Schermbeck. Die Geschichte der einstigen Eisenbahn-Strecke Venlo-Haltern bleibt lebendig. Wo früher der „Bahnhof Damm“ stand, ist nun eine Gedenkstätte.

Viele Schermbecker wünschen sich eine bessere Verkehrsanbindung, vor allem im Außenbereich. Dieser Wunsch existierte offenbar auch schon vor knapp 90 Jahren. 1874 wurde die Strecke Haltern-Wesel-Venlo in Betrieb genommen, 32 Jahre später (am 1. Juli 1906) wurde die Bahnhaltestelle Damm/Lippe eröffnet. Vorher mussten die Dammer nach Drevenack oder Schermbeck fahren, um in den Zug steigen zu können. 3770,63 Mark hatte damals der kleine Bahnhof mit zwei Warteräumen für die erste und die zweite Klasse gekostet.

Heute existiert die Haltestelle schon lange nicht mehr und wäre wohl auch völlig in Vergessenheit geraten, wenn nicht durch einen Zufall vor einigen Jahren Heinz Neu, Mitglied im Turmverein Damm, in der Nähe einen alten Stein gefunden hätte, der sich als der alte Hektometerstein der ehemaligen dortigen Haltestelle mit der Aufschrift 28,9 herausstellte. Ab diesem Moment und dank der Initiative der Turmverein-Mitglieder Heinz Neu und Walter Prumbohm ist an der Stelle des ehemaligen Bahnhofs gemeinsam mit dem RVR eine kleine Gedenkstelle errichtet worden. Inzwischen hat der Platz auch einen „Wächter“, denn Norbert Basser schaut hier regelmäßig nach dem Rechten.

Mit einem Hektometerstein kam die Erinnerung an die Bahntrasse zurück

Mittlerweile ist der alte „Bahnstein“ restauriert. Dieser wurde gemeinsam mit einer großen Tafel dort aufgestellt und genau 111 Jahre nach der Eröffnung Strecke mit einer kleinen Feier am 1. Juli 2017 eingeweiht. Der Turmverein Damm hatte den Ort der damaligen Bahnhaltestelle Damm/Lippe (an der Kreuzung Zur Alten Lippe/Alte Landstraße) direkt am Fahrradweg zwischen Schermbeck und Drevenack eingeladen, berichtet Turmvereins-Vorsitzender Hermann Göbel. Es wurde damals ein kleines Volksfest: Per Lautsprecher ließen die Dammer zu Beginn des Festes einen Dampfzug an den gedachten Bahnsteig rollen, Walter Prumbohm hatte sich in eine Eisenbahner-Uniform geworfen und regelte mit einer Haltekelle den „Verkehr“ auf dem ehemaligen Bahndamm.

Eine alte Postkarte vom „Bahnhof Damm“ in Schermbeck.
Eine alte Postkarte vom „Bahnhof Damm“ in Schermbeck. © PR

Seit schon 70 Jahren ist der Dammer Bahnhof mittlerweile Geschichte: Bis zum Sommer 1954 wurden noch Fahrkarten in Damm verkauft. Kurz vor Weihnachten endete dann dieses Bahn-Kapitel in dem Schermbecker Ortsteil mit dem Abriss des Gebäudes. Doch was erinnert dort heute noch an die damalige Eisenbahnverbindung?

Eher ein Bummelzug, aber früher offenbar beliebt

„Nicht mehr viel“, sagt Heinz Neu, der allerdings noch zahlreiche Erinnerungen an seine Kindheit hat, die mit der Eisenbahn durch Damm in Verbindung stehen: „Wir hatten früher einen Malerbetrieb und konnten zum Farben-Mischen die Konservendosen gut gebrauchen, die die Soldaten der Militärzüge einfach aus dem Fenster geworfen haben. Dafür brauchte ich nur an der Bahntrasse zu suchen, die lagen da zu Hauf“, so der 80-Jährige. Der Ur-Dammer berichtet allerdings auch, dass die normalen Züge wohl eher Bummel-Züge waren: „Meine Schwester ist immer mit dem Zug nach Wesel zum Gymnasium gefahren. Ich bin manchmal zeitgleich mit dem Fahrrad losgefahren – und es kam vor, dass ich in Wesel vor der Schranke stand, als der Zug mit meiner Schwester ankam.“

Bahnvorsteher Schledorn auf dem Südbahnsteig
Bahnvorsteher Schledorn auf dem Südbahnsteig © PR | Turmverein Damm

Neu weiß auch noch, dass jeden Sonntag mindestens 30 Leute aus Damm nach Drevenack zur Kirche fuhren. „Ich habe es noch genau vor meinen Augen, wenn die zurückkamen und dann alle wieder zu ihren Häusern gelaufen sind. Und sogar von der anderen Seite der Lippe seien Fahrgäste (meist per Fahrrad) zum Haltepunkt Damm gekommen – aus Gartrop per Kahn als öffentliche Fährverbindung über den Fluss.

Und auch Walter Prumbohm (72) erinnert sich noch genau: „Ich bin früher immer kurz vor Weihnachten von Damm mit dem Zug nach Wesel gefahren, wo wir dann bei Spielwaren Franck die Geschenke gekauft haben. Das war bei uns ein Ritual, an das ich noch immer gerne zurückdenke.“

Eine alte Wagenschlussleuchte und Planungen für ein „Damm“-Schild

Die vier Senioren halten die Dammer Eisenbahngeschichte mit Begeisterung wach. Neulich haben sie eine Wagenschlussleuchte an der Gedenkstätte angebracht, die Planungen für die Installation eines bahn-typischen Stationsschildes mit der Aufschrift „Damm“ laufen.