Wesel. Das Eselrock-Festival ist über Wesel hinaus beliebt – doch es klafft eine Finanzlücke. Das Team hofft auf Spenden und geht nun einen neuen Weg.
Simon Bleckmann ist eher der Fachmann für die Musik. Und deshalb verbindet der Vorsitzende des Vereins Eselrock, der am 31. Mai und 1. Juni wieder das gleichnamige Festival im Heubergpark organisiert, auch den schon legendären Fußball-Satz „Die Null muss stehen“ mit Kult-Trainer Otto Rehhagel und nicht mit dem früheren Schalke-Coach Huub Stevens, der dieses taktische Motto dereinst ausgegeben hatte.
Wer das letztendlich gesagt hat, ist Simon Bleckmann egal – aber es passt wie die Faust aufs Auge auf die finanziellen Planungen für das kommende wie auch die möglichen nächsten Eselrock-Festivals. Denn die Kosten sind stark gestiegen, weshalb die Zukunft des „Umsonst und draußen“-Spektakels in Wesel mehr denn je in den Sternen steht.
Das Eselrock-Festival muss eine Finanzlücke stopfen
„Wir müssen von Jahr zu Jahr denken“, umschreibt Simon Bleckmann eine ähnliche Devise, die in Fußball-Kreisen mit dem berüchtigten „von Spiel zu Spiel schauen“ vergleichbar ist. Denn für die Macher um Bleckmann und die gut 100 ehrenamtlichen Helfer gilt es ein Loch zu stopfen, das in seiner Größe noch nicht genau zu definieren ist.
„Wir gehen Jahr für Jahr erst einmal mit einem Minus rein“, verrät Bleckmann. Das konnte in den Corona-Jahren 20121, 2022 und 2023 dank einer Bundesförderung noch relativ smart ausgeglichen werden. So gab es beispielsweise im vergangenen Jahr 86.000 Euro vom Bund, davor sogar 100.000 Euro und in 2021 immerhin 45.000 Euro. 30.000 Euro kostete das Festival im ersten Jahr 2008 (ein Tag, eine Bühne), im vergangenen Jahr waren es bereits 197.000 Euro (zwei Tage, drei Bühnen).
Weil in diesem Jahr aber der Zuschuss ausbleibt, muss der Verein an seine Rücklagen gehen, gleichzeitig aber auch die allgemeinen Kostensteigerungen auffangen – von der Inflation ganz zu schweigen. „Wir sind wirklich jeden einzelnen Posten durchgegangen“, berichtet Simon Bleckmann. Beispielsweise auch, welche Art von Toiletten man sich leisten kann. Deutlich höher sind auch die Gagen der einzelnen Bands, die ihre gestiegenen Kosten ebenfalls decken müssen. Eine Band, die vor einigen Jahren noch 4000 Euro bekam, veranschlagte im vergangenen Jahr schon 10.000 Euro. „Viel einsparen können wir aber auch nicht mehr“, so Beckmann.
Eselrock in Wesel: Freier Eintritt bleibt
Und dennoch bleibt für Simon Bleckmann eine Devise gesetzt: „Wir werden keinen Eintritt nehmen.“ Denn davon würde nicht viel übrig bleiben, die Einnahmen würden weitgehend von den Gema-Gebühren und anderen Kosten gefressen. Zudem würde ein Eintrittspreis einige Besucher von vornherein ausschließen. „Das entspräche nicht mehr unserem Grundprinzip“, betont Bleckmann, eben dem „Umsonst und draußen.“ Auch die Getränkepreise wolle man nicht erhöhen. „Wir wollen schließlich ein Festival für alle Bürger bleiben. Und zuletzt sind auch viele Kinder gekommen – auch von den Besuchern der ersten Jahre. Das macht den besonderen Charakter aus.“
Stattdessen hat das Orga-Team eine andere Idee ausgetüftelt – nämlich eine Fördermitgliedschaft. Mit einem Mindestbeitrag von 30 Euro im Jahr kann der Eselrock-Fan dabei sein, also 2,50 Euro pro Monat. Dafür bekommen die Förderer besondere Vorteile, wie gesonderte Informationen und Angebote, die noch nicht genau festgelegt sind.
2008 Fördermitglieder sind das Ziel des Vereins, passend zum ersten Jahr des Festivals. Knapp über 60.000 Euro kämen damit zusammen, was dem Verein dabei helfen würde, nicht andauernd den Rotstift ansetzen zu müssen. „Wir freuen uns natürlich auch jederzeit über Spenden in jeder Höhe – man muss dafür nicht Fördermitglied werden.“ Aber 60.000 Euro seien erst mal die Ziel-Summe. Schon während des Festivals wird man über einen QR-Code direkt eine Mitgliedschaft beantragen können.
Bahnsperrung wird beim Eselrock 2024 zum Problem
In diesem Jahr gibt es aber noch ein weiteres Problem – die Bahnsperrung zwischen Wesel und Oberhausen. Deshalb ist das Eselrock-Team schon dabei, Shuttle-Busse zu organisieren. Aber auch das kostet wieder Geld. „Und was ist, wenn es regnet?“, fragt Simon Bleckmann. „Dann haben wir noch ein Problem.“ Unabhängig von der noch nicht gesicherten Zukunft kann sich das Programm einmal mehr sehen lassen - mit hochkarätigen Bands wie Zwakkelmann, 257ers, Rogers, The Sixsters, Attic Stories, Raum27 und Cat Ballou aus Köln.
Neu ist in diesem Jahr die Zusammenarbeit mit dem Team F der Lebenshilfe Unterer Niederrhein. Mit einigen Helfern unterstützt das Team F – bestehend aus Menschen mit und ohne Handicap - die Eselrock-Crew ehrenamtlich, um so den inklusiven Austausch zu fördern. Und einen kleinen Lichtblick gibt es in diesen rauen Tagen auch: Die Initiative Musik fördert das Festival - von den insgesamt 900 Bewerbern haben 141 Projekte eine Förderung erhalten – darunter auch Eselrock.