyklische“ Veranstaltung, zu der die Hamminkelner Stadtverwaltung am Dienstag ins Rathaus eingeladen. Es ging um den Hochwasserschutz und das weitere Vorgehen an der Issel, was angesichts des Niedrigwassers und der stellenweise nicht mehr vorhandenen Issel auf den ersten Blick erst einmal abstrus wirkte, aber natürlich als ein langfristig umzusetzendes Konzept anzusehen ist.
Wie langfristig? Das steht noch in den Sternen. Fakt ist, die Hamminkelner wundern sich, dass sie vor Ort nichts sehen, obwohl die beiden heftigen Starkregenereignisse schon sechs Jahre zurück liegen. Und deshalb nutzen Stadt und Isselzweckverband am Samstag ab 11 Uhr auf dem Molkereiplatz noch einmal die Gelegenheit, um am Hochwasserinfomobil des Kreises mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.
Europaweite Ausschreibungen dauern
Denn es ist nicht so, als wenn sich beim Isselzweckverband seit der Gründung 2020 nichts getan hätte, wie die Geschäftsführerin Pia Scholten als eine von zwei Mitarbeiterinnen beteuert. Doch allein Planungsaufgaben per Rahmenvertrag an entsprechende Fachbüros zu vergeben, hat ein Jahr gedauert, weil eine europaweite Ausschreibung nötig war. Kommentar des Bürgermeisters: „Da darfst Du nicht drüber nachdenken.“
Und der immense bürokratische Aufwand geht munter weiter. Beim Isselverband hatten sie die Idee, einen Förderantrag beim Land für die Gesamtmaßnahme Hochwasserschutz an der Issel einzureichen. Sozusagen als Paketlösung, auf dessen einzelne Bestandteile dann im Laufe der Zeit detaillierter eingegangen wird. Das hat das Land abgelehnt.
Planfeststellungsverfahren bis zu fünf Jahren
Stattdessen muss der Verband jetzt für jede einzelne der insgesamt 28 Maßnahmen entlang der Issel einen eigenen Förderantrag stellen und ein Planfeststellungsverfahren innerhalb des Genehmigungsverfahren durchlaufen. Das dauert – je nachdem wie es läuft – zwischen drei und fünf Jahre. Weil aber auch Landesministerien nur begrenzte Kapazitäten haben, hat NRW bereits signalisiert, dass es pro Jahr wohl nur zwischen fünf und sechs Verfahren abschließen kann, erzählt Bürgermeister Bernd Romanski. Wenn das Hochwasserkonzept also tatsächlich umgesetzt wird, darf man wohl zurecht von einem Jahrhundertwerk sprechen.
Tausch und Erwerb von Flächen läuft
Der Flächenerwerb beziehungsweise -tausch läuft vor allem in Hamminkeln und Isselburg. Hier sollen Möglichkeiten geschaffen werden, bei Hochwasser Flächen am Fluss als Polder oder Retentionsflächen zu nutzen – also das Wasser quasi zu parken, bis im Flusslauf wieder mehr Platz ist. In diesem Zusammenhang laufen auch die Verhandlungen mit den Landwirten über Entschädigungen für Ernteausfälle für die Bereitstellung von Flächen.
Denn klar ist, je mehr Wasser am Oberlauf nicht in den Fluss läuft oder wieder raus kann, desto leichter können Orte wie Ringenberg, Hamminkeln, Dingden und Isselburg, die unterhalb liegen, solche Hochwasser meistern, ohne dass es zu schwerwiegenden Überschwemmungen kommt.
Ein wichtiges Augenmerk liegt auch auf der modellbasierten Schwachstellenanalyse zur Aktualisierung des Isselalarmplans. Das meint eigentlich nichts anderes, als dass es mittlerweile Analysen gibt, die ziemlich genau vorhersagen, wo an welcher Stelle wie viel Wasser über die Ufer treten könnte, wo und wie viele Einsatzkräfte im Notfall gebraucht werden und welche wirkungsvollen Maßnahmen im Fall der Fälle ergriffen werden können. Ein Baustein ist die Errichtung weiterer Pegel an der Issel. Bisher gab es nur eine Station im Dämmerwald. „Da wussten wir 2016, dass uns das Wasser in sechs bis acht Stunden erreicht. Das war es“, erinnert sich Romanski. Nun werden an der Brüner Straße in Hamminkeln und am Ponyhof Leiting zwei weitere Pegel errichtet und das sollen nicht die letzten sein, um eine möglichst detaillierte Informationskette zu errichten.