Hamminkeln. An den Infoveranstaltung der Deutschen Bahn zum geplanten Umbau des Bahnübergangs Mehrhoog nahmen zahlreiche Bürger teil.
Die Frage, wie sehr das Thema Betuwe und der damit verbundene Umbau „ihres“ Bahnübergangs die Mehrhooger beschäftigt, hatte sich schnell geklärt. Schon eine halbe Stunde vor Beginn des von der Deutschen Bahn organisierten Infonachmittags hatten sich zahlreiche Bürger in der Begegnungsstätte eingefunden, wenig später war der Raum mit über 60 Interessierten gefüllt.
„Ich bin sehr begeistert über den Zulauf“, sagt dann auch Projektabschnittsleiter Michael Teitzel, wohl wissend, dass in den nächsten Stunden einige, vielleicht auch unbequeme Fragen zum dreigleisigen Ausbau des Bauabschnittes 4a, den rund 9,8 Kilometer langen Planfeststellungsabschnitt vom Stadtgebiet von Wesel bis zur Stadtgrenze Rees, aufkommen würden. „Wir wollen Sie abholen und mitnehmen“, sagte Teitzel. Speziell interessierte die Mehrhooger natürlich der Umbau des Bahnübergangs Bahnhofstraße, an dem künftig zwei Eisenbahnüberführungen, eine für den Autoverkehr sowie eine für Fahrradfahrer und Fußgänger, den Übergang und damit die Wartezeiten an Schranken ersetzen sollen.
Bahnübergang in Mehrhoog: Fünf Modelle, zwei Favoriten
Fünf unterschiedliche Modelle zum Umbau des Bahnübergangs hatte das Team um Michael Teitzel mitgebracht, zwei davon waren im vorderen Bereich aufgebaut, die übrigen in etwas kleinerem Maßstab im hinteren Bereich der Begegnungsstätte. Die Deutsche Bahn favorisiert weiterhin die Variante mit Schallschutzwänden und einer eng verlaufenden Rampe für Radfahrer. Die Stadt Hamminkeln würde sich indes lieber mit der Variante anfreunden, die auf einer eher geschwungeneren, rundlich angelegten Rampe eine bequemere Anfahrt für Radfahrer erlaubt.
Michael Teitzel sprach von einem „Meilenstein“, als er den Stand des Planfeststellungsverfahren präsentierte. Der Anhörungsbericht inklusive der Einwendungen sei von der Bezirksregierung fertiggestellt, und liege jetzt dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) zur Abwägung vor. „Ein wichtiger Prozessschritt“, wie Teitzel konstatierte. Das Bundesamt treffe dann einen Planfeststellungsbeschluss, wonach eine vierwöchige Klagefrist bleibe, bevor die Bauvorbereitung starte. Eine mögliche Kampfmittelsondierung im Mehrhooger Ausbaubereich könnte vielleicht schon Ende August starten, der Planfeststellungsbeschluss im besten Falle Ende des Jahres vorliegen.
Gültiger Ratsbeschluss für Halbtroglage
Der DB-Projektleiter erwähnte im gleichen Atemzug aber auch den gültigen Hamminkelner Ratsbeschluss für eine so genannte Halbtroglage, die Tieferlegung des Bereichs um 2,80 Meter. Das EBA werde hier abwägen, so Teitzel, ob es der Variante der Bahn oder doch der Stadt folge. Der Bau eines Troges sei indes mit erheblichem Aufwand verbunden, die Tieferlegung würde schon etwa zwei Kilometer vor dem Übergang beginnen, entsprechend lang seien die Rampen davor und dahinter.
Die Stadt Hamminkeln müsste zudem Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht einreichen. „Voerde und Oberhausen haben das auch schon getan“, erinnerte Teitzel. „Aber dann ist auch mit einem Verzug von zwei bis drei Jahren zu rechnen.“ Und bekanntlich scheiterten beide Städte auch mehr oder weniger deutlich vor der obersten Instanz.
„Wir sind der Auffassung, dass sehr viele Argumente gegen eine Tieferlegung sprechen“, schickte Teitzel voraus. Vor allem die Probleme mit dem Grundwasser – außerdem sei dann aber auch der Bau zweier Brücken über die Gleise notwendig. „2,80 Meter sind nicht zu unterschätzen.“ Eine Alternative für die Stadt sei es, kurzfristig noch eine Stellungnahme beim EBA einzureichen.
Betuwe-Ausbau: Zweite Info-Runde am Abend
„Warum schauen Sie nicht in die Niederlande“, fragte ein Bürger. Dort seien viele Bereiche tiefergelegt, die Züge seien „kaum sichtbar.“ Dafür seien jedoch viele Tunnel erforderlich, mit einem extremen Aufwand beim Bau, hielt Michael Teitzel dagegen. Nach seinem gut halbstündigen Vortrag nutzten die Mehrhooger die Möglichkeit, sich die verschiedenen Modelle erläutern zu lassen. Zu hinterfragen, sich auszutauschen, zu diskutieren – beispielsweise über Schallschutzwände im Außenbereich des Dorfes.
Aufmerksamer Zuhörer war auch Bürgermeister Bernd Romanski, der an einer „einvernehmlichen Lösung“ interessiert ist. „Wir können mit der Variante zwei leben, die ist besser als die Ursprungsvariante.“ Allerdings müsse die Politik nun entscheiden, ob die Stadt auf das Urteil des EBA warten wolle oder nicht, ob man weiter auf die Halbtroglösung setze. Das werde allerdings erst im Sitzungszyklus nach den Sommerferien geschehen. „Erst einmal finde ich es gut, dass die Bahn den Bürgern die Möglichkeit der Information bietet.“ Auch zur zweiten Info-Runde am Abend war die Begegnungsstätte gut gefüllt.