Hamminkeln. Stadt und Bahn streiten schon lange über die Gestaltung an der Betuwe-Linie in Mehrhoog. Unabhängig davon gibt es jetzt neue Entwicklungen.
In Mehrhoog ist es still geworden um den Ausbau der Betuwe-Linie. Hier schwillt schon seit mehr als drei Jahrzehnten der Streit zwischen Hamminkeln und der Bahn, wie denn die Linie mit dem neuen dritten Gleis quer durch das Dorf geführt werden soll. Nun hat der Stadtrat eine Entscheidung zum Betuwe-Ausbau in Mehrhoog getroffen, die allerdings nichts mit dem Streit um Bahnhof und Bahnhofstraße zu tun hat. Es geht um die Bahnübergänge Kikenheckweg und Wasserstraße nördlich von Mehrhoog.
Im Zuge des Ausbaus der Betuwe-Linie mit einem dritten Gleis sollen die schienengleichen Bahnübergänge beseitigt werden und zum Teil durch Über- oder Unterführungen ersetzt werden. Das gilt auch für den Bereich nördlich von Mehrhoog, wo sich die Bahnübergänge „Kikenheckweg“ und „Wasserstraße“, sowie eine Unterführung im Bereich des Umspannungswerkes der Deutschen Bahn befinden. Nun sollen die beiden Bahnübergänge geschlossen und stattdessen eine neue Straßenüberführung zwischen den jetzigen Übergängen gebaut werden. Außerdem soll die bestehende Unterführung am Umspannungswerk verlängert werden, damit in Zukunft das dritte Gleis genug Platz an dieser Stelle hat.
„Die Maßnahme zur Beseitigung der Bahnübergänge ist nicht Gegenstand des Planfeststellungsverfahrens zum dritten Gleis, sondern wurde in einem eigenständigen Plangenehmigungsverfahren abgehandelt“ betont die Stadt. Die entsprechende Plangenehmigung wurde vom Eisenbahnbundesamt bereits 2016 erteilt. Auch die Politik ist seit 2020 über den Sachverhalt informiert, hatte seinerzeit allerdings nicht entschieden, weil es noch keinen Planfeststellungsbeschluss für den gesamten Mehrhooger Abschnitt gibt.
Planfeststellungsbeschluss für Mehrhoog ist noch nicht in Sicht
Die Bahn allerdings drückt ein wenig aufs Tempo. Für sie ist es zur Einleitung weiterer Schritte, insbesondere hinsichtlich der Sicherstellung der Finanzierung, notwendig, mit der Stadt Hamminkeln eine entsprechende Eisenbahnkreuzungsvereinbarung abzuschließen. „Darüber hinaus hat die DB AG nochmals schlüssig dargelegt, dass diese Baumaßnahme keine Auswirkungen auf jegliche Planungsvarianten im Bereich des Bahnhofs Mehrhoog hat“, sagt die Stadt.
Weder eine vor allem von Mehrhoogern geforderte Halbtroglage mit den erforderlichen Rampenlängen („Öhrchen“) noch die Planungen im Bahnhofsbereich seien von dieser Maßnahme betroffen. Nach Auffassung der Verwaltung bestehen gegen den Abschluss einer Eisenbahnkreuzungsvereinbarung keine Bedenken. Zumal es die Stadt kein Geld kostet. Das sah auch der Stadtrat so, der den Beschluss einstimmig absegnete.
Das Deckblattverfahren
Auch nach Offenlage der Planfeststellungsunterlagen oder im Anschluss an den offiziellen Erörterungstermin kann es zu Anpassungen und Änderungen der Planungen kommen – beispielsweise aufgrund der Verlegung eines Versickerungsbeckens. In diesem Fall greift das sogenannte Deckblattverfahren: Es dokumentiert Änderungen in den Planfeststellungsunterlagen und berücksichtigt zudem die Beteiligungsinteressen der durch diese Änderungen Betroffenen.
Unabhängig davon laufen die Gespräche zwischen Stadt und Bahn bezüglich der Planungen rund um den Bahnhofsbereich weiter. Mittlerweile ist das vierte sogenannte Deckblattverfahren eröffnet worden. Das wollten die Beteiligten eigentlich vermeiden, doch das Eisenbahnbundesamt als Planfeststellungsbehörde hatte die Prüfung des dritten Deckblattverfahrens negativ beschieden. Nun wird weiter verhandelt.
Die Bahn – die sich seit Jahren gegen eine geforderte Halbtroglage in Mehrhoog wehrt – möchte im Bereich Bahnhofstraße eine eng verlaufende Rampe für Radfahrer. Die Stadt Hamminkeln würde sich indes lieber mit der Variante anfreunden, die auf einer eher geschwungeneren, rundlich angelegten Rampe eine bequemere Anfahrt für Radfahrer erlaubt, eben die „Öhrchen“. So lange das Verfahren läuft, ist mit einem Planfeststellungsbeschluss nicht zu rechnen.