Hamminkeln. Seit dem Issel-Hochwasser 2016 in Hamminkeln hat sich einiges getan. Das ist allerdings nicht mit bloßem Auge sichtbar. Das irritiert die Bürger.
„Ich hatte Tränen in den Augen, als ich auf der Brücke bei Pieper stand.“ Frank Blomen erinnert sich an jene Nacht, als im Juni 2016 die Issel unkontrolliert über die Ufer stieg und erhebliche Zerstörungen unmittelbar zu erwarten waren. Innerhalb von Stunden hatte sich der Pegel des sonst eher friedlich dahin fließenden, kleinen Flusses um ein Vielfaches erhöht, die Fließgeschwindigkeit massiv zugenommen.
Seitdem sind einige Jahre vergangen und die Bürger von Ringenberg fragen sich, was bisher geschehen ist, um eine Wiederholung der Katastrophe zu verhindern. Und so trafen sich am Donnerstagabend mehr als 80 Bürger und Bürgerinnen in der Gaststätte Buschmann, um an einer Info-Veranstaltung teilzunehmen, zu der der Zweckverband Hochwasserschutz Issel eingeladen hatte. „Wir sind in allem viel zu langsam“, meint Frauke Diedrichs mit Hinweis auf die Jahre seit der Katastrophe. Damit ist sie nicht allein. Ein Besucher fragt sich, ob er zu Lebzeiten noch den geplanten Hochwasserschutz erleben wird.
Das Ziel ist dauerhafter Hochwasserschutz
Pia Scholten hat Landschaftsökologie studiert und ist Geschäftsführerin des Zweckverbandes, Verbandsvorsteher ist Bürgermeister Bernd Romanski, der auch an der Versammlung teilgenommen hat. Die beiden stellten in der nächsten Stunde eine detaillierte und eindrucksvolle Beschreibung der bisherigen Aktivitäten vor. Schon die Gründung des Zweckverbandes Ende 2019 sei bereits ein bemerkenswerter Erfolg gewesen, denn, so Romanski, immerhin habe man zehn Kommunen, drei Kreise und zwei Bezirksregierungen von einem gemeinsamen Handeln überzeugen können. Die Aufgabe des Verbandes ist klar umrissen: Dauerhafter Hochwasserschutz und Umsetzung eines umfassenden Hochwasserschutzkonzeptes.
Erste Maßnahmenpakete wurden bereits geschnürt, Plangenehmigungs- und Planfeststellungsverfahren auf den Weg gebracht. Der Umsetzungszeitraum einzelner Maßnahmenpakete, die für Hamminkeln und Isselburg wegen ihrer besonderen Gefährdung zudem priorisiert sind, beträgt vier bis acht Jahre. Leider müsse man für jede einzelne der 26 Maßnahmen einen Förderantrag stellen, wie der Bürgermeister berichtete.
Neue Issel-Pegel für schnelle Informationen
Pia Scholten ist bestens mit den örtlichen Verhältnissen vertraut. Sie stellte einzelne Maßnahmen mit entsprechenden Karten anschaulich vor: die gezielte und gesteuerte Flutung von Abgrabungsseen, Entwicklung neuer Retentionsräume, Gewässeraufweitungen, neue Polder, Deichbau und Objektschutz. Auch der Einsatz von Deichläufern ist geplant. Es gebe zudem mittlerweile fünf Messstationen, die alle zwei Stunden aktualisierte Pegelstände erfassten. Sie sind über die Homepage des Zweckverbandes abrufbar.
Man müsse aber immer auch, so Pia Scholten, den Arten- und Naturschutz einbeziehen, Hochwasserschutz und Ökologie miteinander verbinden. Diese Verfahren dauern und sind selbst für den Bürgermeister „schwer verständlich“. Erst 2025/26 ist mit dem Baubeginn erster Maßnahmen zu rechnen. Und doch: Bernd Romanski ist sich sicher: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Aber was tue man jetzt bei einem Hochwasser, fragte ein kritischer Bürger. „Wir haben extrem gute Kenntnisse“, beruhigte der Bürgermeister. Man wisse heute viel mehr über die Zu- und Abflüsse, ihr Volumen, ihre Geschwindigkeit. „Wir wissen heute, was wir tun müssen.“