Wesel. Nach dem massiven Polizeieinsatz beim Schützenfest in Wesel-Flüren, reagiert nun der Vereinspräsident. Er verteidigt das Sicherheitskonzept.

Massenschlägerei beim Schützenfest in Wesel – diese Meldung bestimmte am Samstag die Online-Portale und Sozialen Medien. Im Nullkommanix war der Bürgerschützenverein Flüren bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Im Bereich des Schützenzeltes war es gegen Mitternacht wie berichtet zu Auseinandersetzungen gekommen. Dirk Feuerstein, Präsident der Bürgerschützen, war natürlich schockiert über die Vorkommnisse, gab sich aber am Tag danach kämpferisch: „Wir lassen uns unsere schöne Tradition nicht von einer paar wenigen Chaoten kaputtmachen und vermiesen.“ Von einer Massenschlägerei könne aus seiner Sicht zudem keine Rede gewesen sein. „Es waren zwei Auseinandersetzungen mit jeweils drei oder vier Personen. Und dabei haben rund 50 junge Leute zugeschaut – da kann man nicht von einer Massenschlägerei sprechen.“

Feuerstein verweist zudem auf den Ort des Geschehens, der „100 Meter von unserem Gelände außerhalb unseres Bereiches“ am Sportplatz und damit im öffentlichen Raum gelegen hätte. Im Zelt und direkt im Bereich des Schützenzeltes habe es keinerlei Probleme gegeben. „Da hatten wir fünf Security-Mitarbeiter im Einsatz, die alles gut im Griff hatten.“ Sie hätten rund 50 Personen den Zutritt ins Zelt verweigert. Vielmehr vermutet Dieter Feuerstein, dass sich die jungen Leute über Whatsapp verabredet und dann gezielt das Schützenfest angesteuert hätten. „Hier waren viele Auswärtige, das ist ganz schwierig in den Griff zu bekommen.“ Zudem sei das Gebiet nur schlecht einsehbar und zu kontrollieren. Gut kontrolliert habe man dagegen vor dem Schützenzelt. Und auch im Vorfeld habe man sich mit Stadt und Polizei abgesprochen. „Wir haben alles richtig gemacht.“

Schützenfest in Wesel-Flüren: Präsident sieht soziale Problematik

Die Vorkommnisse seien zweifelsohne traurig, aber: „Ich sehe das als soziales Problem an, das hat etwas mit der Verrohung der Gesellschaft zu tun.“ Natürlich aber wollen die Bürgerschützen auch nach dem Vorfall im vergangenen Jahr, bei dem ein Kellner zusammengeschlagen worden sei, nun aktiv werden – und das Gespräch mit der Polizei, mit dem Ordnungsamt und mit der Stadt suchen. „Um vorzubeugen – und damit das Fest eine schöne Veranstaltung bleibt für die, die friedlich feiern wollen“, so Feuerstein. Gerade auch die Reaktionen auf Facebook seien an Übertreibung kaum zu überbieten gewesen. „Das fällt natürlich immer auf uns zurück“, ärgert sich der Präsident der Bürgerschützen. Eine Absage des Festes indes hätte zu keiner Phase im Raum gestanden. „Wir werden uns nicht einer Minderheit beugen.“

So ganz aus der Verantwortung nehmen könne man die Bürgerschützen allerdings nicht – findet Peter Reuters von der Kreispolizei Wesel. „Das Ganze ist unmittelbar im Bereich und im Zusammenhang des Schützenfestes passiert, da kann ich man nicht sagen, dass man damit nichts zu tun hat.“ Auch Reuters betont im Nachhinein, dass es sich nach Einschätzung der Polizei nicht um eine Massenschlägerei gehandelt habe, sondern um eine Auseinandersetzung zwei kleinerer Gruppen – und eben rund 40 Personen im Umfeld. Für die Polizei war es allerdings ein größerer Einsatz, weil die Lage unklar war. „Es wurde deshalb noch Unterstützung nachgefordert.“ So sei die Polizei mit zehn Fahrzeugen und rund 20 Beamten vor Ort gewesen. Am Ende wurden rund 100 Platzverweise erteilt und fünf Anzeigen gestellt, ein 19-jähriger aus Hünxe in Gewahrsam genommen. „Wir waren bis 4.20 Uhr vor Ort“, so Reuters. Auch das zeige die besondere Aufgabe für die Beamten, die aggressive Stimmung in den Griff zu bekommen.

Kreispolizei Wesel: Kein allgemeiner Trend bei Schützenfesten

Einen negativen Trend bezüglich der Auseinandersetzungen sieht Reuters nicht. Es habe immer schon auf Schützenfesten die eine oder andere Auseinandersetzung gegeben, auch zwischen Besuchern aus verschiedenen Ortsteilen. Aber die Sicherheitskonzepte der Vereine mit dem Security-Personal seien gut – zudem befände man sich immer im Austausch, sei über die Abläufe der Schützenfeste informiert. So begleite die Polizei die Umzüge und sei auch im Rahmen von Streifenfahrten präsent. „Alles kann man nicht kontrollieren – und bei so etwas sind die Vereine dann der Dumme. Man ist nicht immer und überall gegen Randale gewappnet.“

Thomas Neuköther vom Schützenverein Fusternberg blickt derweil relativ gelassen auf das kommende Wochenende mit dem eigenen Schützenfest. „Wir haben seit einigen Jahren ein erhöhtes Sicherheitskonzept mit Security, das hat sich bestens bewährt.“ Auf der anderen Seite will Neuköther nicht verhehlen, dass es in der Vergangenheit auch auf dem Fusternberg schon mal zu Schwierigkeiten gekommen sei. „Aber wir haben viele Vorgespräche geführt, sind gut vorbereitet.“ Der Bereich um das Festzelt an der Rundsporthalle ist abgezäunt, der Einlass nur mit Eintrittskarten gewährt. Doch wie bei vielen Events gilt auch bei den Schützenfesten im Kreis: Eine absolute Sicherheit gibt es nicht.