Hamminkeln. Die Diskussion um eigene Stadtwerke in Hamminkeln ist nicht neu. Doch jetzt nehmen die Pläne mit einem Kooperationspartner Fahrt auf.

Eigene Stadtwerke für Hamminkeln? Die Idee ist nicht neu. Schon 2011 und zwischen 2014 und 2016 gab es erste Vorstöße in diese Richtung. Doch nun hat das Projekt gehörig an Fahrt aufgenommen. Die Stadt will 45.000 Euro in den Haushalt einstellen, um die Gründung von eigenen Stadtwerken voranzutreiben. Wunschpartner hier ist Gelsenwasser.

Das Gelsenkirchener Energieunternehmen hatte bereits im letzten Jahr die Hamminkelner Klärwerke unter die Lupe genommen und war zu dem Ergebnis gekommen, dass eine strategische Partnerschaft in Hamminkeln mehr als sinnvoll sei. Denn die Aufgaben im Abwasserbereich werden immer komplexer. Es fehlt häufig an entsprechendem Personal, das mehrere Arbeitsbereiche mit einer Stelle abdecken kann. Stichwort: eierlegende Wollmilchsau. Auch die Möglichkeiten der Investitionen würden sich so verbessern lassen.

Auf jeden Fall eine Mehrheitsbeteiligung in Hamminkeln

Nun bereitet die Stadt den ganz großen Wurf vor. Sie will eine Holding im 100-prozentigen Stadtbesitz gründen. Unter deren Dach könnten sich verschiedene Bereiche versammeln. Wie genau das Konstrukt später tatsächlich in der Realität aussehen wird und wer sich mit wie vielen Anteilen beteiligt, ist bisher noch offen. Erklärtes Ziel ist aber immer eine Mehrheitsbeteiligung der Stadt - sprich 51 Prozent.

Wir wollen da mitverdienen
Bürgermeister Bernd Romanski - zur Gründung der Stadtwerke und der Netzgesellschaften

Gelsenwasser ist Konzessionär des Gasnetzes in Hamminkeln bis 2028. Westnetz betreibt das Stromnetz in der Stadt bis 2034. Mit beiden möchte die Stadt jeweils Netzgesellschaften gründen, um künftig von den Netzentgelten, die jeder Kunden entrichten muss, zu profitieren. Beide Energieunternehmen haben bereits ihre Bereitschaft zu einer dauerhaften Zusammenarbeit signalisiert.

Die Monopole der großen Energieversorger bröckeln

Die ehemaligen „Netzmonopole“ der großen Energieversorger bröckeln immer mehr. Waren es früher nur Großstädte, die mit eigenen Stadtwerken an den Markt gingen, drücken seit einigen Jahren auch immer kleinere Kommunen in den Markt hinein. Die Liberalisierung des Energiemarktes macht sich immer deutlicher bemerkbar. Um weiter „mitzuspielen“ streben viele Energieriesen mittlerweile Kooperationen mit Kommunen an.

Die neue Stromnetz Hamminkeln GmbH mit Westenergie soll direkt unter der Holding angesiedelt werden. Die Gasnetz GmbH mit Gelsenwasser soll in die Stadtwerke eingebracht werden, die ebenfalls unter der Holding laufen sollen. Neben dem Gasnetz sollen die Stadtwerke sich auch um den Bereich Abwasser kümmern.

Stadtwerke kümmern sich um Abwasser

Dazu will Hamminkeln einen Regiebetrieb Abwasser gründen. In dem werden das Altvermögen Abwasser und die hoheitlichen Aufgaben gebündelt. Dieser Regiebetrieb schließt Verträge mit den Stadtwerken über die Abwasserbeseitigung und gegebenenfalls über Personalüberlassungen ab. Die eigentliche Arbeit im Bereich Abwasser samt Neuinvestitionen und Substanzerhalt wäre dann bei den Stadtwerken angesiedelt.

Im Bauausschuss sahen Grüne und FWI noch viele offene Fragen und wollten den Beschluss deshalb nicht mittragen. Nun wird man sehen, wie sich die Mitglieder im Haupt- und Finanzausschuss positionieren, bevor der Rat nächsten Donnerstag endgültig abstimmt. Und dann müssen alle die Ergebnisse abwarten, um endgültig zu entscheiden, ob es demnächst Hamminkelner Stadtwerke geben wird.