Wesel. Die schwache Wirtschaftslage bremst das Logistikzentrum in Wesel, statt 400 arbeiten erst 120 Menschen dort. Welche Stellen noch besetzt werden.
Bis unter die Decke stapeln sich Pfannen, Aufbewahrungsboxen und Toaster – fein säuberlich verpackt in Kartons. Reihe für Reihe. Regal für Regal. Die Ausmaße sind beachtlich: Allein in dieser Halle des Rhenus-Logistikzentrums in Wesel ist Platz für rund 13.000 Paletten. Gebucht hat sie ein bekanntes Unternehmen, das auf den Verkauf von Haushaltsutensilien spezialisiert ist. Diese Waren gehen vom Standort im Rhein-Lippe-Hafen aus zu den Abnehmern in der Region.
Anlässlich des Tages der Logistik am vergangenen Donnerstag hat der Dienstleister Einblicke in seinen Standort gegeben, der zum Unternehmensbereich der Lagerlogistik gehört. Betriebsleiter Philip Baltes führte eine Gruppe von Besucherinnen und Besuchern durch einen Teil der zehn Hallen, die sich insgesamt über eine Fläche von 86.000 Quadratmetern erstrecken.
Wesel: Rhenus-Logistikzentrum hat keinen Hafenanschluss
Offiziell ist das Logistikzentrum, das zu den größten am Niederrhein gehört, im vergangenen August eröffnet worden – los ging es allerdings schon einige Monate vorher. Baltes skizzierte beim Rundgang, wie der Betrieb in den Hallen abläuft. So wird zum Beispiel in zwei Schichten gearbeitet, in der Nacht ist also niemand im Einsatz. Alle Waren erreichen und verlassen das Areal per Lastwagen, denn über einen Anschluss an ein Schiffsterminal verfügen die Lagerhallen nicht, Schienen sind im Rhein-Lippe-Hafen nicht verlegt. Eine Zusammenarbeit gibt es mit dem Contargo-Terminal im Emmelsumer Hafen: Das Unternehmen gehört ebenfalls zur Rhenus-Gruppe, in Voerde werden per Schiff angelieferte Waren auf Lkw verladen und dann nach Wesel gebracht.
Innerhalb der Hallen kommen unterschiedliche Systeme und Technologien zum Einsatz – je nach Wunsch der Kundinnen und Kunden. So müssen Haushaltswaren anders gelagert werden, als etwa Materialien aus dem Salzbergwerk in Rheinberg, dessen Betreiber K+S in der Nachbarstadt Lagerkapazitäten gemietet hat. Rhenus arbeitet laut Philip Baltes hier zwar in der Regel mit Großabnehmern zusammen: Also zum Beispiel einem Elektronikmarkt, der gleich 30 Staubsauger auf einmal kauft, um sie dann selbst weiterzuvertreiben. Im Logistikzentrum werden aber durchaus auch Bestellungen von Direktkunden fertig gemacht, die dann von Lieferdiensten bis an die Haustür gebracht werden. Grundsätzlich gilt: Rhenus stellt die Waren aus dem Lager zur Abholung bereit, anschließend übernimmt den Weitertransport der Kunde oder ein Transportdienstleister.
Bisher läuft der Standort im Rhein-Lippe-Hafen noch nicht im Normalbetrieb, wie Baltes bei dem Rundgang den Zuhörerinnen und Zuhörern berichtete. In den Lagern sind also weiterhin Platzkapazitäten frei. Es sind deshalb auch längst noch nicht so viele neue Stellen geschaffen worden, wie angestrebt: Während des Baus der riesigen Halle und bei der offiziellen Eröffnung hatte Rhenus davon gesprochen, dass perspektivisch rund 400 Menschen am Standort in Wesel arbeiten sollen. Davon ist man derzeit allerdings ein gutes Stück entfernt.
Nach Aussagen der Niederlassungsleitung beschäftigt der Logistiker hier derzeit 120 Menschen, das sind rund 30 mehr als beim offiziellen Start im August 2023. An dem Vorhaben, dass irgendwann mal 400 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen, will das Unternehmen aber festhalten. „Wir sind erst vor acht Monaten in den Standort gezogen und daher noch nicht in der Vollauslastung“, heißt es auf NRZ-Nachfrage bei der Niederlassungsleitung. Das Hochfahren der Auslastung und damit auch der Aufbau der Belegschaft nehme seinen üblichen Lauf und benötige etwas Zeit. „Wie lange dies dauert, ist aufgrund der globalen Wirtschaftssituation, aber auch dem vorherrschenden Fachkräfte- und Bewerbermangel nicht klar zu beziffern“, heißt es.
Dennoch sind im Logistikzentrum derzeit mehrere offene Stelle zu besetzen. So werden für den Standort im Rhein-Lippe-Hafen derzeit Lagermitarbeiter als Quereinsteiger (geworben wird in Stellenanzeigen mit einem Jahresgehalt zwischen 27.000 und 32.000 Euro), Schichtleiter für die Lagerlogistik sowie Auszubildende und duale Studenten fürs Logistikmanagement gesucht. Ab 2025 wird dann eine weitere Ausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung angeboten. „Natürlich möchten wir unser Ziel aber so schnell wie möglich erreichen“, betont Rhenus mit dem Blick auf die angekündigten 400 Jobs.