Hünxe. Hühnerzüchter Hinrich Lenz ist nach gut einem Jahr überrascht, was seine Kunden kaufen – und vor allem wann. Außerdem lockt ein Zusatzangebot.

Hinrich Lenz ist ein lustiger Zeitgenosse. Das gibt der 58-jährige Hühnerzüchter aus Drevenack gerne zu, der vor gut einem Jahr so manchen überraschte, als er einen großen Verkaufsautomaten mit dem unübersehbaren Logo „Herr Anton“ an der Ecke Dorfstraße/Dinslakener Straße einrichtete. Hier direkt neben seiner Hühnerwiese zwischen Drevenack und Krudenburg gibt es seit November 2022 nun mittlerweile einen Service, der im ländlichen Raum bis vor ein paar Jahren seinesgleichen suchte: Eine Einkaufsmöglichkeit rund um die Uhr.

Mehrmals täglich kommt der Landwirt hier vorbei und schaut nach Rechten. „Gerne auch für einen Schnack mit den Leuten. Ich bin halt ein geselliger Kerl“, sagt Lenz lachend, der durch diese Gespräche mit seinen Kunden einiges erfährt über die Kaufgewohnheiten der Herr-Anton-Liebhaber. „Der Renner sind meine Eier“, antwortet der Hühnerzüchter wie aus der Pistole geschossen auf die Frage nach dem „Verkaufsschlager“ von Herrn Anton. 300 verkaufte Eier an einem Tag seien keine Seltenheit. Für die Eier seiner 2000 Freiland-Hühner kämen manche Kunden sogar aus Essen, Oberhausen und Dinslaken, berichtet der 58-Jährige. Er weiß aber auch, dass er sein Sortiment immer wieder anpassen muss.

„Die Leute haben immer mal wieder andere Wünsche – da muss man flexibel sein“, so der Landwirt, der ein festes Dauersortiment hat sowie einige saisonal wechselnde Produkte. „Milch, Butter und Wurst im Glas (Leberwurst und Frühstücksfleisch) habe ich immer da“, so Lenz, der über Weihnachten unter anderem Rotkohl und Klöße mit angeboten hat.

Wenn der Magen mitten in der Nacht knurrt

Zum Frühjahr hin werde er seinen Verkaufsautomaten mehr und mehr mit Grillgut bestücken und in den kommenden Wochen auch mit bunten Eiern. „Spätestens zu Ostern beginnt die Grillsaison, da muss ich vorbereitet sein“, erläutert der 58-Jährige seine Planungen. Manche würden selbst spät in der Nacht noch dringend Koteletts oder Schweinebauch kaufen wollen.

Sein „Herr Anton“ müsse sich allerdings erst noch herumsprechen, berichtet Lenz: „Ich treffe auch jetzt noch immer wieder Kunden, die sagen, sie seien zum erstenmal dort und hätten noch nichts von dieser Möglichkeit gewusst.“ Daher sei es für ihn wichtig, dass sich dieser Rund-um-die Uhr-Service weiter herumspreche. „Dann muss es in diesem Jahr knallen“, hofft der Drevenacker auf einen Run auf seine Produkte.

Andererseits nehme er stets Anregungen gerne auf, so der Herr-Anton-Betreiber, der dazu ein Beispiel nennt: „Über die Weihnachtstage ist wohl einigen die Sahne ausgegangen. Daher überlege ich jetzt schon beim nächsten Mal über die Feiertage auch Sahne mit ins Sortiment zu nehmen.“

Unübersehbar ist der Verkaufscontainer „Herr Anton“ mit unter anderem Getränken und Snacks, aber auch einigen Besonderheiten.
Unübersehbar ist der Verkaufscontainer „Herr Anton“ mit unter anderem Getränken und Snacks, aber auch einigen Besonderheiten. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Und was läuft außer den Eiern noch gut? „Überraschenderweise Hühnerfutter“, schildert Hinrich Lenz und lacht. Die Tüte mit 200 Gramm Tiernahrung für das Federvieh auf dem angrenzenden Feld sei vor allem für Kinder der Renner, die dann mit Begeisterung staunen, wie sich hunderte Hühner an dem Futter erfreuen. Und diese „glücklichen Hühner“ legen dann auch zu 85 Prozent ihr tägliches Ei, wie Hinrich Lenz vorrechnet: „Meine Hühner schaffen in zehn Tagen etwa 8,5 Eier.“

Was den Betreiber der Verkaufsstation etwas enttäuscht hat, ist der Verkauf von Bier. „Das stößt nicht so richtig auf Interesse. Dagegen sind Durstlöscher (Süßgetränke in Tetrapaks) vor allem an heißen Tagen der Renner“, schildert Lenz, der in seinem Sortiment außer Lebensmitteln auch zwei Non-Food-Artikel anbietet: Fahrradflickzeug und Kondome. Meist zu nächtlicher Stunde steige der Kondom-Umsatz, berichtet der 58-Jährige und ergänzt lachend: „Vor allem ist der Kauf bei Herr Anton ja viel anonymer als bei Edeka an der Kasse.“

Zusatzservice: Rund 50 Deko-Artikel gibt‘s gleich nebenan

Neu hinzugekommen ist – quasi als „Nachbar“ von Herrn Anton – ein Automat mit rund 50 verschiedenen Dekoartikeln von Nadine Römer. Die 40-jährige Drevenackererin hält darin ähnlich wie Hinrich Lenz ein festes Sortiment (wie Kerzen und Glückwunsch-Karten) vorrätig, bietet aber auch zur Jahreszeit passende Artikel an. „Aktuell kommen Produkte für den Valentinstag in den Automaten – danach denke ich schon an Ostern und Muttertag“, schildert die Baslerin, die ursprünglich über ihren Weihnachtslikör (Eierlikör aus Eiern der Lenz-Hühner) auf den Verkaufsstand „Herr Anton“ aufmerksam geworden war.

Und vielleicht erweitert sich „Herr Anton“ auch noch über das Hünxer Gebiet hinaus: „Ich bin gerade in Gesprächen, auch in Wesel einen Verkaufsautomaten aufzustellen“, berichtet Hinrich Lenz. Über den genauen Standort sei die finale Entscheidung aber noch nicht gefallen. Bis dahin ist „Herr Anton“ wohl weit und breit ein Unikat.