Wesel. Sabina und Ettore Masin vom „Eiscafé Feldmark“ gehen in den Ruhestand. Nachfolger sind bereits gefunden – und die haben ganz konkrete Ideen.
Im Weseler Stadtteil Feldmark ist dieser Tage eine Ära zu Ende gegangen: Sabina (60) und Ettore Masin (64) führen das beliebte „Eiscafé Feldmark“ am Marktplatz nicht weiter. „Wir möchten uns in den Ruhestand zurückziehen“, erklärt die 60-Jährige, die die Traditions-Eisdiele 37 Jahre lang gemeinsam mit ihrem Mann betrieben hat. Mitte der 1980er Jahre hatte das Ehepaar die Eisdiele übernommen und sich damit weit über die Grenzen des Stadtteils beliebt gemacht. Nun ist nach fast vier Jahrzehnten Schluss, doch traurig sind die Masins nicht: „Wir danken unseren Kunden für all die schönen Jahre“, betont Sabina Masin, die sich nun auf einen neuen Lebensabschnitt freut.
Mit gutem Gefühl kann das Ehepaar in Richtung Rente blicken: Zwar wollte die gemeinsame Tochter das Eiscafé nicht übernehmen, doch mit Elena (46) und Reinhard (67) Kästner haben sie passende Nachfolger gefunden. Bereits mit dem Start der diesjährigen Eis-Saison am 15. Februar läuft das Eiscafé nun unter neuer Herrschaft. Viel soll sich aber für die Kundschaft nicht ändern: „Wir haben im Prinzip die ganze Eisdiele mit den Rezepten übernommen“, erläutert Reinhard Kästner. „Das Eis wird also immer noch gleich schmecken“, verspricht seine Frau Elena.
Und auch Sabina Masin ist sicher: „Das wird gutgehen!“ Sie muss es wissen, stammt sie doch aus einer echten Eisdielen-Dynastie und verfügt über ein halbes Jahrhundert Eisdielen-Erfahrung: „Als ich zehn Jahre alt war, hat meine Mama mir eine kleine Schürze umgebunden und gesagt: Jetzt kannst du servieren“, erinnert sich die gebürtige Gelsenkirchenerin mit italienischen Wurzeln lächelnd. Das war in der elterlichen Eisdiele in Essen, wo sie in ihrer Jugend aushelfen durfte. Dreizehn Jahre später trug sie eben jene Schürze noch einmal: Ein Foto zeigt sie (damals 23) und ihren Mann Ettore (damals 27) vor dem Eiscafé Feldmark, als sie dieses gerade von Sabinas Vater übernommen hatten. Zusammen mit der Eisdiele ging damals das Familienrezept für die Eiscreme an Sabina und ihre Geschwister, die ihrerseits Eisdielen in anderen Teilen Deutschlands betrieben. „Es muss bestimmt 60 Jahre alt sein“, schätzt Sabina Masin. Ihr Vater hatte es bereits von seinem Onkel bekommen.
Nun also wandern Eisdiele und -rezept weiter, verändern wollen die Kästners daran erst einmal nichts. Eine eigene Note, da ist Reinhard Kästner sicher, wird sich im Laufe der Zeit zwangsläufig ergeben. Eine eigene Eisdiele zu führen, war vor allem der Wunsch seiner Frau Elena. Sie hat bereits zehn Jahre Erfahrung im Eisgeschäft, arbeitete lange in einer anderen Eisdiele in der Weseler Innenstadt. Vor ein paar Jahren war dann der Wunsch gewachsen, ein eigenes Geschäft zu betreiben. Über gemeinsame Bekannte kam der Kontakt zu Sabina und Ettore Masin, in deren Sinne sie das Eiscafé weiterführen wollen.
Noch zwei Wochen bleibt Zeit zum Abschied nehmen
Dieser Tage sieht man noch beide Paare hinter der Eistheke im Eiscafé Feldmark. „Wir sind noch ungefähr zwei Wochen hier, um zu helfen“, sagt Sabina Masin. „Für uns ist das keine Arbeit mehr, das ist ein tolles Gefühl.“ Schön ist dieser fließende Übergang auch für die Kunden, ergibt sich so doch noch die Gelegenheit, Abschied von dem Paar zu nehmen, das immerhin drei Generationen Feldmarkern Eis verkauft hat. Einige Stammkunden wissen natürlich schon Bescheid und haben positiv reagiert: „Die haben alle gesagt: Wir freuen uns für euch“, berichtet Sabina, die bald gemeinsam mit ihrem Mann zurück nach „bella italia“ gehen will, wo sie sich einst auch kennen lernten.
Auch Elena Kästner, die an den ersten Tagen in ihrer eigenen Eisdiele ziemlich aufgeregt war, hat mittlerweile erste Erfahrung mit den Kunden machen können: „Die Leute sind alle sehr nett“, freut sie sich. „Die kommen alle mit guter Laune und gehen glücklich.“ Das mag natürlich auch am Geschäft mit der gefrorenen Süßspeise liegen, wie ihr Mann Reinhard meint: „Es ist eine Eisdiele. Hier kommt selten einer rein, der nicht lächelt oder lacht.“