Hamminkeln. Thomas Neu, Landwirt aus Brünen, ist von der Protestaktion aus Berlin zurückgekehrt. In Dingden kamen 250 Leute bei einem Mahnfeuer zusammen.
Von Berlin nach Brünen an einem Tag: Am Mittag hatte Thomas Neu noch mit mehreren Tausend Bauern vor dem Brandenburger Tor in Berlin protestiert, am späten Abend war der Landwirt schon wieder zurück auf dem heimischen Hof im Hamminkelner Ortsteil. Mit jeder Menge Eindrücke im Kopf, mit einer besonderen Erfahrung im Gepäck und zumindest ein bisschen Optimismus für eine bessere Zukunft der Branche.
„Ich habe meinen Trecker 300 Meter vor dem Brandenburger Tor geparkt und war dann in vorderster Reihe mit dabei“, berichtet Thomas Neu. Die Worte von Bundesfinanzminister Christian Lindner machten ihm indes wenig Hoffnung, doch insgesamt sei der Bauernprotest in der Hauptstadt eine „super Veranstaltung“ gewesen. „Wir haben vor Ort eine so große Solidarität erfahren“, so Neu, „da haben uns Handwerker, Feuerwehrleute und Bäcker ihr Zustimmung signalisiert.“ Er habe auch Landwirte aus Sachsen kennengelernt, „die waren schon krawallig drauf.“
Die Spedition hatte den Trecker von Thomas Neu in den kleinen Ort Kremmen rund 50 Kilometer nordwestlich von Berlin gebracht. Dort übernachtete der Hamminkelner zusammen mit rund 20 weiteren Landwirten von Sonntag auf Montag, machte sich aber bereits kurz nach 2 Uhr mit dem Trecker auf in Richtung Hauptstadt. Gegen 4.30 Uhr war der Tross dann am Brandenburger Tor. „Aber einige waren schon schneller“, schmunzelte Thomas Neu.
Am späten Nachmittag war Thomas Neu dann wieder zurück in Kremmen, lud seinen Trecker auf den Tieflader und stieg kurz darauf wieder ins Auto – zusammen mit zwei Landwirtinnen aus Raesfeld und einem Landwirt aus Bottrop. „Eine tolle Truppe, wir haben uns bestens verstanden – auch wenn es ein Blind Date war.“ Der Trecker von Thomas Neu war am Dienstagmittag wieder zurück bei der Spedition in Oberhausen.
Hamminkeln: Viele Bürger beim Mahnfeuer in Dingden
Das Fazit des Besuchs in Berlin war für Thomas Neu klar: „Wenn ich noch mal die Möglichkeit bekommen würde, bin ich wieder dabei.“ Während der Brüner auf der Autobahn 2 Richtung Niederrhein unterwegs war, formierte sich auch in der Heimat erneut der Protest: In Dingden hatten die Ortsbauern am Montagabend ein Mahnfeuer organisiert – für alle Landwirtinnen und Landwirte aus Hamminkeln, die nicht in Berlin dabei sein konnten. Mit einer riesigen Resonanz: Rund 100 Trecker und etwa 250 Besucher fanden sich am Kreisverkehr unweit der Westfalen-Tankstelle ein. „Wir hatten vielleicht mit 100 Leuten gerechnet“, verriet Mit-Organisator Jens Buchmann, „aber das war schon beeindruckend.“
Auch viele Bürger seien vorbeigekommen und hätten ihre Solidarität bekundet. Selbst einige politische Vertreter waren vor Ort. Nette Begebenheit am Rande: Mitarbeiter der Tankstelle brachten mehrere Kisten Getränke vorbei. Gegen 22.15 Uhr löste sich die Gruppe auf, machten sich die Schlepper wieder auf die Heimreise. „Das war eine gute Sache“, freute sich Jens Buchmann auch rückblickend auf die Aktionen in der Protestwoche – auch die am Freitag in Brünen, als Kakao und Plätzchen an Autofahrer verteilt wurden. Wie es jetzt aber mit den Protesten weitergehe, sei noch ungewiss. „Wenn es nötig ist, ziehen wir wieder los.“ Und Thomas Neu würde bestimmt nochmal nach Berlin fahren...